Boss hadert mit spätem Rauswurf Wann beginnt denn nun die neue Ära, Barça?
30.10.2021, 11:40 Uhr
Sergi Barjuan verantwortet den "Prolog zu einer neuen Ära".
(Foto: imago images/Agencia EFE)
Beim FC Barcelona soll und muss schnell mal wieder alles anders werden: Eine Ära geht viel zu schnell zu Ende, die nächste kann noch nicht beginnen. Und dabei muss auch noch erfolgreich Fußball gespielt werden. Es ist kompliziert, auch für die glückliche Zwischenlösung.
Es hätte eine Ära werden sollen, stattdessen wurde es ein Reinfall: "Bienvenido a Casa" - Willkommen zu Hause, verkündete der FC Barcelona im Sommer 2020, als man die Verpflichtung von Klubidol Ronald Koeman als neuem Trainer verkündete, als Nachfolger des glücklosen Quique Setién, mitten hinein in die große Messi-Depression. Von 1989 bis 1995 war der Niederländer Leistungsträger beim Großklub. "Jeder weiß", sagte Koeman einmal, "dass ich davon träume, irgendwann diesen Klub auch zu trainieren." Jetzt ging es schnell zu Ende, alles andere als traumhaft: Nach turbulenten, vor allem enttäuschenden Monaten zog der FC Barcelona nach zuletzt vier Niederlagen in sechs Spielen die Reißleine. Koeman flog Anfang der Woche raus.
Dem Boss kam das schnelle Ende mit Schrecken sogar zu spät: "Er ist ein Großer von Barça und wir werden ihn immer in Erinnerung behalten. Ronald ist ein Mythos des Barcelonismo, wir müssen ihm für seine Anstrengung danken", sagte Präsident Joan Laporta. Aber: "Die Situation war schon nicht mehr tragbar. Aber: "Wir wollten ihn stärken, um ihn und das Team zu motivieren. Wahrscheinlich hätten wir eher entscheiden müssen, Koeman zu entlassen." In der Liga steht Barcelona aktuell nur auf dem neunten Platz und hat schon neun Zähler Rückstand auf Überraschungs-Tabellenführer Real Sociedad. Es ist ein Desaster.
Al-Sadd lässt sich nicht überrumpeln
Für neuen Glanz soll ein Idol aus der so unglaublich erfolgreichen, stilprägenden Klubgeneration nach Koeman sorgen: Xavi. Gespräche gab es laut spanischen Medien schon, Laporta bestätigte, er spreche "oft mit ihm. Ich weiß, wie er über das Team denkt und was er denkt, was gemacht werden müsste." Das Problem an der Personalie: Xavi steht noch beim kuwaitischen Spitzenklub Al-Sadd unter Vertrag und man machte deutlich, dass Barca den Trainer nicht handstreichartig nach Katalonien holen kann: "Das Al-Sadd-Management verdeutlicht, dass Xavi noch zwei Jahre Vertrag mit dem Verein hat und auf die kommenden Spiele des Klubs konzentriert ist, um unsere Tabellenführung zu halten und den Titel zu verteidigen", verkündete der Klub.
Laporta betonte, dass Xavi Barcelona "eines Tages" trainieren werde. Wann, das könne er aber nicht sagen. Jetzt gebe es neben dem 41-Jährigen "auch andere Optionen". Welche das sind, darüber "werde ich aber nicht sprechen. Das wäre nicht professionell." Für Pep Guardiola ist Xavi jedenfalls bereit: "Ich habe keine Zweifel, dass er bereit ist für den Job. Er kennt das Umfeld, was so wichtig ist. Er kennt das Spiel, er hat die Leidenschaft. Er hat mehr Erfahrung als ich damals hatte, als ich Barca übernommen habe." Die Trainer-Legende weiter: "Koeman weiß es, Sergi weiß es, Xavi weiß es uns ich weiß es, dass der Erfolg von den Neuverpflichtungen und den Spielern abhängt. Die Menschen vergessen das: Wir sind verantwortlich, aber unser Einfluss ist geringer, als die Leute glauben. Ich hatte den Erfolg wegen der Qualität der Spieler."
Im Winter kann investiert werden
Gute Nachrichten gibt es für den Koeman-Nachfolger, wie immer er auch heißen wird, in der Qualitätsfrage schon mal von der Ligaspitze: Sollte der mit bis zu 1,5 Milliarden Euro verschuldete Klub Geld auftreiben, löst sich der finanzielle Würgegriff ein wenig: Wie "La Liga"-Boss Javier Tebas sagte, dürfe Barca im Winter rund 20 Millionen Euro in neue Spieler investieren. Aufgrund der harten Ligavorgaben konnte der FC Barcelona vor der Saison bekanntlich keinen neuen Vertrag mit dem Klubheiligen Lionel Messi abschließen, obwohl der Argentinier "seinem" Klub deutlich entgegenkommen wollte. Laporta sagte: "Wir befinden uns immer noch in einer sehr schweren Situation. Wir haben einen gewissen Spielraum bei der Gehaltsmasse gewonnen und arbeiten daran, die Situation umzukehren. Wir suchen immer nach Lösungen. Die Entlassung von Koeman ist ein Beispiel dafür."
Solange Xavi nicht übernimmt, muss nun Interimscoach Sergi Barjuan schnell die Wende schaffen. Barjuan war von 1988 bis 2002 Spieler beim FC Barcelona, von 1993 in der ersten Mannschaft, zuletzt trainierte er das B-Team. Und sei Die Amtszeit des 49-Jährigen wird von der Sportzeitung "AS" schon als "Prolog für die neue Ära" betitelt - nicht mehr, aber auch nicht weniger. Seine Rolle auf der Bank werde dabei "eher psychologisch als fußballerisch sein. Der Versuch, eine Mannschaft zu motivieren, die mehr stagniert als ein altes Auto und nicht in der Lage ist, eine vernünftige Reisegeschwindigkeit zu halten", schreibt "AS", "nicht in einer Saison, sondern in einem Spiel."
Sergi will "glückliche Gesichter"
Der Ex-Profi hatte nach seiner Ernennung zum kurzfristigen Sachwalter der ganz großen Barça-Interessen nur wenige Trainingseinheiten, um etwas zu bewegen: Der taumelnde katalanische Riese muss schon am Abend (21 Uhr/ Liveticker auf ntv.de) gegen Deportivo Alaves ran. Wie schon für Koeman sind auch für Sergi Barjuan die verletzten Spieler das Hauptproblem bei der Zusammenstellung der Mannschaft. Für das Spiel gegen Alavés kann der Trainer auf die Rückkehr von Ousmane Dembélé hoffen, wenn auch nur für ein paar Minuten, aber dafür muss er auf Sergi Roberto und Ansu Fati verzichten, die gestern nicht trainierten, nachdem sie schon am Wochenende bei der peinlichen Pleite gegen Aufsteiger Rayo Vallecano nicht gespielt hatten. Die kostete Koeman schließlich den Job. Dazu werden Araújo, Pedri, Frenkie de Jong und Martin Braithwaite fehlen.
Aber der Neue setzt ohnehin auf weiche Faktoren: "Die erste Sache ist, glückliche Gesichter zurückzubringen", verkündete Barjuan. "Wenn wir die Spieler zurückkriegen und die Idee von Offensivfußball wieder leben, wird uns das natürlich helfen. Ich bin ein Gewinner und ich mag Gewinner-Typen. Wir alle müssen die Situation umdrehen." Dafür werde er "versuchen, Methoden anzuwenden, von denen ich denke, dass sie effektiv sind. Wie wir spielen, wird sich nicht groß ändern, die Spieler sind ja dieselben", sagte Sergi. Zumindest bis zum nächsten Transferfenster.
Quelle: ntv.de, ter