"Gibt die Situation nicht her" Thomas Tuchel will seinen Stars keine Geschenke machen
03.04.2023, 20:11 Uhr
Thomas Tuchel wird seine Startelf nicht mehr gravierend umbauen.
(Foto: picture alliance/dpa)
Der FC Bayern München hat in den kommenden Wochen noch viel vor - und Thomas Tuchel soll dafür sorgen, dass auch viel gelingt. Titel sollen her! Und der neue Trainer macht schnell klar: Die Zeit der Geschenke ist vorbei, jetzt geht es nur noch nach dem Leistungsprinzip.
In seine Mission ist Thomas Tuchel überaus erfolgreich gestartet: Wenige Tage vor dem immens wichtigen Spiel gegen Borussia Dortmund - es geht um Punkte, Ehre und die Tabellenführung! - übernimmt der Welttrainer die Verantwortung für die Gegenwart des FC Bayern München - und fährt sofort den immens wichtigen Sieg gegen Borussia Dortmund ein. Statt dem Konkurrenten hinterher zu hecheln, führt der Rekordmeister die Fußball-Bundesliga wieder an. Um die Titel freilich geht es nicht im April. Zumindest kann man sie noch nicht gewinnen - wohl aber verlieren. Das weiß auch Tuchel, mit dem FC Chelsea Champions-League-Sieger 2020, und leitet daraus ein Dogma ab: Die große Rotation ist abgeblasen, Startelfgeschenke für die gute Laune im Kader wird es im Saisonendspurt nicht geben!
"Unsere Ausgangslage in Pokal und Bundesliga erlaubt gar nichts anderes mehr, als an das nächste Spiel zu denken und den Fokus daraufzulegen", sagte Tuchel in der Pressekonferenz vor dem Pokal-Viertelfinale gegen den SC Freiburg (Dienstag, 20.45 Uhr/ ARD und im Liveticker auf ntv.de). Das 4:2 über Borussia Dortmund, bei dem sich der FC Bayern überaus beeindruckend in zuletzt abhanden gekommener Gnadenlosigkeit präsentierte, war eben nur der Auftakt eines Endspurts. Schon das Duell gegen den SC Freiburg ist "ein superwichtiges K.o.-Spiel", betonte Tuchel. "Wir sind gerade im Prozess, uns zu finden. Wir brauchen die Erfolgserlebnisse, um uns weiterzuentwickeln." Nagelsmann hatte zuletzt immer wieder - auch notgedrungen - die Rotationsmaschine angeworfen, um dem Stammpersonal Pausen zu verschaffen - und um Spieler aus der zweiten Reihe bei Laune zu halten.
Erfolge helfen dabei, schnell zu struktureller Selbstverständlichkeit zurückzufinden. "Außer die letzten zehn Minuten waren wir die schlechtere Mannschaft. Es war wenig Power auf dem Feld, wir haben kein gutes Spiel gemacht. Also haben wir verdient verloren", hatte Julian Nagelsmann nach dem 1:2 gegen Bayer Leverkusen vor gut zwei Wochen geschimpft. "Das hatten wir immer wieder mal. In den letzten Wochen war es besser geworden, diese Paarung aus Emotion und Qualität. Heute waren wir träge. Defensiv und offensiv hatten einige Spieler eine 0-Prozent-Quote. Im eigenen Spielvortrag waren wir ganz schwach gewesen." Das Spiel kostete Nagelsmann letztlich den Job, Tuchel muss schnell und nachhaltig für Stabilität auf höchstem Niveau sorgen.
"Unser eigener Maßstab werden"
Mit dem Champions-League-Duell gegen Manchester City folgt schon nächste Woche die größtmögliche Herausforderung, die der europäische Fußball derzeit aufzubieten hat. Gravierend eingreifen will Tuchel in seine angedachte Stammstruktur personell im Saisonendspurt nur noch auf "Empfehlungen aus der medizinischen Abteilung". Klar ist Tuchel natürlich auch, "dass wir nicht mit einer Stammelf durch die nächsten Wochen kommen". Aber "wir müssen jetzt einfach schauen, dass wir in der Kürze der Zeit so viele wie möglich ranführen, als Gruppe gemeinsam wachsen und schnell an unser Toplevel kommen".
Auf Tuchels Stammpersonal werden intensive Wochen zukommen, gleichzeitig verkündete der Trainer den kategorischen sportlichen Imperativ: "Ich möchte, dass wir unser eigener Maßstab werden", sagte Tuchel. Die Spieler sollten "wertschätzen, wer im nächsten Spiel das Vertrauen bekommt". Das Leistungsprinzip entscheidet über die Aufstellung, Befindlichkeiten und Ansprüche der Stars werden in den anstehenden "kleinen Finals" (Thomas Müller) keine Rolle mehr spielen.
Quelle: ntv.de, ter