Fußball

Ausschluss aus Champions League Was traut sich die Uefa im Fall PSG?

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Französicher Meister: Kylian Mbappé, hier mit Edinson Cavani und Angel di Maria.

(Foto: imago/PanoramiC)

Erst Neymar, dann auch noch Kylian Mbappé - nun muss Frankreichs Fußballmeister Paris Saint-Germain der Uefa die Wahnsinnstransfers erklären. Hat der Verein gegen das Financial Fair Play verstoßen? Gespräche zur Verschärfung der umstrittenen Regel laufen längst.

Für den brasilianischen Fußballspieler Neymar hat Paris Saint-Germain im vergangenen Jahr 222 Millionen Euro ausgegeben. 180 Millionen Euro werden in diesem Sommer für den Franzosen Kylian Mbappé fällig. Wegen der beiden teuersten Transfers der Geschichte muss sich der französische Meister nun an diesem Freitag bei der Uefa erklären. Der europäische Verband untersagt seinen Vereinen nämlich zumindest formal, über einen längeren Zeitraum mehr Geld auszugeben als einzunehmen. Konkret geht es in Nyon also um die Fragen:

  • Hat PSG mit seinen wahnwitzigen Investitionen gegen die Regeln des "Financial Fair Plays" verstoßen? Und wenn ja:
  • Welche Strafen von einer Millionen-Geldbuße bis hin zu einem Ausschluss aus der Champions League hat der Klub im Besitz eines katarischen Staatsfonds deshalb zu befürchten?
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Verletzt - und wahnsinnig teuer: Neymar.

(Foto: AP)

Tatsächlich sind die Anhörungen von Paris Saint-Germain, dem AC Mailand und Inter Mailand so etwas wie der letzte Belastungstest für ein hochumstrittenes System. Mitbeantwortet werden auch Fragen wie:

  • Hat das Financial Fair Play überhaupt eine Durchsetzungskraft oder ist es wirkungslos?
  • Traut sich die Uefa auch an einen großen Klub heran - oder bestraft sie bloß Vereine wie den FC Sion, FK Vojvodina oder den FC Ertis aus Kasachstan?

Unabhängig vom Ausgang der PSG-Anhörung, deren Ergebnis die Uefa erst im Juni bekanntgeben will, ist klar, dass der europäische Fußball seinen eigenen Regelungen nicht mehr traut. Hinter den Kulissen arbeiten die Uefa und die einflussreiche Klub-Vereinigung ECA an einem "Financial Fair Play 2.0", einer verschärften und vor allem rechtssicheren Variante des bisherigen Systems. "Das Thema ist bei ECA und Uefa schon auf dem Tisch. Und ich gehe davon aus, dass das relativ zeitnah final beschlossen werden kann", sagte der Vorstandsvorsitzende des FC Bayern München und langjährige ECA-Chef Karl-Heinz Rummenigge kürzlich in einem Interview mit dem "Kicker".

"Keine wirklich empfindliche Strafe"

Auch der Sportrechtsexperte Paul Lambertz sagt: Das Financial Fair Play "wirkt auf mich etwas zahnlos. Wenn Sanktionen nicht spürbar sind, dann muss man sich auch nicht wundern, dass gegen Regeln verstoßen oder in Graubereiche vorgedrungen wird". Gerade PSG sei 2014 schon einmal "zu Geldstrafen und der vorübergehenden Verkleinerung seines Kaders verurteilt worden". Aber das sei für einen solchen Verein "keine wirklich empfindliche Strafe". Der Ausschluss eines großen Klubs aus der Champions League sollte deshalb "kein Tabu sein. Nur wenn alle wissen, dass die Regel für jeden gilt, wird sie Beachtung finden."

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Wenn Sanktionen nicht spürbar sind, dann muss man sich auch nicht wundern, dass gegen Regeln verstoßen oder in Graubereiche vorgedrungen wird": Paul Lambertz.

Konkret wollen ECA und Uefa erreichen, dass die europäischen Vereine in Zukunft ihre Finanzberichte und ihre Zahlungen an Spielerberater offenlegen. Und dass der europäische Verband mögliche Verstöße gegen das Financial Fair Play sofort ermitteln und sanktionieren kann - und damit nicht wie bisher das Ende eines Geschäftsjahres abwartet. Das größte Problem bei der Reform des Financial Fair Plays erinnert aber auch an die Schwächen der deutschen 50+1-Regel, mit der sich die Vereine der ersten und zweiten Bundesliga vor dem Einfluss externer Investoren schützen wollen. Wie schafft sich der Sport ein Instrument der Selbstregulierung, das nicht sofort von einem ordentlichen Gericht gekippt werden kann? "Uns war immer klar: Ein Klub, der wegen Verstößen gegen das Financial Fair Play bestraft und dagegen klagen würde, hätte wohl Chancen, den juristischen Prozess gegen die Uefa zu gewinnen", sagte auch Rummenigge dem "Kicker".

"Warum also der besondere Schutz?"

Dieses Szenario schwebt auch über den aktuellen Ermittlungen gegen PSG. Nach einem Bericht der "Financial Times" sind sich die Prüfer der Uefa sicher, dass der Verein beim Transfer von Neymar gegen die Regeln verstoßen hat. PSG habe dabei einen beliebten Trick investorengeführter Klubs angewandt und in seinem Finanzbericht Sponsoreneinnahmen angegeben, die deutlich überbewertet worden seien. Die Frage ist dem Bericht zufolge nur noch, in welchem Ausmaß der Verein bestraft werde und ob sich die Uefa auch diesmal nicht traue, einen großen Namen aus der Champions League zu werfen.

Denn auch Paul Lambertz hält das Financial Fair Play für juristisch angreifbar. "FFP ist eine wettbewerbsbeschränkende Regel eines Monopolisten, in diesem Fall der Uefa", sagte der Düsseldorfer Rechtsanwalt. "Es ist den Klubs nicht möglich, so zu haushalten, wie sie es wollen." Die Hoffnungen der Uefa und der Clubvereinigung ECA ruhen deshalb auf der Europäischen Union. Die soll dem Profifußball einen Sonderstatus verleihen, damit Maßnahmen wie die Begrenzung von Ablösesummen oder andere Eingriffe in den Wettbewerb nicht mehr gegen geltendes EU-Recht verstoßen.

"Ich habe den Eindruck, dass man in der EU, aufgeschreckt durch die Transferexplosionen des vorigen Sommers, viel mehr Verständnis für das Thema hat", sagte Rummenigge. Lambertz ist allerdings auch in diesem Punkt skeptisch. "Warum müssen Klubs denn überhaupt davor bewahrt werden, ruinös zu arbeiten? Fußballclubs sind nicht systemrelevant. Warum also der besondere Schutz?"

Quelle: ntv.de, Sebastian Stiekel und Florian Lütticke, dpa

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