Bayerns Müller rät zur Fünferkette Pikierter Klopp muss BVB-Puzzle lösen
21.11.2013, 18:17 Uhr
"Unsere Abwehr ist atomisiert worden" - ein einziger Satz offenbart das ganze Dilemma von Borussia Dortmund vor dem Bundesliga-Gipfel gegen den FC Bayern. Der spöttelt über eine BVB-Fünferkette. Klopp ist angesäuert - und hat andere Pläne.
"Atomisiert" - dieses Wort benutzt BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke, um den Zustand der Dortmunder Abwehrkette zu beschreiben. Laut Definition bedeutet das "in kleinste Teilchen zertrümmern" oder "etwas völlig zerstören". Lukasz Piszczek, Neven Subotic, Mats Hummels, Marcel Schmelzer: So sah die BVB-Abwehrkette im Champions-League-Finale gegen den FC Bayern aus. Nun droht im deutschen Clasico dieses Vierer-Szenario: Jakub Blaszczykowski, Sokratis, Koray Günter, Kevin Großkreutz.
Denn die Stammabwehr geht komplett am Stock. Piszczek befindet sich im Aufbautraining nach einer Hüftverletzung - ein Einsatz kommt noch zu früh. Schmelzer fällt mit einem Muskelfaserriss drei Wochen aus. Für Hummels (knöcherner Bandausriss) ist die Hinrunde beendet, für Subotic (Kreuzbandriss) wahrscheinlich die Saison.
Die Misere erinnert an Dortmunds Meistersaison 1994/95, als sich mit Flemming Povlsen, Karl-Heinz Riedle und Stephane Chapuisat alle drei Stammangreifer einen Kreuzbandriss zuzogen. Nun muss Trainer Jürgen Klopp ein vertracktes Abwehrpuzzle lösen - und das ausgerechnet gegen den FC Bayern, die momentan wohl auch ohne Franck Ribery beste Mannschaft der Welt. Der Münchner Angreifer Thomas Müller riet Klopp etwas flapsig zu einer Fünfer-Abwehrkette, was der BVB-Coach mit versteinerter Miene aufnahm.
Drei Alternativen fürs Zentrum
Als Ersatz für die Innenverteidigung neben dem gesetzten Sokratis stehen Klopp drei Alternativen zur Verfügung. Erstens: Manuel Friedrich. Gerade erst holte Klopp seinen Ex-Profi aus Mainzer Tagen ins BVB-Team. Allerdings: Der 34-Jährige hat praktisch seit eineinhalb Jahren nicht mehr richtig Fußball gespielt. Bei Bayer Leverkusen kam er in der vergangenen Saison nur auf elf Bundesliga-Einsätze, sechsmal wurde er nur eingewechselt. Im vergangenen halben Jahr hielt er sich ohne Arbeitgeber bei Regionalligist Rot-Weiß Oberhausen fit. Wobei die Frage bleibt: Was heißt hier fit? Gerade verdrehte sich Friedrich beim Probetraining in Dortmund das Knie. Trotzdem gab der BVB ihm einen Vertrag, Klopp sagt: "Manu ist in guter Verfassung." Ob das für einen Einsatz gegen die Bayern reicht?
Zweitens: Koray Günter oder Marian Sarr. Unwahrscheinlich, aber möglich ist der Einsatz eines blutjungen wie unerfahrenen Innenverteidigers: Weder den 19-jährigen Koray Günter noch den 18 Jahre alten Marian Sarr wird Klopp wohl ausgerechnet gegen das derzeit vielleicht beste Team der Welt ins kalte Wasser werfen.
Drittens: Sven Bender. Der Mittelfeld-Arbeiter in der Innenverteidigung wäre eine interessante Variante. Grätschen und hinten aushelfen kann er prima. Nicht unwahrscheinlich, dass er gegen die Bayern neben Sokratis auflaufen wird. Im Mittelfeld könnte ihn der wiedergenesene Sebastian Kehl ersetzen.
Baustelle linke Außenbahn
Auch auf den Außenbahnen könnte Klopp am Samstag zu Umbaumaßnahmen gezwungen sein. Da der Einsatz des etatmäßigen und auch Champions-League-erprobten Schmelzer-Ersatzes Erik Durm wegen Knieproblemen fraglich ist, könnte die Vielseitigkeit von Allzweckwaffe Kevin Großkreutz einmal mehr gefragt sein. Bisher lieferte der Fan-Liebling konstant überragende Leistungen auf der Rechtsverteidiger-Position. Jetzt dürfte er mangels Alternativen wohl die erste Wahl für die linke Seite sein.
So würde allerdings die Position des Rechtsverteidigers wieder frei. In diesem Fall müsste sich wohl einer aus dem Offensive-Ensemble für die Defensive opfern. Erster Kandidat ist Jakub Blaszczykowski. Der Flügelflitzer musste schon einmal hinten aushelfen - und schlug sich dabei achtbar. Sein Einsatz in der Viererkette ist in jedem Fall wahrscheinlicher als die Notlösung Oliver Kirch, der das letzte Mal im Auftaktspiel gegen Werder Bremen in der vergangenen Saison rechts hinten startete und damals trotz 2:1-Sieg keinen allzu guten Eindruck machte.
Quelle: ntv.de, cwo/sport.de