"Wenn die Bayern schwächeln ..." "Verletzter" Eberl bläst zum großen Liga-Angriff
18.01.2023, 13:54 Uhr
"Wenn Bayern die komplette Leistung abruft, kann ihnen keiner das Wasser reichen", sagt RB-Sportchef Max Eberl.
(Foto: IMAGO/motivio)
Max Eberl ist der neue starke Mann bei RB Leipzig. Nach seiner Aufsehen erregenden Rückkehr auf die Fußball-Bühne warten auf den Sportchef zahlreiche Herausforderungen beim Bundesligadritten. Eberl erzählt von seiner "schlimmsten Verletzung" und dem Plan, die Bayern zu stoppen.
Den Chef lässt Max Eberl ungern raushängen. Eigentlich. Einmal nutzte RB Leipzigs neuer starker Mann dann doch liebend gerne seine Macht, um sich vor einem unheilvollen Schicksal zu bewahren. Das Ständchen zum Amtsantritt? Gestrichen! "Mir tun die Jungs echt leid, die vor der Gruppe singen und sich zum Drops machen müssen", verriet Eberl kürzlich im Trainingslager in Abu Dhabi: "Ich habe mir geschworen, das mache ich nicht."
Vor seinem Comeback beim Bundesliga-Restart gegen den FC Bayern am Freitag (20.30 Uhr/Sat.1, DAZN und im ntv.de-Liveticker) wirkte der Sportchef gelöst. "Ich freue mich riesig, dass ich wieder da bin. Ich habe mir bewusst Zeit genommen, damit ich zu 100 Prozent fit bin bei meiner Rückkehr", sagte der 49-Jährige bei Bild TV. Seitdem Eberl seinen neuen Job am 1. Dezember antrat, schwingt er sich von Interview zu Interview. Es scheint, als hätte er den Rummel um seinen Wiedereinstieg gut verdaut.
"Für mich beginnt jetzt mein zweites Leben", sagte er im Podcast "Phrasenmäher". Daran war im Januar des Vorjahres noch nicht zu denken gewesen, als Eberl unter Tränen und psychisch ausgelaugt von seinem Amt als Sportdirektor von Borussia Mönchengladbach zurückgetreten war. "Offiziell lautete die Diagnose: situative Depression", sagte er der "Mitteldeutschen Zeitung". "Es bewegt mich immer noch sehr, und ich kann mich schnell in die Gefühlswelt, in der ich damals war, zurückversetzen - wie leer ich war. Ich will diese negativen Emotionen nie mehr erleben", erzählte er im "Phrasenmäher" weiter. Eberl wollte einfach nur raus, suchte sich professionelle Hilfe und reiste unter anderem nach Argentinien, um zu sich selbst zu finden. Dort habe er folgende Erkenntnis über sich selbst erlangt: "Dass ich kein schlechter Typ bin. Dass das, was ich bin und was ich gemacht habe, nicht so verkehrt war."
Nkunku vor Wechsel zu Chelsea
Dass er ausgerechnet beim von vielen als Retortenklub verschrienen DFB-Pokalsieger wieder in das Geschäft einsteigt, hatte vor allem bei den Gladbach-Anhängern für Unmut gesorgt. Unter anderem hatten sie ihm in einem offenen Brief "Schauspiel" vorgeworfen, was Eberl zutiefst traf. "Das war die schlimmste Verletzung, die mir jemals in meinem Leben zuteilwurde", erzählte er im "Phrasenmäher". Dass dir Menschen eine Lüge, Schauspiel und Theater unterstellen und mich gleichzeitig in das Licht stellen, dass ich kranke Menschen benutzen würde, um einen Vereinswechsel zu forcieren - mehr kranke Gedanken kann man nicht haben." Am 11. März, beim direkten Duell mit der Borussia, könnten diese Themen wieder hochkochen. Doch bis dahin hat Max Eberl viel zu tun.
Konrad Laimer, Dani Olmo, Christopher Nkunku - sie alle könnten Leipzig im Sommer verlassen. Eberl hat die Hoffnung bei Laimer, den es nach Ablauf seines Vertrags nach München ziehen soll, und auch beim bis 2024 im Wort stehenden Olmo aber noch nicht aufgegeben. Bei Nkunku sei "die Sache leider recht eindeutig mit dem FC Chelsea." Zwischen 60 und 70 Millionen Euro Ablöse stehen im Raum.
Die personellen Umwälzungen muss Eberl moderieren - und aktuell ist er durch die jüngsten Veränderungen in der Klubführung auf sich gestellt. Nachdem sich Ex-Geschäftsführer Oliver Mintzlaff, Florian Scholz (zuletzt Kaufmännischer Direktor) und Kaderplaner Christopher Vivell verabschiedeten, sieht Eberl den Verein "in der sportlichen Führung recht schlank aufgestellt". Der Ex-Schalker Rouven Schröder wurde schon häufiger als Sportdirektor gehandelt.
Doch egal in welcher Konstellation: Der Druck auf Eberl ist in Leipzig, wo er auf der Tribüne statt auf der Bank sitzen wird, ein anderer als in Gladbach. Bei den Sachsen muss jedes Jahr die Champions-League-Qualifikation her. Und auf Sicht wollen die Leipziger, die aktuell sechs Punkte Rückstand auf den Tabellenführer aus München haben, endlich auch ein ernsthafter Meisterschaftsanwärter werden. "Wenn Bayern die komplette Leistung abruft, kann ihnen in der Bundesliga aktuell keiner das Wasser reichen. Aber wenn sie schwächeln, dann wollen wir da sein", so Eberl. Dafür haben sie ihn geholt.
Quelle: ntv.de, dbe/sid