Fußball

Eintracht-Ikone Körbel zur EL "Wie 1980 gegen die Bayern!"

Die Europa-League-Heimspiele sind Fußball-Festtage für Fans, Mannschaft und den gesamten Verein.

Die Europa-League-Heimspiele sind Fußball-Festtage für Fans, Mannschaft und den gesamten Verein.

(Foto: picture alliance/dpa)

Im Rückspiel des Europa-League-Viertelfinales muss Eintracht Frankfurt gegen Benfica Lissabon ein 2:4 wettmachen. Klub- und Bundesliga-Legende Charly Körbel hält das für machbar. Er sagt n-tv.de, wie das geht, worauf die Eintracht achten muss, und welche Rolle die Bayern bei all dem spielen.

n-tv.de: Vor einer Woche gab es im Hinspiel des Europa-League-Viertelfinales bei Benfica Lissabon eine 2:4-Niederlage für die Frankfurter Eintracht. Was stimmt Sie zuversichtlich, dass die SGE dennoch ins Halbfinale einzieht?

Karl-Heinz "Charly" Körbel: Mr. Eintracht-Frankfurt.

Karl-Heinz "Charly" Körbel: Mr. Eintracht-Frankfurt.

(Foto: picture alliance / dpa)

Karl-Heinz "Charly" Körbel: In Lissabon hat man gemerkt, dass, je weiter man kommt, die Luft immer dünner wird, dass Kleinigkeiten entscheiden und auch eine gewisse Portion Glück mit dazugehört. Am Ende muss alles passen, dann kann es so gehen wie beim Uefa-Cup-Sieg 1980. Da hieß der Gegner im Halbfinale Bayern München. In München haben wir 0:2 verloren, das Rückspiel in Frankfurt dann 5:1 gewonnen - nach Verlängerung. Ein Wahnsinnsspiel damals.

Und am Ende erfolgreich. Wie muss sich die Eintracht im Rückspiel gegen Benfica denn präsentieren? Sollte sie von Anfang an stürmen, klarmachen: Das ist unser Stadion, wir jagen euch vom Rasen?

Die Eintracht muss schlau spielen. Die Eintracht darf nicht in voller Euphorie nach vorn rennen, denn dann ist Benfica stark, dann kann Lissabon kontern mit seinen schnellen, wendigen Spitzen. Und dann kann das passieren, was 1990/1991 geschehen ist: Frankfurt hat in der ersten Runde des Uefa-Cups bei Bröndby Kopenhagen im Hinspiel 0:5 verloren, im Rückspiel zu Hause dann 3:0 geführt. Dann gab es das 3:1 und jeder wusste, das war's. Deshalb: schlau spielen, aufmerksam sein und nicht ins Verderben rennen. Die Eintracht muss sich stattdessen Stück für Stück voranarbeiten.

Das könnte nicht ganz einfach werden vor heimischer Kulisse ...

SGE-Coach Adi Hütter muss die Abwehr umbauen.

SGE-Coach Adi Hütter muss die Abwehr umbauen.

(Foto: picture alliance/dpa)

Klar besteht die Gefahr, zu überdrehen. Die Unterstützung der Fans hier in Frankfurt, egal ob Bundesliga oder Europa League, egal ob Heim- oder Auswärtsspiel, ist wirklich phänomenal. Da brauchst du als Spieler nur einmal auf die Ränge zu schauen - es wird auch wieder eine Choreo vom Feinsten geben -, und bist bis in die Haarspitzen motiviert. Da ist sofort ein Prickeln da. Dass die Mannschaft dennoch bei aller Euphorie im Stadion ruhig ihr System spielen kann, hat sie in dieser Europa-League-Saison öfter bewiesen.

Sie leiten die Eintracht Frankfurt Fußballschule, arbeiten im Stadion, sind also auch nah dran an den Profis: Wie ist die Stimmung nach zwei Pflichtspielniederlagen in Folge?

Man könnte meinen, gedrückt. Ist sie aber ganz und gar nicht. Egal, welcher Spieler dir hier über den Weg läuft, du siehst, wie fokussiert sie sind. Du siehst, wie heiß sie auf das Spiel sind. Sie sagen: "Am Donnerstagabend, wenn das Flutlicht angeht, sind wir da!" Sie haben die Chance, ein neues Kapitel in der 120-jährigen Eintracht-Geschichte zu schreiben - das wissen sie, das ist in ihren Köpfen und genau das, diesen Willen, diese Euphorie müssen sie nutzen.

Die Eintracht spielt gegen ein Benfica, für das die Europa League nicht ganz oben auf der Prioritätenliste zu stehen scheint ...

Ganz genau. Der Fokus von Benfica liegt klar auf der portugiesischen Meisterschaft. Dort liegen sie mit dem Rivalen FC Porto gleich auf an der Tabellenspitze, führen nur dank des besseren Torverhältnisses, haben aber den direkten Vergleich mit Porto bereits für sich entschieden. Am Ende könnte auch das eine Rolle spielen, dass Benfica lieber Meister werden will, als noch eine Runde in der Europa League weiterzukommen.

Im Hinspiel ließ Benfica-Trainer Bruno Lage einige Stammspieler zunächst auf der Bank, darunter auch den Ex-Eintrachtler Haris Seferovic. Dennoch verlor die Eintracht 2:4 - auch, weil mit Evan N'Dicka sehr früh die Rote Karte gesehen hat. Er fehlt im Rückspiel. Martin Hinteregger, der in Augsburg verletzt vom Platz musste, auch. Wie steht es um die Abwehr der Eintracht?

Charly Körbel

Karl-Heinz "Charly" Körbel spielte von 1972 bis 1991 für Eintracht Frankfurt und ist mit 602 absolvierten Bundesligapartien der Rekordspieler der Liga. Sechs Mal trug er das deutsche Nationaltrikot. Mit der Eintracht gewann er vier Mal den DFB-Pokal (1974, 1975, 1981, 1988) und den UEFA-Cup (1980). In den 1990ern saß er bei den Frankfurtern auch auf der Trainerbank. Heute leitet er die Eintracht-Frankfurt-Fußballschule.

Hinter Martin Hinteregger steht ein Fragezeichen. Ich denke nicht, dass er spielt. Wenn er angeschlagen ist, ist das Risiko einfach zu groß, wenn er spielt. Aber die Eintracht wird deshalb kein Abwehrproblem bekommen: Die beiden Routiniers Makoto Hasebe und David Abraham sind ja auch noch da.

Wie wird das Spiel ausgehen?

Ein 2:0 wird es nach 90 Minuten nicht geben. Ich glaube, es gibt Verlängerung (lacht). Wie damals 1980 gegen die Bayern. Die Besucher im Stadion und zu Hause vor den Fernsehern können sich auf einen langen Fußballabend freuen.

Und am Ende entscheidet dann das Glück?

Nein, ich denke, dass wir unseren Heimvorteil nutzen und ins Halbfinale einziehen werden.

Dann wartet im Halbfinale der FC Chelsea?

Das wird so sein. Chelsea wird sich gegen Slavia Prag durchsetzen.

Schwirrt dieses mögliche Halbfinale bereits in den Köpfen der Eintracht-Spieler herum?

Vielleicht hat der eine oder andere daran mal kurz gedacht, bei der Auslosung damals. Momentan spielt das absolut keine Rolle. Der nächste Gegner ist bekanntlich immer der wichtigste - und heißt Benfica Lissabon.

Mit Charly Körbel sprach Thomas Badtke

Quelle: ntv.de

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