Fußball

Zukunft von Bjelica fraglich Union Berlin kaschiert großen Ärger mit versöhnlichen Worten

Bjelica darf beim Training dabei sein, muss beim Spiel aber wirkungslos zusehen.

Bjelica darf beim Training dabei sein, muss beim Spiel aber wirkungslos zusehen.

(Foto: IMAGO/Matthias Koch)

Union Berlin gelingt der Befreiungsschlag in der Fußball-Bundesliga. Ohne Trainer Nenad Bjelica, der gesperrt zusehen muss. Wie es für ihn weitergeht, ist nach seiner Tätlichkeit gegen Leroy Sané unklar. Geschäftsführer Oliver Ruhnert klingt versöhnlich, doch das sind offenbar längst nicht alle im Klub.

Nenad Bjelica erschien am Sonntagnachmittag aus dem Nichts. Urplötzlich tauchte Union Berlins gesperrter Trainer im Bauch der Alten Försterei in einem Pulk aus Journalisten auf, zwängte sich durch das Menschenknäuel. Wortlos klatschte der umstrittene Coach mit Matchwinner Benedict Hollerbach ab, ehe er so geschwind, wie er gekommen war, in den Katakomben des Stadions verschwand.

Bleiben sollten zwei Dinge. Ein schwer erkämpfter 1:0 (0:0)-Sieg gegen Darmstadt 98, ein wichtiger Befreiungsschlag im Rennen um den Klassenerhalt. Aber vor allem blieb die Frage, ob Bjelica auch nach Ablauf seiner Drei-Spiele-Sperre noch Union-Trainer sein wird - oder der Verein seinen Coach nach dem Ausraster gegen Leroy Sané verspätet rauswirft.

Eine klare Antwort blieben die Union-Verantwortlichen schuldig. "Natürlich ist es unglücklich, wenn ein Cheftrainer drei Spiele fehlt", sagte Geschäftsführer Oliver Ruhnert nach dem Spiel in der ARD, die drei Vertreter auf der Bank hätten ihren Job "sehr gut gemacht". Ruhnert schob aber auch hinterher: "Wenn wir in den nächsten beiden Spielen genauso erfolgreich sind wie in diesem, ist es natürlich auch eine gute Geschichte."

Hollerbach über "Nebensächlichkeiten"

Bleibt Bjelica also? Neben der Sperre und 25.000 Euro Geldbuße, die das DFB-Sportgericht dem 52-Jährigen für den wiederholten Griff in Sanés Gesicht im Nachholspiel bei Bayern München aufgebrummt hatte, brachte der Verein seinen Unmut über die Aktion bereits durch eine Vertragsstrafe zum Ausdruck. "Für uns ist klar, dass sich so was natürlich auf keinen Fall wiederholen darf", so Ruhnert.

Der Geschäftsführer betonte aber auch, dass der 52 Jahre alte Kroate nur an den Spieltagen in seiner Arbeit eingeschränkt sei. "Er hat, bis auf die halbe Stunde vor dem Spiel und die halbe Stunde nach dem Spiel, kein Berufsverbot. Er kann ganz normal das Training leiten und das tut er auch", sagte der Geschäftsführer.

Doch auch die Haltung der Spieler hat bekanntlich Gewicht - und die sollen laut "Kicker" verwundert gewesen sein, dass Bjelica vorerst weitermachen darf. Einzelne Spieler hätten sich dagegen ausgesprochen, heißt es. Torschütze Hollerbach sagte allerdings: "Mich hat es nicht so gejuckt, muss ich ehrlich sagen. Der Trainer hat sich vor der Mannschaft entschuldigt und dann war das gegessen. Die Nebensächlichkeiten muss man als Profi ausblenden."

"Hat uns nicht gefallen"

Nun wird zu erörtern sein, ob Union Bjelica nachhaltig als tragbar erachtet. "Sein Auftreten als Cheftrainer von Union Berlin hat uns nicht gefallen. Das haben wir der Mannschaft und auch dem Trainer klar mitgeteilt", sagte Ruhnert. Zeit bleibt bis zum 10. Februar, dem Tag des Heimspiels gegen den VfL Wolfsburg, bei welchem dem Trainer ein Mitwirken wieder erlaubt wäre.

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Eine Entscheidung dürfte sich jedoch kaum so lange ziehen, auch wenn der sportlich verantwortliche Co-Trainer Danijel Jumic und die für die Kommunikation zuständige Assistentin Marie-Louise Eta das Vakuum an den Spieltagen so gut es geht zu schließen versuchen. Idealerweise herrscht bis zum Auswärtsspiel am Sonntag (17.30 Uhr/DAZN und im ntv.de-Liveticker) bei Rasenballsport Leipzig Klarheit, drei Tage später steht das wichtige Abstiegsduell mit dem FSV Mainz 05 an. Dass Spekulationen und Gerüchte um die Bjelica-Zukunft bis dahin für Unruhe sorgen, wird bei Union niemand wollen.

Bjelica selbst, der die Mannschaft unter der Woche trotz Sperre trainieren darf, wirkte zumindest nicht unberührt. Immer wieder tigerte er während des Darmstadt-Spiels in der Loge, in der er die Spiele aus der Ferne verfolgen muss, auf und ab. Nach Schlusspfiff entlud sich die Anspannung des Kroaten, der mit geballten Fäusten nach oben blickte, in einem Stoßgebet gen Himmel. Denn er selbst hat seine Zukunft nicht mehr in der Hand.

Quelle: ntv.de, ara/sid/dpa

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