WM-Millionen für Beckenbauer-Spezi Neue Details bringen DFB in Erklärungsnot
08.11.2016, 18:18 Uhr
Beckenbauer-Freund Fedor Radmann (r.) hat die WM 2006 einige Milliönchen beschert.
(Foto: dpa)
Warum die deutschen WM-Bewerber Millionen nach Katar überwiesen haben, ist weiter ungeklärt. Immer deutlicher wird aber: Das intransparente Geschäftsgebaren bezieht sich auch auf interne Zahlungen. Der DFB ist wieder einmal düpiert - und ahnungslos.
Selbstbedienungsladen Sommermärchen: Die Macher des tief im WM-Skandal steckenden Organisationskomitees 2006 haben offenbar kräftig abkassiert - und der Deutsche Fußball-Bund (DFB) weiß nicht, warum. Die vollständige Aufklärung der Affäre um die Heim-WM 2006 gerät deshalb ins Stocken.
"Die aktuelle Führung des DFB wird in dieser Frage erneut mit zum Teil 15 Jahre zurückliegenden Sachverhalten konfrontiert, für die sie weder Verantwortung trägt noch alle voll umfänglichen Hintergründe kennt", teilte der DFB mit. Der Weltmeister-Verband habe selbst "großes Interesse an einer umfassenden Aufklärung" der Vorgänge.
Nach einem Bericht der "Bild"-Zeitung scheint neben OK-Chef Franz Beckenbauer, der alles andere als ehrenamtlich tätig war, auch dessen "Schattenmann" Fedor Radmann ordentlich profitiert zu haben. Er soll als Vize-OK-Chef und später als Berater drei Millionen Euro erhalten haben. Wofür das Geld floss, und warum diese hohen Summen, könnten Fragen für die neue Ethikkommission des DFB sein.
Schweigen im Walde
"Es ist allgemein bekannt und aus den uns vorliegenden Unterlagen ersichtlich, dass Herr Radmann im Zuge der Bewerbung um die Weltmeisterschaft 2006 und nach dem Zuschlag für das WM-OK in unterschiedlichen Funktionen tätig war", teilte der DFB mit: "Auf welcher inhaltlichen Absprache die Höhe seiner finanziellen Vergütungen damals festgelegt wurde, entzieht sich unserer Kenntnis."
Der DFB sprach sich daher "mit Nachdruck dafür aus, dass Herr Radmann und die damals in der Verantwortung stehenden Mitglieder des Organisationskomitees vollständig und transparent über diese Abläufe informieren und Auskunft darüber geben, welche Leistungen konkret den damaligen Vergütungen zugrunde lagen". Bislang herrscht Schweigen im Walde.
Aufsichtsrat offenbar umgangen
Fragwürdig werden die Zahlungen auch deshalb, weil sie laut "Bild" ohne Zustimmung des Aufsichtsrates abgesegnet werden konnten. Unterschrieben wurden sie angeblich oftmals nur von Beckenbauer, gelegentlich zusätzlich vom damaligen DFB-Präsidenten Gerhard Mayer-Vorfelder.
Der DFB verwies darauf, viele Vorwürfe nicht prüfen zu können, "weil sich zahlreiche Akten seit über einem Jahr bei der Staatsanwaltschaft Frankfurt/Main befinden". Deshalb sei "eine abschließende Beurteilung des Geschäftsgebarens im WM-OK 2006 zum jetzigen Zeitpunkt auch nicht möglich". Mit den dubiosen 6,7 Millionen Euro, die seit über einem Jahr im Zentrum der Affäre stehen, haben die aktuellen Zahlen (bislang) nichts zu tun.
Bonus für die Bewerber
Der im Zuge des Skandals zurückgetretene frühere DFB-Präsident Wolfgang Niersbach bestätigte eine Bonus-Zahlung aus dem Jahr 2000 in Höhe von 150.000 DM (umgerechnet 76.700 Euro). Belohnt wurden Niersbach und laut "Bild" noch vier weitere DFB-Mitarbeiter, darunter der ebenfalls in den Skandal verwickelte Horst R. Schmidt, für den WM-Zuschlag.
Zuvor habe es während der Bewerbungsphase kein zusätzliches Geld für die zusätzliche Arbeit im WM-OK gegeben, teilte Niersbach mit. Abgedeckt seien die Zahlungen durch Sponsoren gewesen. Beckenbauer soll während seiner Zeit als OK-Chef 5,5 Millionen Euro aus dem WM-Topf erhalten haben. Gezahlt wurde die Summe über ein Vertragskonstrukt mit dem Sportwettenanbieter Oddset, der als einer von sechs nationalen Förderern rund zwölf Millionen Euro an das OK gezahlt hatte. Radmann war von 2001 bis 2003 Vize-Chef des OK. Am 30. Juni unterschrieb er einen Aufhebungsvertrag, ehe er im September 2003 einen Beratervertrag erhielt.
Quelle: ntv.de, Jan Mies, sid