Fußball

Zwischen Hype und Langeweile Wie der FC Bayern die Bundesliga rettet

Und über ihnen nur die Sterne: Bastian Schweinsteiger feiert sein Tor gegen die Berliner Hertha.

Und über ihnen nur die Sterne: Bastian Schweinsteiger feiert sein Tor gegen die Berliner Hertha.

(Foto: imago/ActionPictures)

Wie ermüdend ist die Dominanz des FC Bayern? Und gibt es Hoffnung, dass das Rennen um die deutsche Fußballmeisterschaft in absehbarer Zukunft wieder spannend wird? Die Liga sollte sich nicht beschweren. Die Münchner sind ein Segen.

Ja, das ist langweilig. Der FC Bayern ist deutscher Fußballmeister - zum dritten Mal in Folge, zum 25. Mal insgesamt seit 1932, zum 24. Mal in der seit 1963 währenden Geschichte der Bundesliga. Damit haben die Münchner fast die Hälfte aller Titel in Deutschlands höchster Spielklasse gewonnen. Ein Ende dieser Dominanz ist nicht in Sicht. So war der Titelgewinn in diesem Jahr nicht mehr als eine Vollzugsmeldung.

Trainer Josep Guardiola hatte es ja schon am Samstagabend gesagt, gleich nachdem der FC Bayern die Berliner Hertha an diesem 30. Spieltag der Fußball-Bundesliga pflichtgemäß mit 1:0 besiegt hatte: "Bei allem Respekt vor Wolfsburg: Wir sind schon Meister." Und seit der Niederlage des VfL in Mönchengladbach sind es die Münchner auch so, dass rechnerisch in den letzten vier Runden nichts mehr passieren kann - in einem Meisterschaftskampf, der nie einer war. Dafür haben die Bayern in erster Linie selbst gesorgt, mit einem Trainer, der seine fantastischen Spieler einen außergewöhnlich schönen Fußball spielen lässt, aufregender als jede andere Mannschaft der Liga. Was aber fast noch wichtiger ist: Kein Team trumpft dabei so kontinuierlich und zuverlässig auf wie die Bayern.

Wer sich anschaut, wie die Klubs im oberen Drittel der Tabelle gegen die Vereine gespielt haben, die die letzten sechs Plätze belegen, der sieht: Der FC Bayern gab in diesen Partien nur zwei Punkte ab. Pflichtsieg heißt das dann, zählt aber auch. Wolfsburg hingegen ließ fünf, Mönchengladbach sechs Punkte liegen, Leverkusen neun und die Schalker, ach die Schalker, gar zwölf. Da spielte es dann letztlich keine Rolle, dass die Münchner in der Rückrunde in Wolfsburg mit 1:4 und gegen Gladbach mit 0:2 verloren. Konstanz setzt sich durch. Und daran wird sich so schnell auch nichts ändern. Aber ist das wirklich langweilig?

Sepp Herberger lag einmal falsch

Die Antwort führt zu Sepp Herberger und fußt auf der Erkenntnis, dass er in einem Punkt Unrecht hatte. Der Trainer, der die deutsche Nationalelf 1954 zum ersten Titelgewinn bei einer Weltmeisterschaft führte, hatte einst sinniert, dass die Menschen zum Fußball gehen, weil sie nicht wissen, wie es ausgeht. Wenn der FC Bayern spielt, ist das schon lange nicht mehr der Fall. Dem Geschäftsmodell Bundesliga aber scheint dieser übermächtige Klub trotz allem nicht abträglich zu sein. Spielen die Münchner zu Hause, ist das Stadion ausverkauft. Treten sie auswärts an, ist es für die Gastgeber das Spiel des Jahres - und das Haus ist voll. Immer. Und wenn der Mannschaftsarzt den Verein verlässt, beherrscht dieses Thema die Schlagzeilen. Der Hype um den FC Bayern ist ein Segen für die Liga.

Aber die Münchner sind auch ein Problem. Schließlich spielen sie in einer Liga, die einst - die Älteren werden sich erinnern - damit geworben hat, dass jeder jeden schlagen kann. In dieser Spielzeit sah das dann so aus, dass sich Paderborns Trainer André Breitenreiter nach einem 0:6 in aller Öffentlichkeit für "das tolle Erlebnis" bedankte. Das zeigt, dass die Lösung des Problems natürlich nicht beim FC Bayern liegt, der längst in anderen Sphären schwebt. Das Problem liegt bei denen, die es gar nicht erst versuchen und froh sind, wenn sie die Partie einigermaßen schadlos verlieren. Für die Münchner geht es darum, die Champions League zu gewinnen, dafür brauchen sie ihren Luxuskader mit Spielern wie Manuel Neuer, Jérôme Boateng, Philipp Lahm, Bastian Schweinsteiger, Thomas Müller und Mario Götze, die im Sommer in Brasilien die WM gewannen - und danach einfach weiterspielten, als sei nichts gewesen. Sie brauchen auch den Niederländer Arjen Robben und den Franzosen Franck Ribéry - und können sie doch ersetzen, wenn die fehlen. Auch, weil sich einer wie Thiago Alcántara nach langer Verletzungspause nahtlos zum Chef im Mittelfeld aufschwingt.

Es ist nicht nur das viele Geld, das den FC Bayern so stark macht. Sie geben es in München halt vernünftig aus. Es ist die Mischung aus sportlicher Kompetenz und wirtschaftlicher Potenz, die zum Erfolg führt. Und das ist schwer genug. Was aber heißt das für den Rest der Liga? Spielbetrieb einstellen? Nur noch außer Konkurrenz zum Betriebsausflug nach München fahren? Das wäre eine Möglichkeit, gilt nach Informationen von n-tv.de aber als unwahrscheinlich. Gängiger scheint da schon der Weg zu sein, den sie in Wolfsburg, Leverkusen und Mönchengladbach einschlagen: Einfach mal dagegenhalten und demnächst möglichst auch international reüssieren. Das sind sie nicht nur Sepp Herberger schuldig. Denn immer, auch das hat diese Saison gezeigt, gewinnen selbst die Bayern nicht.

Quelle: ntv.de

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