6 Dinge, gelernt am 26. Spieltag Robben fehlt dem FCB, HSV macht's richtig
23.03.2015, 14:01 Uhr
Was für ein bitteres Bayern-Wochenende: Das Team von Pep Guardiola verlor nicht nur das Spiel gegen Mönchengladbach, sondern auch Arjen Robben. Der Niederländer fällt verletzt mehrere Wochen aus.
(Foto: REUTERS)
Manuel Neuer ist beim FC Bayern kein Thema, dafür Arjen Robben. Den vermissen sie schon jetzt - schließlich spielen sie nicht nur in der Fußball-Bundesliga. Der HSV hat eine super Strategie, während die Schalker bangen.
1. Der FC Bayern wankt
Bevor wir jetzt den Untergang des bayrischen Abendlandes beschwören: Grundsätzlich ist alles in Ordnung in München. Der FC Bayern führt auch nach diesem 26. Spieltag die Tabelle der Fußball-Bundesliga an, nur dass es jetzt zehn Punkte Vorsprung auf den VfL Wolfsburg sind - und nicht mehr elf. Aber geärgert haben sie sich schon über diese Niederlage gegen Borussia Mönchengladbach. Und über das, was sonst noch so passierte. Das Thema Manuel Neuer ist abgehakt. Der mutmaßlich weltbeste Torhüter hatte am Sonntag einen gebrauchten Abend erwischt, nachdem er am Spieltag zuvor beim Sieg in Bremen hatte aussetzen dürfen. Aber dass statt seiner nun nach der Länderspielpause am Karsamstag beim Gastspiel in Dortmund wieder José Manuel Reina Páez die Bälle halten darf, schließen wir aus.

Matthias Sammer weiß natürlich Bescheid. Mit "Weltklasse ist eben schwer zu ersetzen" kommentierte er die Verletzung von Arjen Robben.
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Mehr beschäftigt es die Bayern da, dass sich mit Arjen Robben einer ihrer Besten verletzt hat. Nach 24 Minuten musste er für Thomas Müller ausgewechselt werden. Die Diagnose: Riss in der Bauchmuskulatur, mehrere Wochen Pause. Das passend finstere Gesicht zur schlechten Nachricht machte Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge. Und sagte: "Es war kein angenehmer Abend für uns. Aber was noch viel unangenehmer ist, ist, dass Arjen verletzt ist. Das ist mindestens genauso schlimm wie die Niederlage." Wer, wenn nicht er, weiß: Die kommenden Wochen sind nicht unwichtig. Am 8. April geht es zum Viertelfinale im DFB-Pokal nach Leverkusen, am 15. und 21. April stehen die Duelle in der Champions League gegen den FC Porto an. Und da sich Robben in Topform befindet und dem Spiel der Bayern ohne ihn das gewisse Etwas fehlt, ist dies selbst für die Münchner mit ihrem Luxuskader ein herber Schlag. "Weltklasse ist eben schwer zu ersetzen", sagte Matthias Sammer. Doch der Sportvorstand appellierte flugs an Team: "Man muss Rückschläge wegstecken. Das zeichnet Sieger aus. Und wir wollen Sieger sein." Also grundsätzlich ist alles in Ordnung.
2. Der HSV feuert sich zum Klassenerhalt
Bruno Labbadia, Ricardo Moniz, Armin Veh, Michael Oenning, Rodolfo Cardoso (2 Mal), Frank Arnesen, Thorsten Fink, Bert van Marwijk, Mirko Slomka und Joe Zinnbauer: Glückwunsch, meine Herren, Sie haben in den vergangenen fünf Jahren das erreicht, was vor ihnen bereits 25 andere Trainer geschafft haben. Sie haben dem Hamburger SV den Verbleib in der Fußball-Bundesliga gesichert. Das ist doch ein schöner Erfolg. Immerhin können sich die Hanseaten dank ihrer Mithilfe als einzig dauerhaft verbliebenes Bundesligamitglied feiern lassen. Deswegen haben wir auch nur wenig Verständnis für die von allen Seiten immer lauter werdende Kritik an den Klub-Verantwortlichen.
Freunde, bitte: Der Hamburger SV geht einen anderen, einen offensiven Weg, um seine Ziele zu erreichen. Eine Kündigung hier, eine Kündigung da - wenn's gerade mal nicht passt, kommt halt ein Neuer. Genügend Kleingeld für Abfindungen und Schmerzensgeld für die nächsten Opfer auf der Trainerbank ist dank der Millionen von Investor Klaus-Michael Kühne vorhanden. Und die nächsten Kandidaten für einen Platz im Hamburger Trainer-Rollercoaster stehen schon bereit: Erst soll Peter Knäbel das Werk seiner Vorgänger Slomka und Zinnbauer veredeln und im Sommer darf dann angeblich Thomas Tuchel die Weichen dafür stellen, dass der Bundesliga-Dino auch die 53. Saison im Oberhaus überlebt. Übrigens hat das Gemeinschaftswerk der nationalen und internationalen Übungsleiter-Elite noch etwas Gutes: In Hamburg wird wohl, anders als derzeit in Dortmund oder vor zwei Jahren in Bremen, nie über Abnutzungseffekte diskutiert.
3. Der Schiedsrichter hilft dem VfB Stuttgart
Wie schön, endlich hat ein Schiedsrichter mal alles richtig gemacht. Nein, wir müssen präzisieren: Wie schön, endlich hat ein Schiedsrichter mal nichts und damit alles richtig gemacht. Es ist Samstag, etwa Viertel vor fünf in Stuttgart. Dr. Jochen Drees leitet die Partie des VfB gegen Eintracht Frankfurt. Die Gäste führen 1:0, die Gastgeber sind ratlos. VfB-Trainer Huub Stevens sieht das und will wechseln. Der 21-jährige Marvin Wanitzek steht vor seinem Bundesliga-Debüt. Der Coach schwört ihn auf den Abstiegskampf ein. Ungeduldig wartet der Mann, der in Stuttgarter Reserve in bislang 58 Spielen sechs Tore erzielt hat, an der Seitenlinie auf seinen Einsatz.

Der Stuttgarter Alexandru Maxim drehte plötzlich auf, als seine Auswechslung drohte.
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Nur noch wenige Sekunden, nur noch ein Pfiff des Referees und dann beginnt das Abenteuer Bundesliga - denkste! Dr. Drees pfeift nicht und Kreativspieler Alexandru Maxim versteht das als Zeichen zum Aufdrehen. Der Streichkandidat, so behaupten zumindest TV-Reporter am Rasenrand, packt in der 63. Minute einen ganzen feinen Pass aus, der den Ausgleich durch den Ex-Bochumer Daniel Ginczek vorbereitet, drei Minuten später legt er nochmal geschmeidig auf. Zwei kluge Momente, zwei Tore vorbereitet, Spiel gedreht, Wanitzek auf die Bank geschickt - dem Schiedsrichter sei Dank. Und weil ein Spiel über 90 Minuten auch in Stuttgart richtig Spaß machen kann, legt Maxim in der 80. Minute noch einen drauf und krönt seine Halbstunden-Gala mit seinem zweiten Saisontor. Genützt hat's allerdings nur wenig, der VfB bleibt Letzter.
4. Schalker steuern auf die Europaliga zu
Wir wollen hier jetzt nicht den Untergang des Gelsenkirchener Abendlandes ausrufen. Aber das mit der Champions League wird in dieser Saison eng. Platz eins geht an den FC Bayern, Rang zwei ist für die Wolfsburger reserviert, das dritte Ticket halten derzeit die Gladbacher in der Hand - und nach dem Sieg auf Schalke rangieren die Leverkusener auf Platz vier. Und die Schalker stehen nun schon sechs Punkte dahinter. Sagen wir es so: Angesichts der Tatsache, dass der Vorsprung auf Hoffenheim als Siebter auch nur zwei Zähler beträgt, muss das Team von Roberto di Matteo sogar um die Europaliga bangen. Der Trainer versuchte dennoch alles, um optimistisch zu klingen. So ganz gelang ihm das nicht.

Auf ihn waren die Schalker am Samstag gar nicht gut zu sprechen: Schiedsrichter Peter Gagelmann.
(Foto: imago/Horstmüller)
"Wir haben noch acht Spiele, es werden noch 24 Punkte vergeben. Solange es theoretisch noch möglich ist, müssen wir daran glauben, dass wir uns qualifizieren können. Aber es ist jetzt natürlich noch schwieriger als vorher." Auch Manager Horst Held klang fast ein wenig resigniert. "Wir haben ein Sechs-Punkte-Spiel verloren. Ein Unentschieden wäre noch halbwegs verkraftbar gewesen. Aber so ist es ein herber Rückschlag." Da half es auch wenig, dass die Schalker auf Schiedsrichter Peter Gagelmann schimpften, der ihrer Meinung nach klar zu Ungunsten der Gelsenkirchener entschied. Die Leverkusener hingegen frohlockten. Bayers Geschäftsführer Michael Schade jedenfalls wirkte durchaus gut gelaunt: Wir hatten ein Mindestziel und wollten den Abstand zu Schalke nicht kleiner werden lassen. Dass er sich jetzt sogar verdoppelt hat, ist wunderbar." Und: "Ich sage ganz klipp und klar: Wir wollen in die Champions League." Für die Schalker aber sind Chancen auf die europäische Königsklasse nun arg geschrumpft.
5. Der BVB kann sich auf seine "Ehemaligen" verlassen
Ach schön, echte Liebe rostet offenbar genau so wenig wie alte Liebe. Und so hat sich der Hannoveraner Leonardo Bittencourt beim Heimspiel seiner 96er gegen Borussia Dortmund offenbar unbewusst an seine schöne Zeit im Pott erinnert. 55 Minuten ärgert der wie aufgedreht spielende U21-Nationalspieler seinen Ex-Klub, wirbelt hier, zieht die Strippen dort und langt dann in gerade einmal sechs Minuten zweimal deutlich zu heftig zu.

Zweimal zu kräftig hingelangt: Leonardo Bittencourt sah gegen seinen Ex-Klub Dortmund Gelb-Rot.
(Foto: imago/Contrast)
Für Leonardo heißt's nach dieser doppelten Dämlichkeit Gelb-Rot, Schärpen aus und duschen gehen. Und für die 96er, bis dahin voll im Flow, bedeutet die Unterzahl das Ende aller Drei-Punkt-Träume. "Der Platzverweis hat uns sehr weh getan", sagte Trainer Tayfun Korkut. Stimmt, denn ausgerechnet Bittencourts Gegenspieler war Wegbereiter des erneuten und letztlich vorentscheidenden Rückstands. Zwei Minuten nach dem Platzverweis nutzt Jakub Błaszczykowski den neu gewonnenen Platz, sprintet los, legt quer auf Reus, der bedient Kagawa, und peng: 1:2. Immerhin wusste der 21-Jährige nachher um den Bärendienst, den er seiner Mannschaft erwiesen hatte. "Es tut mir einfach nur leid, denn mit elf Mann hatten wir gute Chancen auf einen Sieg."
6. Streich euphorisch, Korkut wird geduldet
Der Hamburger SV versucht's mit einem neuen Trainer, der VfB Stuttgart hat Alexandru Maxim. Und was macht der Rest der Bande im Kampf gegen den Abstieg? Wenn wir mal ganz großzügig den 1. FC Köln und den FSV Mainz mit ihren 30 Punkten dem Mittelfeld zurechnen, sind noch sechs Mannschaften in der Verlosung. Neben dem VfB und dem HSV sind das der SC Paderborn, der SC Freiburg, Hannover 96 und Hertha BSC. Die Berliner wähnen sich nach dem Sieg in Hamburg im Aufwind und planen bereits eifrig. Sollten sie nicht absteigen, bekommt Pal Dardai, der vor sechseinhalb Wochen Jos Luhukay abgelöst hatte, im Sommer einen Vertrag als Cheftrainer. Und löst seinen Korntrakt als Ungarns Nationalcoach auf.
Jedenfalls sagte Manager Michael Preetz dem "Kicker": "Wenn die Saison so ausgeht, wie wir uns das wünschen, wird es so kommen." Nach zwei Siegen und zwei Remis in den jüngsten vier Partien steht die Hertha auf Platz 13 und hat vier Punkte Vorsprung auf den Relegationsplatz 16 - zwei Zähler vor den Hannoveranern, die trotz der Niederlage gegen den BVB und nach nunmehr zehn Spielen ohne Sieg an Übungsleiter Tayfun Korkut festhalten. Vorerst. Das haben der Präsident und der Sportdirektor beschlossen. "Martin Kind, Dirk Dufner und Tayfun Korkut haben in einem ausführlichen Gespräch die aktuelle sportliche Situation analysiert. Der Austausch war offen, kritisch und konstruktiv. Als Ergebnis des Gespräches hat Tayfun Korkut das Vertrauen der Verantwortlichen."
Das sind Probleme, die der SC Freiburg traditionellerweise nicht hat. Erst recht nicht, nachdem die Mannschaft des unangefochtenen Trainers Christian Streich den FC Augsburg geschlagen und die Abstiegsränge verlassen hat. Der war nach dem Sieg und durch die "Oh, wie ist das schön"-Gesänge der Fans so euphorisiert, dass er zu Protokoll gab: "Das gibt uns sehr viel Kraft und Mut für die Zukunft." Allerdings relativierte er flugs: "Wir sind sehr glücklich, aber es war halt nur ein Spiel. Wir stehen weiter hinten drin - wie so oft." Eben das kann aber auch ein Vorteil sein, sie wissen, worum es geht. "Wir stehen mit dem Rücken zur Wand. Aber die Jungs sind nicht verkrampft."
Was für die Paderborner seines Kollegen André Breitenreiter nur bedingt gilt. Der Aufsteiger konnte auch mit dem 0:0 gegen die TSG Hoffenheim den freien Fall nicht stoppen und wird gerade durchgereicht. Zum achten Mal im neunten Rückrundenspiel bleiben sie ohne Tor. "Wir haben einfach kein Glück, müssen weitermachen und uns ein Tor erarbeiten", sagte Angreifer Srdjan Lakic - der allein drei Gelegenheiten ausließ. Wenigstens darf sich auch Breitenreiter seines Jobs sicher sein, das haben Präsident Wilfried Finke und Manager Michael Born mehrfach versichert. Und was sagt Breitenreiter? "Die Mannschaft hat eine tolle Reaktion gezeigt. Es ist nicht normal, dass man in unserer Situation immer gut ins Spiel findet. Auf die Tabelle schauen wir nicht. Wichtig ist, dass die Leistung zu 100 Prozent stimmt."
Quelle: ntv.de