Fußball

So läuft das Spiel gegen Argentinien Rio? Düsseldorf? Hauptsache WM-Rausch!

Löws Matchplan: Den "Rausch des Sommers" mit einem "Räuschen von Düsseldorf" noch einmal aufleben zu lassen.

Löws Matchplan: Den "Rausch des Sommers" mit einem "Räuschen von Düsseldorf" noch einmal aufleben zu lassen.

(Foto: imago/ActionPictures)

Gegen Vize-Weltmeister Argentinien will das DFB-Team ein letztes Mal den WM-Rausch aufleben lassen. Düsseldorf ist gerüstet für eine Party mit Fußballbeiwerk und verkraftet auch die Erkenntnis, dass Weltmeister-Trainer Löw keinen kulinarischen Freifahrtschein hat.

Worum geht’s?

Finale reloaded halt. Für alle, die es doch noch nicht mitbekommen haben oder erfolgreich verdrängt: Durch eine einmalige Fügung in der Geschichte des Weltfußballs treffen ab 20.45 Uhr in Düsseldorf jene Mannschaften aufeinander, die am 13. Juli in Rio de Janeiro den Fußball-Weltmeister ausgespielt hatten. Sieger damals: Deutschland. Verlierer: Argentinien. 52 Tage später, das Schicksal wollte es so, haben die Argentinier nun in Düsseldorf die besten Plätze, wenn das DFB-Team noch einmal den WM-Pokal präsentiert und mit Philipp Lahm, Per Mertesacker und Miroslav Klose drei Weltmeister tränen- und blumenreich, aber mutmaßlich ohne Gaucho-Tanz in den Stand von Nationalmannschafts-Rentnern versetzt werden. Böses Blut soll es nicht geben, versprach Argentiniens Angel di Maria: "Es wird keine Rache für Rio geben. Sie sind die Weltmeister, wir sind ihre Gäste." Wer ob dieser freundlichen Worte auf ein WM-Halbfinale reloaded hofft, wird von di Maria freilich enttäuscht: "Dennoch werden wir unser Bestes geben und versuchen, ihre Euphorie zu stoppen."

Wie stehen die Vorzeichen?

An zu stoppender Euphorie wird es den Argentiniern nicht mangeln. Schon am 17. Juli, zum 60. Geburtstag von Fußball-Kanzlerin Angela Merkel, vermeldete der DFB stolz: Alle Karten verkauft. Ein Zusammenhang mit dem WM-Triumph vier Tage zuvor in Rio ist nicht belastbar widerlegt. Wie feierwillig die deutschen Fans sind, zeigte das öffentliche DFB-Training am Montag in Düsseldorf. Dort waren 45.000 Fans zugegen, um mit ihren Fußball-Weltmeistern vorzuglühen - also mehr als doppelt so viele Leute, wie am vergangenen Donnerstag wenige Kilometer entfernt unweit der S-Bahn-Haltestelle Leverkusen das Champions-League-Playoff-Rückspiel des Bundesliga-Tabellenführers gegen den FC Kopenhagen sehen wollten. Im Düsseldorfer Stadion werden 52.000 Zuschauer, La Olas schon vor dem Anpfiff und eine formidable Choreographie erwartet. Auf den Tribünen soll unter anderem der vierte Stern erstrahlen, selbst gesangliche Freudenbekundungen sind nicht ausgeschlossen. Bundestrainer Joachim Löw freut sich nach den Mühen der Ebene, die ihm in den vergangenen Wochen die Bestellung eines neuen Kapitäns und Co-Trainers abverlangten, auf ein wenig schwärmerischen Trubel. Sein Matchplan sieht vor: Den "Rausch des Sommers" mit einem "Räuschen von Düsseldorf" noch einmal aufleben zu lassen. Und dann angemessen euphorisiert in die Mission EM-Finale 2016 starten.

Wie ist die DFB-Elf drauf?

Sie bestreitet die erste Etappe des Umbruchs am Stock. Neu-Kapitän Bastian Schweinsteiger muss sich in Düsseldorf verletzungsbedingt von Manuel Neuer vertreten lassen, dessen Last-Minute-Initiativbewerbung um das Amt des Spielführers ("Wenn der Trainer mir das zutraut, würde ich es machen") von Löw bekanntlich abschlägig beschieden worden war. Neben Schweinsteiger und den Nationalspielern a.D. Lahm, Mertesacker und Klose fehlen aus dem WM-Kader außerdem: die WM-Innenverteidigung mit Jerome Boateng und Mats Hummels, Final-Verpasser Sami Khedira, Aushilfs-Allrounder Shkodran Mustafi und Mesut Özil. Der kann in Düsseldorf damit – wie in Brasilien - nicht den Beweis antreten, der beste deutsche Zehner zu sein. Der wird in Person von Dortmunds Nicht-Weltmeister Marco Reus trotzdem in der Startelf erwartet, um dort aktive WM- Traumaarbeit zu leisten. Vor einem besonderen Spiel steht auch Gladbachs Christoph Kramer, dessen Erinnerung an seinen 30-minütigen WM-Finaleinsatz so fragmentiert ist wie Löws Personaldecke. Nicht ausgeschlossen, dass sich die Lücken im erneuten Duell mit den Argentiniern schließen und Kramer irgendwann im Spiel vor Schiedsrichter Björn Kuipers selig ausruft: "Ja, Schiri, es war das Finale!"

Wie läuft's bei Argentinien?

Schwer zu sagen. Mit Gerardo Martino debütiert in Düsseldorf ein neuer Mann als Trainer von Lionel Messi & Co. Allerdings ist fraglich, wie oft Martino tatsächlich Messi & Co. trainieren darf. Verschiedenen Medienberichten zufolge stehen ihm zumindest für Freundschaftsspiele künftig nur noch Co. zur Verfügung. Superstar Messi will sich mit inzwischen 27 Jahren demnach für seinen FC Barcelona und Pflichtspiele mit der Albiceleste schonen, falls er überhaupt noch im Nationalteam aufläuft. In Düsseldorf fehlt der viermalige Weltfußballer offiziell wegen einer Adduktoren-Überlastung. Aus dem WM-Kader außerdem nicht dabei sind Rodrigo Palacio, Maxi Rodriguez, Augustin Orion und die Schulter von Ezequiel Garay, die Christoph Kramers Finalfestplatte gelöscht hatte. Für Martino ist schon mit seiner Berufung zum Nationaltrainer ein Kindheitstraum in Erfüllung gegangen. Sportlich hält sich die Vorfreude auf sein Debüt in engen Grenzen. "Ich erwarte keine großen Dinge", teilte er vorab mit: "Die Priorität wird nicht das Ergebnis sein, sondern den Spielern unsere Idee nahezubringen." Auf dass die bei der Copa 2013 in Chile Früchte trägt.

War sonst noch was?

Mario Gomez ist wieder da! Und Hansi Flick ist weg, der Co-Trainer ist jetzt DFB-Sportdirektor. Für ihn bildet ab Oktober Thomas Schneider mit Löw und Torwarttrainer Andreas Köpke eine Dreierkette während der Nationalhymne. Ansonsten ist Fußball-Deutschland jetzt darüber im Bilde, dass Löw auch als Weltmeister-Trainer über keinen kulinarischen Freifahrtschein in deutschen Restaurants verfügt. Die Herrenhandtasche darf der Bundestrainer nicht daheim lassen, wenn er auswärts zu speisen wünscht. Die Geldbörse muss scho au immer noch mit, sagte Löw: "Ich muss meine Rechnungen im Restaurant nach wie vor bezahlen, auch den Espresso." Zustände sind das.

Quelle: ntv.de

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