Rücksicht und EM-Vertrauen Nagelsmann holt einen Neuen, Sané und Rüdiger bleiben zu Hause
29.08.2024, 10:04 Uhr
Die Stuttgarter Angelo Stiller und Alexander Nübel sind jetzt auch DFB-Buddys.
(Foto: IMAGO/DeFodi)
Vier große Namen verabschieden sich nach der Fußball-EM aus der Nationalmannschaft. Doch ein personeller Umbruch bleibt aus. Für die beiden Duelle in der Nations League nominiert Julian Nagelsmann nur einen Neuen. Zwei etablierte Stars fehlen derweil.
Evolution statt Revolution - Bundestrainer Julian Nagelsmann geht nach der überraschend großen Rücktrittswelle mit nur einem Neuling und nur sehr behutsamen Anpassungen auf die lange Reise zur Fußball-Weltmeisterschaft 2026. 55 Tage nach dem Aus bei der Heim-EM nominierte Nagelsmann noch aus seinem Urlaub heraus erstmals den zentralen Mittelfeldspieler Angelo Stiller vom VfB Stuttgart sowie die zwei Rückkehrer Alexander Nübel und Aleksandar Pavlović, aber auch 20 Turnierfahrer. Die Kapitänsfrage ließ er vorerst offen.
Nach den Abschieden der langjährigen Säulen Toni Kroos und İlkay Gündoğan müsse er im Mittelfeld vor den Nations-League-Spielen gegen Ungarn (7. September in Düsseldorf) und die Niederlande (10. September in Amsterdam, live bei RTL) ohnehin "gleich zwei Spieler ersetzen", erklärte der Bundestrainer. Er lobte Stiller für "gute Leistungen", wollte aber auch nicht zu viel am 23-Mann-Aufgebot herumdoktern: "Das sind für den Moment insgesamt genügend Veränderungen in der Nationalmannschaft." Der Umbruch durch Rücktritte reicht ihm aus - er hat schließlich jetzt zwei Jahre Zeit.
Gruda muss sich gedulden
Somit kann Nagelsmann die Änderungen seiner hektischen ersten Monate im Amt nachwirken lassen. "Wir möchten in den ersten Spielen nach dem Turnier dem EM-Kader die Chance geben, sich wieder zu präsentieren", betonte er. Andere Anwärter wie Brajan Gruda (Brighton and Hove Albion) müssen sich gedulden. Erst soll sich eine neue Achse finden, eine neue Hierarchie ausbilden.
Mehrere interessante Fingerzeige gab es dennoch. Abwehrchef Antonio Rüdiger fehlt, er bekommt nach einem "intensiven Sommer" (Nagelsmann) eine Regenerationspause. Er wird also am Montag, wenn der Bundestrainer seine Spieler auf dem Adidas-Campus in Herzogenaurach versammelt, sehr wahrscheinlich nicht zum neuen Kapitän ernannt werden. Das erhöht die Chancen für Joshua Kimmich, der in der Pressemitteilung des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) unter "Abwehr" einsortiert ist: Er könnte weiterhin hinten rechts gebraucht werden.
Goretzka spielt weiter keine Rolle
Als Mann im Tor ist nach dem Abschied von Manuel Neuer künftig wohl Marc-André ter Stegen eingeplant. Aus seiner Sicht: endlich! Der 32-Jährige ist seit zehn Jahren unumstrittener Stammtorhüter des FC Barcelona, ohne je fest die Nummer eins in der Nationalmannschaft gewesen zu sein. Seine Zeit ist nach einem ewigen Warten gekommen. Nübel (Stuttgart/27) könnte der Torhüter der Nach-WM-Zukunft sein.
Leroy Sané hingegen ist zumindest vorerst außen vor. Der Bayern-Spieler soll nach seiner Leistenoperation nicht gleich wieder überlastet werden. Serge Gnabry ist ebenfalls trotz guter Leistungen zum Saisonstart (noch) nicht dabei. Leon Goretzka spielt bei Nagelsmann weiter keine Rolle, für diese Position hat er ja Stiller berufen. "Jeder Spieler wünscht sich, einmal bei der Nationalmannschaft dabei zu sein. Ich habe schon für verschiedene U-Nationalmannschaften des DFB gespielt – die Einladung zur A-Nationalmannschaft ist aber natürlich etwas ganz Besonderes", sagte der 23-Jährige.
Quelle: ntv.de, tno/sid/dpa