"Der-bisher-letzte-Madrid-Besieger" Real verliert ein Spiel, Wolfsburg den Titel
16.01.2017, 16:19 Uhr
"Wir sind immer noch Erster. Jetzt geht es weiter": Sergio Ramos, Real Madrid.
(Foto: AP)
Wenn Real Madrid ein Fußballspiel verliert, ist das eine Meldung wert. Schließlich kommt das nicht oft vor. Wo wüssten sie das besser als beim VfL Wolfsburg? Schließlich war ihnen im April in der Champions League ein Coup gelungen.
Jetzt ist dieser Titel auch noch futsch: "Der-bisher-letzte-Real-Besieger" ist zwar nichts, was in der offiziellen Geschichtsschreibung der Uefa erwähnt worden wäre. Aber ein wenig stolz durften sie beim VfL Wolfsburg schon darauf sein, über neun lange Monate die Fußballmannschaft gewesen zu sein, die als einzige die Königlichen aus Madrid besiegt hatte.

"Those Were the Days": Am 6. April 2016 besiegt der VfL Wolfsburg Real Madrid.
(Foto: imago/Sven Simon)
Es begab sich am 6. April 2016, dass der VW-Klub im Viertelfinale der Champions League vor 26.400 Zuschauern im tatsächlich einmal ausverkauften Stadion am Mittellandkanal die Spanier mit 2:0 besiegte. Danach aber gab sich Real keine Blöße mehr. Beim Rückspiel in Madrid siegte das Starensemble um Cristiano Ronaldo mit 3:0, gewann dann auch Ende Mai in Mailand gegen den Stadtrivalen Atlético die Königsklasse und verzichtete nach der Pleite von Wolfsburg grundsätzlich darauf, zu verlieren - 40 Mal hintereinander.
30 Mal gewannen die Madrilenen, zehn Mal spielten sie unentschieden. Zuvor hatte der große Rivale, der FC Barcelona, die Bestmarke gehalten: 30 Siege, neun Remis. Nun aber, am 18. Spieltag der Primera Division, ist es passiert: Real verlor das Spitzenspiel beim FC Sevilla. Besagter Ronaldo hatte Madrid nach 66 Minuten per Foulelfmeter in Führung gebracht. Doch fünf Minuten vor dem Abpfiff unterlief Kapitän Sergio Ramos ein Eigentor, ehe Stevan Jovetic zum 2:1 traf.
Auch Barça nur zwei Zähler zurück
Trainer Zinedine Zidane sagte am Sonntagabend, dass ihm das in erster Linie für Wolfsburger leidtue. Nein, kleiner Scherz. In Wirklichkeit sagte Zidane vernünftigerweise, jeder bei Real Madrid habe gewusst, "dass dieser Lauf irgendwann einmal zu Ende geht". Und er sagte, dass man sich nun gleich wieder auf das nächste Spiel fokussieren wolle, "auch wenn die Enttäuschung im Moment tief sitzt". Wahrscheinlich auch, weil der Titelkampf nun wieder extrem spannend ist. Seine Mannschaft führt zwar immer noch die Tabelle an und hat ein Spiel weniger absolviert als die direkte Konkurrenz. Aber auf Platz zwei lauert nun mit nur einem Punkt Rückstand der FC Sevilla, und auch Barça liegt nur zwei Zähler zurück.
Da haben die Wolfsburger ganz andere Sorgen. In der Bundesliga sind die Abstiegsplätze gerade einmal drei Punkte entfernt. Der Coup gegen Real hat ihnen seinerzeit wenig Glück gebracht. Es war das letzte Aufbäumen einer Mannschaft, die längst keine mehr war und sich im Niedergang befand. Abwehrchef Naldo, der mittlerweile für den FC Schalke 04 spielt, hatte am späten Abend dieses 6. Aprils 2016 stolz getönt: "Wir haben gezeigt, dass wir eine Mannschaft sind. Wenn wir uns auf uns konzentrieren, können wir jeden Gegner schlagen." Und der deutsche Nationalspieler Julian Draxler, mittlerweile zu Paris St. Germain geflüchtet, brachte die Sache unfreiwillig auf den Punkt: "Wir mussten 100, 110 Prozent geben." Real Madrid sei schließlich ein Topteam mit großem Namen.
Genau das war das Wolfsburger Problem. Frei nach dem Motto: Sieh‘ an, in der Bundesliga lassen sich die Herren hängen und hecheln den Spitzenteams und den Ansprüchen ihres Klubs hinterher. Aber in der Königsklasse, auf der großen Bühne, da wollen sie sich dann doch zeigen. Ein letztes Mal, wie wir mittlerweile wissen. Danach ließ der VfL die Saison austrudeln und verpasste die Qualifikation für den Europapokal. Im Oktober feuerte der Klub seinen Trainer Dieter Hecking, im Dezember dann musste auch Manager Klaus Allofs gehen. Und jetzt ist der Titel "Der-bisher-letzte-Real-Besieger" auch noch weg.
Quelle: ntv.de