Landesverband prüft Ausschluss Rechter Fußballklub fliegt wohl aus Liga
07.08.2015, 11:17 Uhr
Braunes Gedankengut dominiert den FC Ostelbien Dornburg.
(Foto: dpa)
Die Angst geht um in der Kreisliga: Bei Spielen des FC Ostelbien Dornburg wollen Schiris nicht mehr pfeifen, Gegner nicht antreten. Denn fast alle Spieler des Klubs gehören zur rechten Szene. Nun soll der Verein vom Spielbetrieb ausgeschlossen werden.
Der Fußball-Verband Sachsen-Anhalt (FSA) wird gegen den umstrittenen Fußball-Kreisligisten FC Ostelbien Dornburg ein Ausschlussverfahren einleiten. Das berichtet die "Mitteldeutsche Zeitung". Das FSA-Präsidium hatte bereits am gestrigen Donnerstag über die Zukunft des von Rechtsextremisten durchsetzten Klubs entschieden, will das Ergebnis aber erst am Dienstag offiziell bekannt geben. Nach Informationen der Zeitung sollen nun Anwälte zunächst eine genaue schriftliche Begründung für den Ausschluss anfertigen.
Offenbar befürchtet das Präsidium, dass der Ausschluss durch öffentliche Äußerungen formal noch gefährdet werden könnte. Bereits 2011 sollten die Dornburger erst gar keine Lizenz bekommen, erstritten sie sich jedoch vor Gericht. Eine gerichtliche Auseinandersetzung zum Ausschluss will der Verband durch die genau erarbeitete schriftliche Begründung verhindern.
Nichts vergleichbares im deutschen Fußball
Vergleichbar drastische Fälle wie der FC Ostelbien Dornburg aus dem Landkreis Jerichow sind im deutschen Fußball bislang nicht bekannt. Frank Thumm, Abteilungsleiter Recht im Württembergischen Fußballverband (WFV) räumte zwar ein, dass er nicht ausschließen könne, "dass es auch in unseren Mannschaften einzelne Spieler gibt mit einer solchen Gesinnung. Dass eine Mannschaft in ihrer Gesamtheit in dieser Form politisch extremistisch aktiv ist, ist mir aber nicht bekannt". Und auch Uwe Ziegenhagen, Geschäftsführer des Badischen Fußballverbands (BFV) betonte: "Falls es so einen Fall bei uns geben würde, würden wir genauso handeln wie die Verbände in Sachsen-Anhalt."
Einen Ausschluss, wie ihn der FSA erneut anstrebt, hat es auch im Fußballverband Hamburg noch nicht gegeben. Sprecher Carsten Byernetzki erinnerte aber an einen Fall aus der Hinrunde der vergangenen Saison. Damals meldete der SC Osterbek wegen mutmaßlicher rechtsradikaler Vorkommnisse seine dritte Herren-Mannschaft vom Spielbetrieb ab. Fünf Spielern wurde die Vereinsmitgliedschaft gekündigt. "Da hat der Verein reagiert, bevor wir eingreifen mussten", sagte Byernetzki.
Auch in Berlin und Brandenburg sind keine Fälle derart rechtsextremer Mannschaften wie der FC Ostelbien Dornburg bekannt. „Gott sei Dank gibt es so etwas nicht. Mal ein paar Verrückte, aber nichts so Extremes“, sagte Gerd Liesegang, Vizepräsident Qualifizierung & Soziales beim Berliner Verband.
"Unsportliche, einschüchternde und gewalttätige Aktionen"
Der Vorstandsvorsitzende des Landessportbundes, Lutz Bengsch, zeigt sich optimistisch, was den Ausschluss angeht. "Die unsportlichen, einschüchternden und gewalttätigen Aktionen der Spieler des FC Ostelbien Dornburg im Rahmen des Punktspielbetriebes des Fußballverbandes Sachsen-Anhalt haben in diesem Jahr Dimensionen angenommen, die meiner Meinung nach einen Ausschluss des Vereins aus (...) dem offiziellen Spielbetrieb rechtfertigen."
Sollte es tatsächlich zu einem Ausschluss kommen, will die Gemeinde Gommern dem von Rechtsextremisten dominierten Fußballverein auch den Fußballplatz entziehen. Es gebe in dem Vertrag mit dem Verein eine entsprechende Klausel, sagte der Bürgermeister von Gommern, Jens Hünerbein (parteilos) auf Anfrage. Voraussetzung sei ein rechtskräftiger Ausschluss.
Der Kreisligist aus dem Jerichower Land südlich der A2 zwischen Magdeburg und Berlin hatte zuletzt für Aufsehen gesorgt. 15 von 18 Spielern sind dem Verfassungsschutz Sachsen-Anhalt als Rechtsextreme bekannt. 59 von 65 Schiedsrichtern hatten sich zuletzt geweigert, Spiele des Klubs zu pfeifen. Zudem wollten mehrere Vereine nicht mehr gegen Ostelbien antreten.
Quelle: ntv.de, hla/sid/dpa