Fußball

Drainage war zu teuer Nach Pokal-Absage: Saarbrücken räumt Planungsdefizite ein

Drainage, nur anders.

Drainage, nur anders.

(Foto: picture alliance/dpa)

Nach der Absage des Pokal-Viertelfinals zwischen dem 1. FC Saarbrücken und Borussia Mönchengladbach hat die Suche nach einem Nachholtermin begonnen. Die Partie war am Mittwochabend wegen starker Regenfälle nicht angepfiffen worden, der Platz im Ludwigsparkstadion war unbespielbar. Beide Teams zeigten sich mit der Entscheidung des Schiedsrichters einverstanden. Offen ist, wann die Partie nun stattfinden kann. Wir beantworten einige Fragen rund um das Spiel und die Neuansetzung.

Wann kann gespielt werden?

Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) will zügig einen Termin finden. Grundsätzlich dürfte sich die Suche nicht so schwierig gestalten, da beide Teams nicht international aktiv sind. Aber in den nächsten Tagen soll es weiter regnen, was eine Austragung in der nächsten Woche unwahrscheinlich erscheinen lässt. Und in der übernächsten hat Saarbrücken bereits ein Nachholspiel. In Abstimmung mit beiden Mannschaften solle die Verkündung aber "schnellstmöglich" erfolgen, teilte der DFB mit.

Wie geht es jetzt im Pokal weiter?

Bayer Leverkusen, Fortuna Düsseldorf und der 1. FC Kaiserslautern stehen bereits als Halbfinalisten fest. Am Samstag wird im ZDF-"Sportstudio" die Auslosung der Halbfinal-Duelle stattfinden. Der DFB kündigte an, dass dann auch ein Doppellos (Saarbrücken/Mönchengladbach) im Topf sein wird. Sollte dies als Auswärts-Team gelost werden, wüsste der Gegner aber bis zur Austragung nicht, ob er tatsächlich daheim spielt. Denn im Falle eines Saarbrücker Weiterkommens würde das Heimrecht gedreht.

Warum gibt es immer wieder Probleme mit dem Saarbrücker Rasen?

Schon vorab hatte es wegen Problemen mit der Drainage immer wieder Diskussionen um die Bespielbarkeit des Rasens des Drittligisten gegeben. Das Liga-Spiel gegen Dresden im Oktober war abgebrochen worden, das Pokalspiel gegen die Bayern hatte lange auf der Kippe gestanden. Erst am Tag vor der geplanten Gladbach-Partie hatte der Stadtrat die Ausbesserung des Rasens beschlossen. Nach Informationen mehrerer Medien erklärte Oberbürgermeister Uwe Conradt am Mittwochabend in einem Statement: "Wir können uns bei den Vereinen und den Fans beider Teams sowie bei allen, die am heutigen Spieltag im Einsatz waren, nur für die Unannehmlichkeiten entschuldigen." Man müsse nun "Planungsdefizite ausräumen" und "das Rasenproblem lösen".

Stop! Stop! Stop! Planungsdefizite? Typisch. Ist das Stadion nicht gerade erst eröffnet worden?

Gladbach wärmte sich ohne Gummistiefel auf. Die hatten sie nicht eingepackt.

Gladbach wärmte sich ohne Gummistiefel auf. Die hatten sie nicht eingepackt.

(Foto: IMAGO/Fussball-News Saarland)

Gerade ist Definitionssache. Das erste Pflichtspiel im damals noch nicht vollständig renovierten Stadion fand Ende September 2020 statt. Fakt ist: Der altehrwürdige Ludwigspark wurde ab 2016 renoviert. Die ursprünglichen Kosten waren von der Eigentümerin, der Stadt Saarbrücken, mit rund 16 Millionen Euro veranschlagt worden. Es folgte das, was auf vielen Baustellen passiert: Baustopps und explodierende Kosten. Wie der "Kicker" berichtet, verdreifachten sich die Kosten für das jetzt etwa 16.000 Zuschauer fassende Stadion auf rund 48 Millionen Euro. Dumm nur, dass die 200.000 Euro für eine professionelle Rohr-Drainage nicht mehr drin waren.

Stattdessen versuchten die Beteiligten den Regenfällen dieser Woche mit Planen entgegenzuwirken. Doch die mussten irgendwann vom Feld und aus einem Fußballplatz wurde eine Schlammwüste. Als die Gäste vom Niederrhein eintrafen, zeigten diese sich amüsiert und verwundert. "Die Gummistiefel haben wir auf jeden Fall nicht dabei", zitierte der "Kicker" Gladbachs Sportdirektor Nils Schmadtke.

Was sagen die anderen Beteiligten?

"Wenn man sieht, was für ein Aufwand für so ein Spiel betrieben wird, tut uns das weh, dass nicht gespielt wird", sagte Gerardo Seoane, der Trainer von Borussia Mönchengladbach, in den Katakomben des Ludwigsparkstadions.

Tim Schreiber war genervt, verabschiedete sich aber von den Fans.

Tim Schreiber war genervt, verabschiedete sich aber von den Fans.

(Foto: IMAGO/Jan Huebner)

Knapp 300 Kilometer waren der Fußball-Bundesligist und seine Anhänger zum Drittligisten ins Saarland angereist, um dort nach Stunden des Dauerregens einen ramponierten Rasen vorzufinden. Der Pokalfight fiel ins Wasser. Seine Mannschaft habe "unbedingt spielen" wollen, betonte Seoane. Doch es sei "nicht eine Frage des Wollens, sondern des Könnens. Von dem her kann ich die Entscheidung absolut nachvollziehen".

Trotz aller Ernüchterung konnte der 45-Jährige der Absage dennoch etwas Positives abgewinnen. "Jetzt kommen wir ein paar Stunden früher nach Hause", sagte Seoane: "Wir haben jetzt drei, vier Stunden Zeit, im Bus zu überlegen, wie wir die Trainingseinheit nutzen."

Okay, das war Gladbach. Und was sagen die Gastgeber?

"Es ist einfach ärgerlich. Die Stadt sollte jetzt sehen, dass es nicht tragbar ist", schimpfte Saarbrücken-Torhüter Tim Schreiber. Ihm und seinen Mannschaftskollegen hängen die wiederkehrenden Probleme im Ludwigspark längst zum Hals raus. Der 21-jährige Keeper ergänzte: "Es wäre heute überhaupt nicht möglich gewesen. Wir müssen sehen, wann wir spielen können."

Quelle: ntv.de, sue/dpa/sid

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