WM-Ausschluss und andere Strafen Weltsport isoliert Kriegstreiber Russland
28.02.2022, 16:56 Uhr
Vor dem WM-Finale 2018 strahlten Gianni Infantino und Wladimir Putin gemeinsam.
(Foto: imago images/ULMER Pressebildagentur)
Wie zuvor schon die Politik und die Wirtschaft überzieht der Sport Russland und Belarus mit drastischen Sanktionen für den Angriffskrieg in der Ukraine. Der Fußball-Weltverband FIFA steht kurz vor der Suspendierung des russischen Verbands. Die Lawine ist nicht zu stoppen.
FUSSBALL
Der Weltverband FIFA hat erste Sanktionen verhängt, wird aber viel mehr tun. Noch sollen nur keine internationalen Spiele in Russland mehr ausgetragen werden, und Heimspiele auf neutralem Boden stattfinden. Zudem soll bei der Nationalmannschaft die Hymne nicht mehr gespielt werden, die russische Fahne soll nicht mehr zu sehen sein. Der Name Russland durch den Verbandsnamen RFU ersetzt werden. Doch laut übereinstimmenden Medienberichten könnten schon bald noch schärfere Sanktionen bis hin zum Ausschluss Russlands von der Weltmeisterschaft 2022 verhängt werden. Diese Entscheidung könnte schon bald verkündet werden.
Der Europa-Verband UEFA wird ebenfalls handeln. Den Russen droht noch am Montagabend der flächendeckende internationale Ausschluss. Die Führungsebene befindet sich in einem ständigen Austausch, der zeitnah zu Ergebnissen führen soll. Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) ist klarer Befürworter dieser Haltung. Das Champions-League-Finale ist schon von St. Petersburg nach Paris verlegt worden.
Polen, Schweden und Tschechien nehmen die Dinge selbst in die Hand. Die Verbände weigern sich, gegen das russische Team um die WM-Teilnahme zu spielen. "Wir können nicht so tun, als wäre nichts passiert", schrieb Polens Kapitän Robert Lewandowski von Bayern München bei Twitter. Auch Frankreich, England, Dänemark und Norwegen fordern ein härteres Vorgehen, die Schweiz lässt ihre Teams nicht mehr gegen russische Mannschaften antreten. Dies betrifft gegebenenfalls auch die Frauen-EM im Sommer, für die Russland qualifiziert ist. Gruppengegner dort sind neben der Schweiz auch Schweden und die Niederlande.
OLYMPIA/PARALYMPICS
Die FIFA erinnert an den weichen Umgang des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) mit Russland. Selbst Staatsdoping und ein Angriffskrieg scheinen dem Ringe-Orden nicht für den Ausschluss aus der olympischen Familie auszureichen. Das IOC rang sich unter steigendem Druck aber zu einer härteren Haltung durch und empfiehlt seinen Mitgliedsverbänden den Ausschluss russischer Sportlerinnen und Sportler von internationalen Veranstaltungen. Dies gilt auch für Athletinnen und Athleten aus Belarus. Wladimir Putin wird der olympische Orden entzogen. Das Internationale Paralympische Komitee (IPC) sieht sich wie das IOC unmittelbar vor Beginn der Paralympics in Peking (ab 4. März) Forderungen zur sofortigen Suspendierung Russlands ausgesetzt. Eine Entscheidung darüber kündigte das IPC ntv.de gegenüber für den Mittwoch an. Doch aufgrund der aktuellen Dynamik könnte dies auch zu einem früheren Zeitpunkt geschehen. Als erster IOC-Verband hat der nicht-olympische Orientierungslauf Russland suspendiert.
Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) und der Deutsche Behindertensportverband (DBS) haben gemeinsam empfohlen, die Teilnahme an Wettkämpfen und Trainingsmaßnahmen in Russland und den Kriegsgebieten auszusetzen. Das für den Sport zuständige Bundesinnenministerium befürwortet dies ausdrücklich. Am Montag schloss sich das DOSB zudem umgehend der IOC-Forderung an, russische Sportlerinnen und Sportler auszuschließen.
HANDBALL
Die Europäische Handballföderation (EHF) zieht wegen des Ukraine-Kriegs offenbar mögliche Sperren von russischen und belarussischen Mannschaften in europäischen Handballwettbewerben auf Klub- und Nationalmannschaftsebene in Erwägung. Der Verband kündigte via Mitteilung eine außerordentliche Sitzung des Exekutivkomitees für Montagabend an, um "die Notwendigkeit weiterer Entscheidungen zu prüfen".
Die EHF betonte in ihrem Statement, "dass es weder Akzeptanz noch Verständnis für die russische Invasion in der Ukraine gibt. Dies gilt auch für alle Parteien, die an einer solchen Gewalttat aktiv beteiligt sind oder diese unterstützen." Es müssten nun "Lösungen für die von der aktuellen Situation betroffenen Nationalmannschafts- und Vereinsspiele gefunden werden".
Zuvor hatte die EHF bereits für diese Woche geplante Spiele mit Beteiligung russischer und belarussischer Mannschaften abgesagt. Betroffen sind Partien der Champions League und der European League bei den Männern sowie die EM-Qualifikationsspiele der Frauen zwischen Griechenland und Belarus. Die Partien der deutschen Qualifikationsgruppe waren für den 2. März im griechischen Chalkida und den 6. März in Minsk angesetzt.
Bereits in der vergangenen Woche hatte der europäische Dachverband entschieden, dass russische Handball-Teams ihre Heimspiele in EHF-Wettbewerben vorerst auf neutralem Boden austragen müssen. Die Regelung gilt für alle Klub- und Nationalmannschaften. Außerdem wurden die für den 3. und 6. März geplanten Qualifikationsspiele für die Frauen-EM 2022 zwischen Polen und Russland verschoben, "um die Sicherheit der teilnehmenden Mannschaften, Spieler und Offiziellen zu gewährleisten".
Auch die für den 4. und 5. März geplanten Frauen-Qualispiele zwischen Tschechien und der Ukraine finden nicht wie geplant statt. In der Qualifikation für die Männer-WM 2023 werden beide Play-off-Duelle zwischen Finnland und der Ukraine als "Double-Header" bei den Nordeuropäern ausgetragen (16. und 20. März).
SONSTIGER SPORT
Schach, Fechten, Schwimmen, Volleyball, auch Eishockey, Turnen, Ski, Basketball oder Biathlon und Tischtennis reagieren. Entweder werden Veranstaltungen entzogen, Wettbewerbe mit russischen Sportlerinnen und Sportlern abgesagt oder Fahnen bzw. die Nationalhymne verboten. Zum Beispiel wird die Formel 1 nicht in Russland fahren. Ein zumindest offensichtlich koordiniertes Vorgehen gibt es noch nicht.
WIRTSCHAFT/SPONSORING
Viele Vereine und Verbände überprüfen die Zusammenarbeit mit russischen Sponsoren. Schalke 04 hat die Partnerschaft mit dem staatlichen Gas-Riesen Gazprom beendet, der Oligarch Roman Abramowitsch versucht, die Kontrolle über den Weltpokalsieger FC Chelsea abzugeben. Laut der englischen "Times" arbeitet auch die UEFA an einer Trennung von Gazprom.
Quelle: ntv.de, sue/sid