"Wünsche mir, dass er bleibt." Rummenigge bekennt sich zu Guardiola
16.05.2015, 12:32 Uhr
Karl-Heinz Rummenigge will, dass Pep Guardiola noch lange Münchens Trainer bleibt.
(Foto: picture alliance / dpa)
In der Champions League an Barcelona gescheitert, im Pokal am BVB. Bayern-Boss Rummenigge ist aber sicher: Das liegt nicht an Trainer Josep Guardiola, sondern eher am Verletzungspech der Münchener. Von Mario Götze fordert er mehr Verantwortung.
Bayern-Chef Karl-Heinz Rummenigge hält an dem mit Trainer Pep Guardiola verabredeten Zeitplan für eine mögliche vorzeitige Vertragsverlängerung fest. "Wir haben im Januar vereinbart, dass wir in der zweiten Jahreshälfte 2015 über seine Zukunft sprechen. Dabei bleibt es", sagte Rummenigge der "Süddeutschen Zeitung" und fügte hinzu: "Meine Meinung kennt er: Ich wünsche mir, dass er bleibt."
Der 44 Jahre alte Guardiola hat sich bislang lediglich festgelegt, seinen 2016 ablaufenden Dreijahresvertrag beim deutschen Meister erfüllen zu wollen. "Ich habe ein Jahr mehr Vertrag hier. Ein Jahr im Fußball ist eine lange Zeit", bekräftigte Guardiola am Freitag.
Rummenigge sagte, auch zum Ende der zweiten Saison sei er "sehr zufrieden" mit der Arbeit von Guardiola. "Er erfüllt alle Kriterien, die wir an einen guten Trainer richten." Guardiola sei sehr begehrt. "Wenn Pep irgendwann mal 'Ich mache etwas Neues' sagen wird, stehen sofort 15 Topclubs Schlange", sagte Rummenigge.
Die Kritik an Guardiola nach dem Münchens K.o. in der Königsklasse gegen den FC Barcelona wies Rummenigge kategorisch zurück: "Wir dürfen uns glücklich schätzen, einen Trainer mit einem derart präzisen Plan zu haben. Dieser Trainer ist extrem flexibel, und er macht sich extrem Gedanken, wie er die Elf auf- und einstellt. Er erfüllt alle Kriterien, die wir an einen guten Trainer richten."
Lob für aktives Coaching
Guardiolas spontane Änderungen der Bayern-Taktik in schon mehreren Spielen will der frühere Weltklasse-Torjäger als Qualitätsmerkmal des Coaches gewertet wissen: Wenn wie im ersten Duell mit Barcelona "die Dreierkette ein gewisses Problem hatte, ist es doch richtig, wenn der Trainer umstellt. Das ist keine Schwäche, sondern eine Stärke. Das wird in Deutschland oft etwas eindimensional gesehen." In anderen Ländern begreife man es "als Stärke, wenn ein Trainer mit einem Eingriff das Spiel verändert. Ich finde es richtig, dass unser Trainer aktiv coacht."
Rummenigge führte die Unterlegenheit der Bayern gegen Barcelona nicht zuletzt auch auf die Verletztenmisere des Rekordmeisters in der ausklingenden Saison zurück: "Ich hätte die Spiele gegen Barcelona gerne mal mit unserer besten Besetzung gesehen." Würde man "die Details unserer Krankenakten kennen", würde man auch "die Gedanken- und Emotionswelt des Trainers besser verstehen. Er musste gegen Barcelona einen hohen Preis bezahlen."
Rummenigge kündigte zugleich Aktivitäten des deutschen Rekordmeisters auf dem Transfermarkt an. "Wir werden auch wieder Stars in die Stadt locken. Das wird eher nicht preiswerter als früher", sagte der Vorstandsvorsitzende. Zugleich solle weiter mit Augenmaß und nicht in Dimensionen wie beim entthronten Champions-League-Sieger Real Madrid investiert werden: "Ich weigere mich, einen 100-Millionen-Transfer zu machen, nur weil Real Madrid einen macht. Wir wollen nicht jeden Wahnsinn mitgehen, werden nicht dem Herdentrieb folgen."
"Götze muss noch lernen"
"Wir stehen nicht unter Druck", schränkte er angesichts etlicher verletzter Stars wie Alaba, Ribéry, Robben, Badstuber oder Martínez ein, die in der kommenden Saison "gesund und munter" zurückkommen würden. Der Verein werde Vorschläge gemeinsam prüfen und nicht allein den Wünschen des Trainers folgen: "Ich kann alle beruhigen, die meinen, dass der Verein den Hausschlüssel aus der Hand gibt und sich nur nach den Ideen von Guardiola richtet", sagte Rummenigge. Den bevorstehenden Umbruch angesichts einiger Akteure über 30 Jahren sieht er gelassen: "Ein Kader muss für eine Saison funktionieren."
Zur Aufrechterhaltung der Konkurrenzfähigkeit mit den Rivalen aus Spanien und England hält Rummenigge mittelfristig die Erschließung neuer Geldquellen im TV-Markt für erforderlich. Wenn es dem deutschen Profi-Fußball nicht gelinge, dass Monopol im Pay-TV-Markt aufzulösen, "werden wir uns weiterhin unter Wert verkaufen. Es müssen neue Spieler aufs Feld. Nur der Konkurrenzkampf treibt den Preis, so funktionieren Märkte. Deshalb wäre ich dafür, unterschiedliche Pakete für unterschiedliche Anbieter zu schnüren. Wir dürfen uns nicht dauerhaft von einem Monopolisten abhängig machen."
Nur bedingt hingegen nahm Rummenigge Mario Götze gegen Attacken der vergangenen Tage in Schutz: "Der Bursche ist noch wahnsinnig jung, er muss noch lernen, mit dem Erwartungshorizont beim FC Bayern zurechtzukommen. Wir sind alle hilfsbereit, aber am Ende des Tages ist es auch der Spieler, der die Verantwortung für sich selbst übernehmen muss."
Quelle: ntv.de, jga/sid/dpa