Abwehr überfordert, Kapitän ratlos Warum der FC Schalke 04 in der Krise ist
22.09.2016, 17:58 Uhr
Der FC Schalke 04 tritt nach vier Bundesligaspielen immer noch auf der Stelle.
(Foto: picture alliance / dpa)
Der schlechteste Bundesligastart der Vereinsgeschichte ist perfekt. Nicht nur die Fans sind von dem Auftreten des FC Schalke 04 maßlos enttäuscht. Doch was sollen die Gelsenkirchener nun machen? Einfach nur sacken lassen?
Ratlos und mit hängenden Köpfen trotteten Schalkes Fußballer nach der vierten Bundesliga-Niederlage in Folge aus der Gelsenkirchener Arena. Der Schwung der fast perfekten Vorbereitung mit sieben Siegen, einem Remis und nur einer Niederlage bei einem Torverhältnis von 42:11 Tore war spätestens an diesem Mittwochabend dahin. Schließlich war mit dem 1:3 gegen den 1. FC Köln der schlechteste Start der Klubgeschichte perfekt. "Wir haben ein Spiel verloren, das man nicht verlieren darf", konstatierte Trainer Markus Weinzierl. Manager Christian Heidel mahnte, wie immer eigentlich, zur Ruhe: "Wir müssen trainieren, die Automatismen müssen rein. Es gibt gar keine andere Wahl." Und Kapitän Benedikt Höwedes verbarg seine Enttäuschung nicht: "Wir müssen das sacken lassen und analysieren, was wir falsch gemacht haben."
Laut "Kicker" hatte Schalke gegen Köln 67 Prozent Ballbesitz und spielte mehr als doppelt so viele Pässe, nämlich 605:297. Aber: Auch wenn die Schalker 18 Versuche unternahmen, den Ball im Tor unterzubringen, gingen sie wieder als Verlierer vom Platz. Denn was ihnen fehlt, ist ein Aufbauspiel, das den Gegner auch ernsthaft unter Druck setzt. Frühes Attackieren und schnelles Umschalten, das Klaas-Jan Huntelaar und Kollegen beim OGC Nizza in der Europaliga und gegen den FC Bayern noch eindrucksvoll gezeigt hatten, blieb Weinzierls Elf den Fans gegen Köln weitgehend schuldig. Den konterstarken Gäste spielte dies in die Karten: Sie überrannten eine unsortierte und überforderte Schalker Abwehr, und das nahezu spielerisch. Auch das erste Tor der Saison durch Huntelaar (36.) brachte keine Sicherheit im Spiel nach vorne. Im Gegenteil: Nur zwei Minuten später fiel der Ausgleich der Kölner. Ein Problem das nicht von Ungefähr kommt.
Späte Transfers - ohne Ende Rotation
In den ersten fünf Spielen der Saison, ausgenommen das Pokal-Spiel gegen Villingen, hat Weinzierl 20 verschiedene Spieler von Beginn an Spielen lassen. Alleine gegen Köln stellte er vier Positionen gegenüber dem 0:2 in Berlin um. Mal spielt Höwedes Linksverteidiger, mal Rechtsverteidiger, um dann als Innenverteidiger eingesetzt zu werden. Gegen Köln spielte der völlig außer Form auftretende Sascha Riether von Beginn an auf der rechten Seite. Es zeigt: Weinzierl kennt sein Team noch nicht richtig und ist noch in der Testphase.
Die hochkarätigen Neuzugänge um Rekordeinkauf Breel Embolo wurden größtenteils erst zum Ende des Transferfensters getätigt. Sie standen dem Schalke-Coach, ebenso wie Max Meyer und Leon Goretzka, die mit der Olympia-Mannschaft Silber in Rio holten, während der wichtigen Vorbereitungsphase nicht zur Verfügung. Die von Weinzierl geforderte Umsetzung der einstudierten Automatismen und Routinen kann aber ohne ein festes, eingespieltes Gerüst auf lange Sicht nicht gelingen. In Frankfurt, Berlin und nun gegen Köln hat sich das gerächt.
Eine Vorbereitung ohne die Schlüsselspieler zwingen Weinzierl nun dazu, die ersten Pflichtspiele seiner Amtszeit auf Schalke als Testphase zu nutzen. Die Bilanz nach den ersten vier Spieltagen ist eindeutig, auch wenn Heidel nicht sieht, "dass hier etwas grundsätzlich falsch läuft". Mit einem derart desolaten Saisonbeginn sind die Schalker nicht allein: Die Fohlen aus Gladbach haben letzte Saison gezeigt, wie man mit null Punkten aus den ersten fünf Bundesliga-Spielen am Ende noch ins internationale Geschäft kommt. Gehen musste damals Trainer Lucien Favre. Einen Rausschmiss Weinzierls wird es aber nicht geben. Dafür ist es, wie sonst auch immer, viel zu ruhig auf Schalke. Gegen Hoffenheim muss Schalke am Sonntag trotzdem unbedingt punkten.
Quelle: ntv.de, sid/arö