Fußball

So läuft der 29. Spieltag Robben trinkt Rotwein, BVB langweilt Derby

Wieder verletzt: Arjen Robben.

Wieder verletzt: Arjen Robben.

(Foto: dpa)

Während Arjen Robben auf dem Sofa sitzt, zittert sich der FC Bayern zum VfB Stuttgart. Der BVB fährt lässig zum FC Schalke - und die Wolfsburger müssen nach dem Real-Coup wieder in der Liga ran.

Was machen Guardiola und der FC Bayern?

Ach, die Münchner. Das ist doch irgendwie alles ganz doof gelaufen in dieser Woche für den FC Bayern. Da kommt die von Medien gefeierte Freilos-Kombo aus Lissabon zum Champions-League-Viertelfinal-Spektakel in die Allianz-Arena, der Rekordmeister brennt ein 109-sekündiges Fußball-Feuerwerk ab, um danach 88 Minuten beseelt vom Blitz-Rausch verkatert über den Platz zu schleichen. Statt also schon nach Halbfinal-Unterkünften in Barcelona, Manchester oder Wolfsburg zu suchen, heißt's nun bis Mittwochabend zittern. Zwischen Benfica und Benfica muss allerdings noch an diesem 29. Spieltag der Fußball-Bundesliga am Samstagnachmittag der VfB aus dem Weg gezittert werden. Die Stuttgarter haben sich vor dem Gastspiel des Rekordmeisters, ganz demütig, zuletzt wieder der Vor-Kramny-Verfassung angenähert. Bedeutet: Den bisher letzten Sieg gab's am 5. März, es folgten ein 3:3 in Ingolstadt, ein 0:2 gegen Leverkusen und ein 2:2 in Darmstadt. Das klingt ja fast, na? Genau, nach Freilos!

"Wir haben mit Borussia Dortmund einen Gegner, der deutscher Meister wäre, wenn Bayern München nicht da wäre": Josep Guardiola.

"Wir haben mit Borussia Dortmund einen Gegner, der deutscher Meister wäre, wenn Bayern München nicht da wäre": Josep Guardiola.

(Foto: dpa)

Doch kaum geschrieben, kommt der laute Aufschrei aus München: "Jedes Spiel hat seine speziellen Konditionen. Stuttgart muss kämpfen, um in der Bundesliga zu bleiben. Sie haben mit Kostic, Didavi und Werner schnelle Spieler in der Spitze. Sie haben eine physisch starke Mannschaft", erklärt Bayerns Trainer Josep Guardiola vor diesem Auswärtsspiel. Deswegen also Obacht. Und gleich nochmal Obacht. Warum? Weil: "Wir haben mit Borussia Dortmund einen Gegner, der deutscher Meister wäre, wenn Bayern München nicht da wäre. Wir können es uns nicht erlauben, darauf zu warten, dass sie einen Fehler machen, wir müssen, wir müssen." Müssen, ja müssen, müsste auch mal Serdar Tasci, nämlich spielen. Denn bislang ist die Transferübersprungshandlung für die Bayern vor allem eins: teuer. Pro Einsatzminute kostet Tasci bislang satte 47.170 Euro. Wie wir auf den Ergebnis kommen, nun: 2,5 Millionen Euro Leihgebühr durch bisher 53 Minuten Spielzeit macht - viel Geld, wenig Leistung. Nun also geht's gegen Stuttgart, gegen jenen Verein bei dem Tasci zum Nationalspieler wurde. Das wäre doch eine gute Gelegenheit, das Preis-Leistungs-Verhältnis ein wenig gerade zu rücken, wenn da nicht dieser katalanische Sturkopf an der Seitenlinie wäre. Der sagt: "Es ist kompliziert für Serdar. Er war nicht in Katar. Er ist ein wenig spät dazu gestoßen. Ich brauche schnelle Spieler. Er muss weiter trainieren."

Wie läuft's bei Borussia Dortmund?

Stell dir vor, es ist Revierderby, und kaum einen interessiert’s. Auch wenn sie es auf Schalke nicht gerne hören werden: Selten hat das Duell mit dem Erzrivalen die Dortmunder Borussia so kalt gelassen wie vor der Partie an diesem Sonntag (ab 15.30 Uhr im Liveticker bei n-tv.de). Statt sich schon die ganze Woche die Köpfe heiß zu reden, ist das erste Nachbarschaftstreffen in diesem Jahr nur nettes Beiwerk. Grund ist neben dem Kloppico-Sandwich vor und nach dem Derby der aus BVB-Sicht sicher extrem erheiternde Tabellenstand: Königsblau könnte Schwarzgelb in dieser Saison selbst dann nicht mehr einholen, wenn Dortmund nicht nur am Sonntag, sondern auch seine fünf weiteren Saisonspiele verlieren würde. 23 Punkte hat der BVB Vorsprung auf Schalke, wo nach dem 0:3 in Ingolstadt schon wieder die Krise regiert.

Dortmund-Fan? André Breitenreiter.

Dortmund-Fan? André Breitenreiter.

(Foto: imago/Christian Schroedter)

Verschärft wird das Ganze dadurch, dass Trainer André Breitenreiter im Gespräch mit dem "Kicker" den BVB gelobt hatte. "Dortmund wird niemals ein Vorbild für uns sein", sagte Breitenreiter zwar. Schließlich will er will er offenbar mindestens bis Saisonende noch auf Schalke arbeiten. "Wohl aber kann man gewisse Vergleiche ziehen. Sie haben in nicht so einfachen Phasen Ruhe bewahrt." Denn es sei so: "Es bedarf Zeit und Geduld, um eine hungrige Mannschaft zu formen, die konstant Topleistungen abruft und in einigen Jahren um Titel mitspielt." Das kam in Gelsenkirchen dann nicht so gut an. Doch Breitenreiter blieb ruhig: "Ich muss nicht jedem nach dem Mund reden, jedem gefallen." Und der BVB? Wer nun glaubt, die Dortmunder gingen nach dem mageren 1:1 gegen den Klopp’schen FC Liverpool seelisch lädiert ins Spiel, der täuscht sich - hat Trainer Thomas Tuchel behauptet. Zwar kündigte er an: "Wir werden nicht mit der gleichen Elf diese drei Spiele spielen, das ist nicht nur eine körperliche Belastung, das ist auch emotionaler Stress, den wir da zu bewältigen haben mit Liverpool, Schalke, Liverpool." Tuchel ist aber guter Dinge, dass seine Dortmunder diesen Stress bewältigen: "Ich glaube, dass das eine Lehre von heute sein kann: dass es ganz wichtig ist, dass wir eine Freude darauf entwickeln, dass man uns die ansieht."

Was machen des Verfolgers Verfolger?

Die Hertha eröffnet am Abend die 29. Runde mit einem Heimspiel gegen Hannover 96. Das ist eine durchaus beruhigende Nachricht für die Berliner. Denn die fühlen sich immer noch erschlagen von der 0:5-Lektion durch das Mönchengladbacher Überrollkommando und sind vermutlich froh, nicht erneut gegen einen spektakelnden Gegner antreten zu müssen. Und zu dieser Kategorie können die Niedersachsen sportlich nun selbst mit größtem Wohlwollen nicht gerechnet werden. Deswegen macht sich Herthas Trainer Pal Dardai auch kaum Gedanken, wie sein Team das Spiel gewinnen kann. Er erklärt ganz einfach: "Nach einem 0:5 braucht man eigentlich keinen Plan. Wir müssen für uns und unsere Fans gewinnen." Das, was für ein Übergang, will auch Hannovers neuer Sozialarbeiter Daniel Stendel. Der hat unter der Woche einen prima Job bei 96 an Land gezogen: Sechs Spiele lang begleitet er den Klub in Liga zwei, egal was passiert. Etwas ambitionierter als die Stellenbeschreibung es verlangt, will es Stendel allerdings dann schon angehen lassen. Sein Plan: "Unsere Anhänger sollen erkennen, dass die Mannschaft gewillt ist, alles zu geben."

Derby? Nix da!

Derby? Nix da!

(Foto: imago/Michael Weber)

Dat klingt doch jood - womit wir im Rheinland sind. Und auch hier gibt's Spannendes zu berichten: Der "Eff-Zeh" empfängt Bayer 04 Leverkusen zum Derby, Verzeihung, Nachbarschaftsduell. Das Wort Derby (bitte behalten Sie es für sich) ist bei Kölner Fans verboten. Der Trainer des "Eff-Zeh" sieht das anders - er ist allerdings auch Österreicher. Er sagt: "Für mich ist es ein Derby. Schließlich ist Leverkusen relativ nahe." Das stimmt natürlich. Wie dem auch sei. Folgendes: Würden die Kölner am Sonntag gewinnen und nach dem 2:1 im Hinspiel erstmals beide Duelle in einer Saison für sich entscheiden, wäre das in Köln in Festtag. Do san mia uns sicha - was uns sprachlich nach Bayern führt. Dort hat der aufmüpfige FC Ingolstadt zum zweiten Mal in Folge ein Heimspiel. Das erste gelang ganz gut: Im Sportpark wurde der FC Schalke in seine 28. Saison-Krise gestürzt, nun kommen die Mönchengladbacher. Die haben zwar zuletzt die Hertha weggemäht, verweigern aber seit dem 31. Oktober die Annahme einer Dreipunktegutschrift in der Ferne. Eine gute Idee, wie sich das ändern könnte, hat Defensivmann Havard Nordtveit: "Wir müssen versuchen, genauso aufzutreten wie gegen Hertha BSC." Blöd für Gladbach ist allerdings, dass auch Ingolstadt versuchen will genauso aufzutreten wie gegen Schalke, als mit dem 3:0 der höchste Bundesliga-Sieg gelang. Trainer Ralf Hasenhüttl kündigt an: "Wir haben in den Heimspielen enorme Fortschritte gemacht und auch in Gladbach schon ein gutes Spiel gemacht. Jetzt wollen wir beweisen, dass wir es noch besser können." Heia, was für ein Schmankerl uns da erwartet!

Brisanz oder Langeweile - was passiert sonst noch?

Ach, die Wolfsburger, sie müssen nach dem Feiertag gegen Real im Viertelfinale der Champions League nun am frühen Samstagabend in der Liga gegen den FSV Mainz ran, bevor es am Dienstag zum Rückspiel ins Estadio Santiago Bernabéu nach Madrid geht, wo es für das zweitschlechteste Auswärtsteam der Bundesliga gilt, das 2:0 aus dem Hinspiel irgendwie über die Runden zu retten. Nicht nur für ein Team, das in dieser Saison in München, Mönchengladbach, Mainz, Stuttgart, Frankfurt, Gelsenkirchen, Sinsheim und Leverkusen verloren hat, ist das eine durchaus anspruchsvolle Aufgabe.

Festtag: Naldo stoppt Reals Gareth Bale.

Festtag: Naldo stoppt Reals Gareth Bale.

(Foto: imago/MIS)

Und nun buhlt auch noch Manchester United um den Brasilianer Naldo, der im ersten Spiel nach seiner auskurierten Schulterverletzung als Abwehrchef gegen Real zu den Besten seines Teams gehörte. Aber nun, wie erwähnt, erst einmal Mainz. Oder wie es Nationalspieler Julian Draxler sagte: "Das ist das Schwerste, was es gibt im Fußball, nach so einem Abend in den Alltag der Bundesliga zurückzukommen." Dort haben die Mainzer sechs Punkte mehr auf dem Konto als der VfL, der als Tabellenachter unbestätigten Gerüchten zufolge plant, sich als Champions-League-Sieger wieder für die europäische Königsklasse zu qualifizieren. Davon sind sie bei der Frankfurter Eintracht weit entfernt, am Samstagnachmittag, kommt die TSG Hoffenheim ins Waldstadion, was heißt: Der Tabellenvorletzte spielt gegen den Vierzehnten, beide Mannschaften trennt ein einziger Punkt. Eintrachts neuer Trainer Nico Kovac sagt: "Ich bin optimistisch dass wir das schaffen. Das sehe ich an meinem Team. 50.000 Fans werden uns nach vorne peitschen. Ich erwarte ein enges Spiel, bei dem wir als Sieger vom Platz gehen werden." Denn: In der vergangenen Woche habe das Team im Training besonders an der Offensive gearbeitet. "Dann steigt die Wahrscheinlichkeit, dass wir Tore erzielen." Genial. Zur gleichen Zeit geht es in Hamburg ebenfalls gegen den Abstieg, in erster Linie für die Gäste, trifft doch der Sportverein im Volkspark auf die Darmstädter Lilien.

Für welchen Trainer wird's eng?

Die Liga und ihr Hang zur Dramatik - das kannst du nicht lernen. So treffen am 29. Spieltag nämlich ausgerechnet jene beiden Trainer aufeinander, die nach der "Vergötzung", so wird neuerdings die Versetzung unerwünschten Personals genannt, von Thomas Schaaf die nächsten Kandidaten für bezahlten Sonderurlaub sind. In Bremen bittet Viktor Skripnik den Augsburger Markus Weinzierl zum Showdown. Das Werder-Ensemble tritt mit der Empfehlung an, die 2016 unbesiegbaren Dortmunder fast besiegt zu haben, während die Augsburger ihr Selbstvertrauen mit zwei verdienten Punkten aus den vergangenen fünf Spielen ziehen. Aber: Alles kein Problem in Schwaben. Denn, so versichert Routinier, Halil Altintop, der Coach habe "unser volles Vertrauen." Und der strotzt nur so vor Klassenkampf-Euphorie: "Wir wissen um unsere Situation. Aber wir haben uns im Abstiegskampf immer wieder bewährt. Das gibt uns Selbstvertrauen". Und was ist im Erfolgsfall nicht alles möglich für den FCA: Mit einem Sieg würde der Drittletzte (27 Punkte) in der Tabelle an Bremen (28) vorbeiziehen. Na bitte, wenn das kein Spektakel im Keller verspricht.

Wer spielt das beste Phrasenschach?

"Sie sitzen mit dem Rotwein zu Hause auf der Couch." Münchens Trainer Josep Guardiola über sein Verletzten-Quartett um Arjen Robben.

Quelle: ntv.de

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