Financial Fairplay wird geprüft Uefa-Präsident legt sich mit der Fifa an
05.04.2020, 13:37 Uhr
Ceferin geht erneut auf Konfrontationskurs mit Infantino.
(Foto: imago/Belga)
Die Fifa will Verbände, Vereine und Spieler in der Coronavirus-Krise finanziell unterstützen. Doch die Verteilung der Gelder scheint völlig intransparent, was Uefa-Boss Aleksander Ceferin deutlich moniert. Er äußert sich auch zu seinen eigenen Plänen, wie der Fußball trotz der Pandemie gerettet werden könnte.
Mit deutlichen Worten und Warnungen schwört Uefa-Chef Aleksander Ceferin den europäischen Fußball auf einen gemeinsamen Weg in der Coronavirus-Pandemie ein. Die Champions League soll spätestens im August beendet sein, bei einem vorzeitigen Abbruch des Ligenbetriebs droht der Europapokal-Ausschluss, und im Dauer-Streit mit der Fifa gibt es die nächste Kritik.
Die Pläne zur Verteilung einer geplanten finanziellen Hilfe für Verbände, Vereine und Spieler in bislang unbekannter Höhe durch den Weltverband lehnt der Chef der Europäischen Fußball-Union ab. "Die Erklärung der Fifa dazu war, sie wollen es für die nutzen, die es dringend brauchen. Wir sollten dem zustimmen, sodass die Fifa-Administration dann entscheiden kann, wer wie viel Geld bekommt. Das ist nach meiner Auffassung und der von noch ein paar anderen Leuten etwas seltsam", sagte Ceferin im "Aktuellen Sportstudio" des ZDF. Die Fifa hatte zuvor die Hilfsaktion angekündigt, ohne konkrete Summen und Details zu nennen.

Infantino will gern selbst über die Verteilung der Hilfsgelder bestimmen.
(Foto: imago images / Xinhua)
Es könne niemand kontrollieren, an wen die Summen fließen, kritisierte Ceferin, der öffentlich bereits mehrfach in Opposition zu Fifa-Chef Gianni Infantino ging. "Es braucht doch strikte Regularien dafür, und man kann nicht einfach der Fifa-Administration überlassen, wer die meiste Hilfe braucht. Das ist doch zu einfach gedacht." Auch sein Verband könne helfen: Die Uefa besitze rund 600 Millionen Euro an Rücklagen, "und die müssen wir jetzt nutzen", sagte Ceferin.
Transferfragen ungeklärt
Mit einer Arbeitsgruppe auch unter Beteiligung der Konföderationen will die Fifa derzeit zudem die dringend benötigte Klarheit für Richtlinien auf dem Transfermarkt schaffen. So ist weiterhin ungeklärt, was mit Verträgen und Wechseln zum 30. Juni passiert, sollten die derzeit fast weltweit unterbrochenen Saisons über diesen Stichtag hinaus verlängert werden.
Dies ist auch ein Szenario für den Europapokal: Um die Sieger in Champions League und Europa League zu krönen, sieht Ceferin August als ultimative Frist. "Im September oder Oktober können wir das nicht mehr ausspielen", betonte der Slowene.
Dass nach Belgien weitere Ligen ihre Saison eigenmächtig abbrechen, will der 52-Jährige hingegen unbedingt verhindern. Dies sei "nicht der richtige Weg", betonte Ceferin und warnte, dass mit einem solchen Schritt die Teilnahme am Europapokal der nächsten Saison riskiert werde. Der belgische Fußball versuchte am Wochenende, zu beschwichtigen: Verbandspräsident Mehdi Bayat habe Ceferin getroffen und mit ihm über alle Möglichkeiten beraten, teilte der nationale Verband mit. Eine konstruktive Lösung sei in Sicht.
Die deutschen Klubs hoffen hingegen weiterhin auf einen Neustart. Ceferin bezeichnete das Vorhaben der Bundesliga, ab Mai wieder Spiele ohne Zuschauer austragen zu wollen, als richtig. "Jeder Weg ist der richtige, wenn die Gesundheit der Spieler im Vordergrund steht", sagte er. In der Corona-Krise sei es "definitiv eine Überlegung", die Regeln des Financial Fairplay der Uefa auch längerfristig zu lockern. "Wir müssen flexibel sein, viele Vereine sind in schweren Situationen", sagte er. "Wir setzen das jetzt erst einmal aus und schauen, wie die Saison zu Ende geht."
Quelle: ntv.de, Florian Lütticke und Miriam Schmidt, dpa