Guardiola noch unzufrieden, aber Tormonster Erling Haaland beendet endlich seinen Hungerstreik
04.01.2025, 20:38 Uhr
Erling Haaland zeigt an, wo er den Ball haben will.
(Foto: IMAGO/Offside Sports Photography)
Noch kurz vor dem Jahreswechsel befindet sich Manchester City in einer gigantischen Krise. Der Serienmeister der vergangenen Jahre kann einfach nicht mehr gewinnen. Der Absturz droht in der heimischen Premier League und auch in Europa. Weil Haaland wieder trifft, schöpfen die Cityzens Hoffnung.
Plötzlich wieder Seriensieger. Manchester City, Pep Guardiola und Erling Haaland haben einen weiteren Schritt aus der Krise gemacht. Beim 4:1 (2:0) gegen West Ham feierten die Cityzens ihren zweiten Sieg in Folge. Das klingt erst einmal nicht besonders. Doch das war dem Überteam aus Englands Nordwesten zuletzt im Oktober gelungen. Damals siegte City sogar fünfmal hintereinander. Eine 2:1-Niederlage im Ligapokal bei Tottenham Hotspur war dann jedoch am 30. Oktober 2024 der Startschuss für die bislang größte und genaugenommen auch erste Krise unter Trainer Guardiola.
Der Katalane musste und muss auf den verletzten Weltfußballer Rodri verzichten und hatte zunehmend keine Antworten mehr auf all die Fragen, die in einer derartigen Krise aufgeworfen werden. Die Krise nahm derartige Ausmaße an, dass im Januar in den Spielen der Champions League bei Paris Saint-Germain und Brügge sogar das Erreichen der neu eingeführten Zwischenrunde gefährdet und die direkte Qualifikation für das Achtelfinale so gut wie ausgeschlossen ist. Mit nur acht Punkten aus sechs Spielen sind sie momentan auf Rang 22 und nur einen Punkt vor PSG, deren Zukunft in der Königsklasse auf Platz 25 ebenfalls auf dem Spiel steht.
"Gebe mir die Schuld, nicht den Spielern"
Guardiola zeigte sich nach Niederlagen mit zerkratztem Kopf und warf sich immer wieder schützend vor seine Mannschaft. "Ich gebe mir die Schuld, nicht den Spielern", sagte er noch am Freitag vor der Partie gegen West Ham und somit nach dem so wichtigen 2:0 zum Jahresabschluss bei Leicester City. Zufrieden war er auch jetzt nach dem Erfolg gegen das Team aus London nicht. "Wir haben ein Spiel gewonnen. Wir sind immer noch nicht da, wo wir sein wollen. Aber Siege helfen uns", gab sich Guardiola auch nach dem Spiel bescheiden und realistisch.
Denn zwar hatte City vier Tore erzielen können, doch das war in erster Linie der gnadenlosen Effizienz der Offensive zu verdanken. Die offiziellen Daten wiesen nach der Partie nur zehn Abschlüsse der Guardiola-Mannschaft aus, aber 17 auf Seiten der Hammers. Die Gäste aus London trafen jedoch nur einmal. Der deutsche Nationalspieler Niclas Füllkrug betrieb mit seinem Treffer zum 1:4 (71.) Ergebniskosmetik und ein wenig Eigenwerbung. Der ehemalige Dortmunder ist auch nach sechs Monaten noch nicht richtig in der Premier League angekommen. Das Tor gegen City war erst sein zweiter Treffer in der besten Liga der Welt.
Haaland lauert hinter Salah
Zwei Treffer in einer Partie gelangen hingegen einem weiteren ehemaligen Dortmunder - Erling Haaland. Der Norweger hatte sich unter der Woche vom argentinischen Fußball-Philosophen Jorge Valdano in der "Süddeutschen Zeitung" ein ungewöhnliches Lob abholen dürfen. Der "Weise des Weltfußballs" hatte Haaland als Prototyp einer neuen Superstargeneration, die "gewissermaßen dem Labor entsprungen" sei, bezeichnet. "Er ist eine fast roboterhafte Figur, die blendend ist, aber einen anderen Hintergrund hat als alle vor ihm", hatte Valdano gesagt.
Das norwegische Tormonster aber hatte in den vergangenen Wochen mit großen Problemen zu kämpfen. Auch vor ihn hatte sich Guardiola mehrfach schützend geworfen. Und siehe da: Gegen Leicester City hatte er seinen Hungerstreik beendet. Gegen die Hammers nun zeigte er sich in bestechender Form. Er traf vor der Pause mit dem Kopf (42.) und nach der Pause mit dem Fuß (55.). Mit nunmehr 16 Saisontreffern, drei davon eben aus den vergangenen zwei Spielen, steht er in der Torjägerliste nur noch knapp hinter Liverpools Mo Salah, der bislang auf 17 Treffer kommt.
Dritter Sieg fest eingeplant
Haaland traf auch doppelt, weil das Zusammenspiel mit dem erst im Sommer für 50 Millionen Euro von Troyes erworbenen 20-jährigen Brasilianer Savinho perfekt funktionierte. Savinho hatte ebenfalls in Leicester getroffen und war jetzt gegen die Hammers an den ersten drei Treffern beteiligt. Vor dem 1:0 (10.) brachte er Eigentorschützen Vladimir Coufal mit einer scharfen Hereingabe in Verlegenheit, dann assistierte er dem Norweger zweimal perfekt. Für den vierten City-Treffer zeichnete Phil Foden in der 58. Minute auf Vorarbeit von Kevin de Bruyne verantwortlich.
Durch den Sieg und dem 1:1 von Chelsea bei Crystal Palace sind es jetzt nur noch zwei Punkte Rückstand auf Platz vier in der Premier League. Mit 34 Punkten liegen die Cityzens bei noch 18 ausstehenden Spielen aktuell auf dem sechsten Rang. "Wir hatten gute Momente", gab dann auch Guardiola zu. "Aber ich bin jetzt seit acht Jahren hier und wir haben schon ganz anders gespielt. Das ist nicht unser eigentliches Niveau momentan." Da Siege für City vor dem vorentscheidenden Spiel in der Champions League bei Paris Saint-Germain am 22. Januar aber womöglich die beste Medizin sind, um dieses Niveau wieder zu erreichen, dürfte ein Blick auf den Spielplan den katalanischen Wundertrainer erfreuen.
Im FA-Cup geht es am kommenden Samstag in der dritten Runde gegen den Viertligisten Salford City, den Mini-Lokalrivalen, der 2014 von ehemaligen Spielern des großen Lokalrivalen Manchester United übernommen worden war. Dem dritten Sieg in Folge dürfte nichts im Wege stehen. Auch die danach anstehenden Ligaspiele gegen Brentford und Ipswich erscheinen machbar. Die Cityzens könnten dann mit fünf Siegen hintereinander nach Paris reisen. Dort dürfte sich dann nur nicht die Geschichte des Oktobers wiederholen.
Quelle: ntv.de, sue