Fußball

"Superlative Leistung" bei Real Schalkes Trainer di Matteo platzt vor Stolz

Roberto di Matteos Schalker haben sich gegen Real Madrid hervorragend geschlagen.

Roberto di Matteos Schalker haben sich gegen Real Madrid hervorragend geschlagen.

(Foto: dpa)

Nur ein Tor fehlt dem FC Schalke 04 zur ganz großen Fußball-Sensation in der Champions League. Aber auch so staunt ganz Europa über den großartigen Auftritt der königsblauen Gelsenkirchener bei den Königlichen in Madrid.

Zugegeben, Real Madrid spielt schon seit Wochen keinen guten Fußball mehr, ziemlich genau seit Abwehrrecke Sergio Ramos und WM-Shootingstar James Rodriguez verletzt ausfallen. Die Tabellenführung in der spanischen Liga ist mittlerweile futsch. Und um ein Haar wären die Königlichen an diesem denkwürdigen Dienstagabend gegen den Bundesligisten FC Schalke 04 auch noch im Achtelfinale der Champions League ausgeschieden.

Mit einem scheppernden Schuss , der erst unter der Latte, dann hinter der Linie und schließlich im Netz einschlug, läutete Klaas-Jan Huntelaar in der 84. Spielminute die bedrohlichste Phase ein, die der Titelverteidiger in dieser Saison durchgemacht hat. Plötzlich führt Schalke wieder, das auch noch verdient, und greift weiter an. Real lässt die Attacken weiterhin fast ohne Gegenwehr zu. Leroy Sané, die Entdeckung des Abends, ist nah dran am fünften Schalker Treffer. Auch Benedikt Höwedes kommt noch einmal zum Schuss. In beiden Fällen ist Iker Casillas zur Stelle. Der alternde Torwart, der zuvor erneut nicht überzeugt hat, rettet Real das Weiterkommen.

"Ich hatte keine Kraft mehr, das Ding da richtig rein zu schweißen. Das ist super-ärgerlich. Wir haben richtig klasse gespielt, wir waren so mutig - ich bin echt begeistert." Aus den Worten von Höwedes lassen sich geschätzte 80 Prozent Stolz auf die eigene Leistung und 20 Prozent Enttäuschung über das knapp verpasste Weiterkommen ableiten. Und stolz war auch der zuvor viel kritisierte Trainer Roberto di Matteo. "Wir haben eine superlative Leistung gezeigt - als Mannschaft," freute sich der Italo-Schweizer in der ihm eigenen, etwas ungewöhnlichen, aber dennoch stets geschliffenen Sprache. Und er lag mit seiner Einschätzung völlig richtig. Schalke spielte von der ersten Minute an großartigen Fußball, der alle Fans mitriss und alle anderen Zuschauer erstaunte. Ein weiteres Schalker Tor hätte in Madrid ein Fußball-Erdbeben ausgelöst.

"Pfiffe der Fans absolut gerechtfertigt"

"Alle Welt hat gesehen, wie schlecht wir gespielt haben. Wir haben kein gutes Bild für unseren Klub abgegeben. Das tut mir sehr leid. Die Pfiffe der Fans waren absolut gerechtfertigt." Ganz offen gestand Madrids Trainer Carlo Ancelotti das Desaster seiner Mannschaft ein, die mehr als nur ein Spiel verloren hatte und in dieser Form keine Chance auf die Titelverteidigung hat. Di Matteo glaubte sogar, Ancelotti bei der Pressekonferenz nach dem Spiel beistehen zu müssen. "Real hat einen Top-Coach. Er weiß ganz genau, was er machen muss," sprach der Schalker Trainer, als wäre nicht er, sondern sein Kollege ausgeschieden.

Dabei hat di Matteo selbst in den vergangenen Wochen massiven Gegenwind zu spüren bekommen. Spätestens mit der 0:3-Pleite im Revierderby gegen Borussia Dortmund hatte sich Presse-Boulevard auf ihn eingeschossen. Die Formel lautete: Schlechte Leistungen + Defensivtaktik = falscher Trainer. Besser als mit dem grandiosen 4:3 von Madrid hätte er seine Kritiker nicht widerlegen und verstummen lassen können. Denn Schalke überzeugte vor allem spielerisch. "Ich will, dass meine Mannschaft Fußball spielt und das haben heute alle gemacht," stellte di Matteo klar und widersprach damit allen, die ihn auf Catenaccio, sprich: auf Defensiv-Fußball, reduzierten.

Di Matteos Schalker Ansatz war tatsächlich lange Zeit defensiv geprägt, allerdings nur zur Stabilisierung der löchrigen Hintermannschaft. Jetzt spielt Schalke auch wieder nach vorn, und die Talente helfen dabei kräftig mit. Max Meyer stellte in der ersten Halbzeit in Madrid alle anderen in den Schatten – selbst Cristiano Ronaldo, der allerdings, wie schon im Hinspiel, aus dem Nichts per Kopf traf. Und als Schalkes Stürmer Eric-Maxim Choupo-Moting schon nach einer halben verletzt raus musste, brachte di Matteo nicht etwa einen defensiveren Ersatzmann. Nein, er setzte auf den völlig unerfahrenen Leroy Sané - und der erzielte ein herrliches Tor zum 3:3-Zwischenstand. "Die Zukunft dieser Mannschaft ist abgesichert. Denn wir hatten eine sehr junge Mannschaft auf dem Platz." Auch Leon Goretzka, der nach langer Verletzungspause gerade erst wieder zu spielen beginnt, fügte sich als Eingewechselter nahtlos ein und deutete an, dass er ein besserer Boateng sein könnte als der fehlende, aber kaum vermisste Kevin-Prince selbst.

Was Schalke in der Champions League verwehrt bleibt - das Endspiel nämlich in Berlin - bekommen die königsblauen Champions-League-Helden nun am kommenden Samstag in der Bundesliga geboten. Das Auswärtsspiel gegen Hertha BSC steht an, eine Mannschaft, die derzeit tatsächlich ganz auf Defensive setzt und den Schalkern das Liga-Leben damit schwerer machen könnte als es Real Madrid am Dienstag vermochte. Die nächste Herausforderung also für Roberto di Matteo im stets abwechslungsreichen Leben als Trainer von Schalke 04.

Quelle: ntv.de

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