Fußball

Unklare Haltung im Fall Rubiales Olympiasiegerin Kemme ärgert sich über DFB-"Bullshit"

Kemme stellt ihre Meinung auch mit dem Tragen von Hermosos Trikot deutlich dar.

Kemme stellt ihre Meinung auch mit dem Tragen von Hermosos Trikot deutlich dar.

(Foto: picture alliance / Laci Perenyi)

Der DFB hält sich in der Affäre um den zurückgetretenen spanischen Verbandsboss Luis Rubiales überaus bedeckt. Die ehemalige Nationalspielerin Tabea Kemme macht das "fassungslos". Sie wirft dem Verband vor, "immer und immer wieder in eine Loyalitätsfalle" zu tappen.

Ex-Nationalspielerin Tabea Kemme hat das Verhalten des Deutschen Fußball-Bunds (DFB) im Skandal um den spanischen Top-Funktionär Luis Rubiales stark kritisiert. "Der DFB hat, was den 'Fall Rubiales' angeht, keine klare Haltung - bis zum heutigen Tag nicht. Man reibt sich fassungslos die Augen", schrieb die 31-Jährige in ihrer Kolumne für das Nachrichtenportal t-online.

Während die deutschen Nationalspielerinnen und auch andere nationale Verbände wie der aus Schweden sich zu einer Stellungnahme entschlossen hätten, würde der DFB, "immer und immer wieder in eine Loyalitätsfalle" tappen, ergänzte Kemme: "In Workshops des DFB geht es dann immer wieder um ausgearbeitete Leitfäden, in denen Werte wie Respekt und ein gemeinsames Miteinander propagiert werden. Mit Verlaub: Das ist alles Bullshit, wenn es nicht gelebt wird."

"Eine Menge an Gegenwind"

Sie selbst habe für ihre öffentlich demonstrierte Solidarität mit Weltmeisterin Jennifer Hermoso, die von Spaniens Ex-Verbandschef Rubiales bei der WM-Siegerehrung auf den Mund geküsst worden war, "eine Menge an Gegenwind" gespürt. Das habe ihr gezeigt, "dass eben auch in Deutschland innerhalb eines bestehenden Arbeitgeber- und Arbeitnehmerinnenverhältnisses Probleme auftreten können, wenn man eigenständig eine bestimmte Haltung an den Tag legt". Kemme, die mit dem DFB-Team 2016 Olympisches Gold in Rio holte, hatte während ihrer Arbeit als Expertin des Pay-TV-Senders Sky beim Bundesliga-Spiel Anfang September zwischen Borussia Mönchengladbach und Bayern München das spanische Nationaltrikot mit Hermosos Nummer 10 getragen.

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Der ehemalige DFB-Präsident Reinhard Grindel hatte kürzlich unfreiwillig offen demonstriert, was Kemme mit ihrer Kritik meint. Grindel hatte in Richtung Karl-Heinz Rummenigges, der den Kuss Rubiales' als "mit Verlaub - absolut okay" bezeichnete: "Bei Rummenigge muss man sehen: Der sitzt mit Rubiales im UEFA-Exekutivkomitee. Und der Rummenigge ist ein ganz loyaler Mann. Der ist anständig, durch und durch. Aber er mag nicht öffentlich den Eindruck erwecken, jemandem da was reinzudrücken", sagte Grindel - und zeigte damit unfreiwillig die von zahlreichen Organisationen und zuletzt der FIFA-Präsidiumskandidatin Lise Klaveness lautstark kritisierten männerbündlerischen Machtstrukturen und Loyalitätsverhältnisse im Weltfußball auf.

Der Mannschaftsrat des DFB-Teams hatte auf den Vorfall - und vielleicht auch auf Rummenigge reagiert, freilich ohne den im europäischen Fußball ungebrochen mächtigen ehemaligen Bayern-Boss namentlich zu erwähnen - geschrieben: "Solch ein Verhalten ist nicht akzeptabel und noch weit untragbarer ist, es auch noch herunterzuspielen. [...] Niemand, absolut niemand sollte dies als Kleinigkeit abtun", heißt es in einem Statement, das Nationalspielerinnen wie Svenja Huth oder Lina Magull veröffentlichten, das jedoch nicht auf offiziellen DFB-Profilen geteilt wurde. Es sei "traurig, wenn auch in der deutschen Fußball-Welt anscheinend noch nicht alle aufgeklärt genug sind, das einschätzen zu können.

Quelle: ntv.de, ter/dpa

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