Aufreger kurz vor Real-Titel Ramos provoziert mit Arroganz-Elfmeter
17.07.2020, 17:18 Uhr
Der weig junge Sergio Ramos.
(Foto: imago images/Cordon Press/Miguelez Sports)
In der Presse werden die Real-Stars für ihren Ligatitel als "Überlebenskünstler" gefeiert. Toni Kroos spiele "Seidenpässe" und Sergio Ramos habe den "Trank der ewigen Jugend" entdeckt. Eben dieser Ramos sorgt am im entscheidenden Spiel mit einer provozierenden Elfer-Ausführung für ordentlich Gesprächsstoff.
Was wäre ein Spiel von Real Madrid ohne eine anschließende Diskussion um einen Elfmeter? Erzrivale FC Barcelona und die halbe spanische Fußball-Liga wittern schon seit Wochen eine Bevorzugung des neuen Meisters der Primera División durch den Videoschiedsrichter. Und schimpften immer wieder hemmungslos: "Begünstigt wird immer derselbe", klagte Barcelona-Boss Josep Bartomeu etwa nach Madrids Sieg bei Athletic Bilbao vor knapp zwei Wochen. "Ein weiterer Skandal", titelte damals die katalanische Zeitung "Sport". Barça-Profi Arturo Vidal kommentierte die angebliche Begünstigung von Real auf Instagram mit einem Emoji, das sich vor Lachen kugelt.
In der Partie gegen den FC Villareal, die die Königlichen mit 2:1 gewinnen und damit den 34. Ligatitel holen, sorgt aber nicht nur wie in den vergangenen Wochen der schmeichelhafte Pfiff für Real in der 73. Minute für Gesprächsstoff. Wie einst Barcelona-Legende Johan Cruyff will Sergio Ramos beim Stand von 1:0 den Elfmeterschuss vom Punkt nur antäuschen und dann auf den heranstürmenden Karim Benzema querlegen. Ein Zeichen der Lässigkeit, mancher mag es als Provokation verstehen.
Elfer-Wiederholung regelkonform?
Der Verteidiger legt schließlich auch auf Benzema ab - allerdings startet der französische Stürmer viel zu früh in den Strafraum. Der Elfmeter wird wiederholt, diesmal tritt Benzema selber an und macht das 2:0. Zu diesem Zeitpunkt ist Madrid praktisch schon Meister, sodass die Elfmeterausführung durchaus arrogant rüberkam. Ramos wollte mit der Aktion seinem Kollegen (jetzt 21 Tore) wohl vor allem dazu verhelfen, Barcelonas Lionel Messi (23 Tore) die Torjägerkrone abzujagen.
Gestritten werden kann auch darüber, ob es regelkonform war, den Elfmeter zu wiederholen. Geht der Ball ins Tor, wenn ein Spieler der angreifenden Mannschaft zu früh in den Strafraum rennt, ist der Strafstoß zu wiederholen. In allen anderen Fällen wäre ein indirekter Freistoß gegen Real Madrid fällig gewesen. Zwar schoss Benzema den Ball nach dem Querpass vom Ramos ja ins Tor, allerdings war der eigentliche Elfmeterschuss, also der Ramos-Pass, mit Sicherheit nicht drin. Allerdings preschten auch mehrere Villareal-Stürmer zu früh (allerdings nach Benzema) in den Strafraum vor - bei diesem vergehen darf der Schiedsrichter den Elfmeter wiederholen lassen.
Reals Stars war nach der schwachen Saison 2018/2019 bereits als "Fußball-Rentner" abgeschrieben worden. Die Forderungen von Medien und Fans nach einer Erneuerung des königlichen Kaders waren im Herbst nach mehreren Pleiten in der Liga und Champions League noch lauter geworden. Nun werden Toni Kroos & Co. als "Überlebenskünstler" ("El Mundo") gefeiert. Besonders die Madrider Fachmedien bejubelten die "Seidenpässe" von Kroos und "Magier" Modric. Die Zeitung "AS" schrieb, Kapitän Ramos habe den "Trank der ewigen Jugend" entdeckt. "Es geht weiter. Hala (vorwärts) Madrid!", rief der 34 Jahre alte Ramos nach dem 2:1-Sieg über Villarreal - der auch durch seinen Elfmeter zustande kam.
Quelle: ntv.de, dbe