Fußball

Er hat mal einen Porno geguckt Warum Klopp nach Liverpool passt

Wird er's, oder wird er's nicht? Die Anzeichen verdichten sich, dass Jürgen Klopp neuer Trainer beim FC Liverpool wird.

Wird er's, oder wird er's nicht? Die Anzeichen verdichten sich, dass Jürgen Klopp neuer Trainer beim FC Liverpool wird.

(Foto: imago/Martin Hoffmann)

Jürgen Klopp wird wohl neuer Trainer des FC Liverpool. Eine gute Idee, finden die Fans an der Anfield Road. Und auch Fußball-Experten sind sich einig: Das passt. Doch warum eigentlich? Es gibt gute und weniger gute Gründe.

"Josefine Mutzenbacher - wie sie wirklich war" - Jürgen Klopp erinnert sich in einem Radiogespräch noch sehr genau, an den ersten Erotikfilm den er gesehen hat. Er war 16 Jahre alt. Es ging um ein Mädchen ... Moment, falscher Texteinstieg? Sollte es hier nicht um Argumente für ein Engagement des ehemaligen Borussen-Trainers beim FC Liverpool gehen? Richtig! Und das "Geständnis" des 48-Jährigen sich schon einmal einen Porno angesehen zu haben, ist ein gutes Argument.

Das jedenfalls denkt Jonathan Liew von der englischen Zeitung "The Telegraph". Die Kausalität dahinter ist allerdings erst auf den zweiten Blick erkennbar. Also: Wenn ein Trainer sich in aller Öffentlichkeit - und das hat Klopp getan - dazu bekennt, einen Schmuddelfilm gesehen zu haben, dann ist das offen und ehrlich. Und diese beiden Eigenschaften, also Offenheit und Ehrlichkeit, die würden doch wirklich gut zu einem Arbeiterklub wie dem FC Liverpool passen. Ein interessanter Ansatz.

"You'll never walk alone" kennt er ja schon

An der Anfield Road sind die Fans schon jetzt ziemlich "gekloppt".

An der Anfield Road sind die Fans schon jetzt ziemlich "gekloppt".

(Foto: imago/BPI)

Und davon gibt's gleich mehrere. Auch in der deutschen Presse haben sich Autoren Gedanken gemacht, warum eine Liaison zwischen Klopp und dem englischen Traditionsklub einer Traum-Ehe gleichen würde. Und auch hier sind die Argumente, nun, etwas weit hergeholt. Da wird zum Beispiel in einer Kolumne im "Tagesspiegel" darüber philosophiert, dass sich der Trainer musikalisch nicht umgewöhnen müsse. Schließlich werde sowohl im Signal-Iduna-Park, als auch an der Anfield Road die gänsehautschaffende Hymne "You'll never walk alone" vor Spielbeginn angestimmt - in beiden Stadien gleichermaßen beeindruckend und stimmgewaltig. Beide Argumente, also sowohl die Porno-gleich-ehrlich-Theorie, als auch das Hymnen-Déjà-vu, werden allerdings nicht handlungsleitend für Klopps Entschluss gewesen sein, das selbstverordnete "Sabbatical", sollte es denn so kommen, frühzeitig aufzugeben.

In Liverpool jedenfalls gibt es seit Wochen für die Fans kaum ein anderes Thema als eine Verpflichtung des langjährigen Dortmunder Erfolgstrainers - selbst als sein "Vorgänger" Brendan Rodgers noch im Dienst war. So verschickten ein paar Verrückte über Twitter eine Anleitung, wie man sich als ein Liverpooler Jürgen Klopp verkleidet. Die Kreativität, um den 48-Jährigen von einem Engagement beim Traditionsverein zu überzeugen, kennt in der nordenglischen Stadt keine Grenzen. Und es gibt für Klopp tatsächlich mehr gute Gründe beim Rekordmeister anzuheuern, als nur die offenbar schon jetzt grenzenlose Liebe der Fans.

Malochertum kann er

Er liebte die Fans und sie liebten ihn: Jürgen Klopp und der BVB hatten eine sehr innige und besondere Beziehung.

Er liebte die Fans und sie liebten ihn: Jürgen Klopp und der BVB hatten eine sehr innige und besondere Beziehung.

(Foto: imago/Michael Weber)

Aber bleiben wir noch kurz bei denen. Obwohl noch kein Punkt geholt, kein Training geleitet, keine Pressekonferenz gegeben, wird der Trainer verehrt. Er wird so verehrt, wie vermutlich noch kein Nicht-Liverpooler vor ihm. Doch warum? In der Hafenstadt dominierte einst die Arbeiterkultur. Und die Anhänger des Klubs haben die Leitkultur der Stadt in den Klub transformiert - auch wenn die Summe der Transferinvestitionen eher an katarischen Größenwahnsinn erinnert, denn an bescheidenes Malochertum.

Aber sei's drum: Beides kennt Klopp aus Dortmund, dort wird das Image des Arbeiters gepflegt, der Klub aber mit Großinvestitionen gepimpt. Auch wenn diese mit dem Wahnsinn der Premier League nicht vergleichbar sind. Klopp hat den Spagat zwischen Tradition und Kommerz über sieben Jahre - vielleicht mit Ausnahme seiner letzten Spielzeit - bestens hinbekommen. Er hat die Liebe zwischen Anhängern und Verein neu entfacht. Er hat dem Klub nicht nur eine neue, eine erfolgreiche Spielidee gegeben, sondern auch etwas Sinnstiftendes. So etwas spricht sich rum. Und in Liverpool erhoffen sie sich nichts anderes: Neue Liebe, neue Erfolge. Klopp kann das. Und seine Philosophie vom überfallartigen Hochgeschwindigkeitsfußball passt perfekt in die Premier League, wo sich die Fans an jeder Angriffswelle berauschen können.

300 Millionen Euro - für was eigentlich?

Aber der Wunsch, den sie im Nordwesten hegen, ist eine große Bürde für den Neuen. Ob er nun Klopp heißt, oder wie auch immer. Denn anders als in Dortmund, wo der Wunsch nach Glanz und Ruhm beim Amtsantritt des gebürtigen Stuttgarters im Sommer 2008 nicht direkt mit einer Erwartung verbunden war, ist in Liverpool beides eng miteinander verknüpft. Und das liegt nicht nur am Erfolgshunger des Vereins und seiner Anhänger. Der letzte große Titel wurde vor zehn Jahren gewonnen, die Champions League.

Es liegt vor allem an der finanziellen Potenz des Klubs. In den vergangenen drei Jahren gab der FC mit seinem berüchtigten Transfergremium aus Investoren und Trainer Rodgers mehr als 300 Millionen Euro für neue Spieler aus - unter anderem 41 Millionen für den Hoffenheimer Roberto Firmino. Erfolge? Titel? Fehlanzeige. Wie Borussia Dortmund im Sommer 2008 verkommt der FC Liverpool im Herbst 2015 im Mittelmaß. Die Situation für einen Neuanfang ist günstig. Der Druck allerdings groß. Klopp und Liverpool - es wäre ein spannendes Projekt. Vermutlich war es auch das, was Jonathan Liew vom "Telegraph" den Leuten mitteilen wollte.

Quelle: ntv.de

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