Fußball

Neuer Bundesliga-Reichtum Wie verteilt der Fußball seine TV-Milliarden?

Mehr als eine Milliarde Euro bekommt der deutsche Fußball künftig pro Saison an TV-Geldern. Das ist viel Geld, das auf die 36 Profiklubs verteilt werden muss.

Mehr als eine Milliarde Euro bekommt der deutsche Fußball künftig pro Saison an TV-Geldern. Das ist viel Geld, das auf die 36 Profiklubs verteilt werden muss.

(Foto: picture alliance / dpa)

Monatelang streiten die Vereine der ersten und zweiten Fußball-Bundesliga um die 4,64 Milliarden Euro, die das Fernsehen für die Übertragungsrechte bezahlt. Nun gibt die DFL endlich bekannt, wer wie viel von den neuen Rekordeinnahmen erhält.

Bekommen die sogenannten Traditionsvereine künftig mehr Geld? Oder werden die milliardenschweren TV-Einnahmen im deutschen Profifußball bald noch ungleicher verteilt? Geht das neue Ausschüttungsmodell zu Lasten der Zweitligaklubs? Oder endet ein monatelanger Streit unter den Verein wieder einmal in Harmonie? Ab 13.30 Uhr wird die Deutsche Fußball Liga (DFL) in Frankfurt am Main endlich öffentlich vorstellen, wie genau der Rekorderlös von 4,64 Milliarden Euro aus dem neuen Fernsehvertrag ab der Saison 2017/18 an die Vereine der 1. und 2. Bundesliga verteilt wird.

Eintracht Frankfurt sorgt derzeit sportlich für Furore - und darf sich künftig wohl auch über mehr TV-Gelder freuen.

Eintracht Frankfurt sorgt derzeit sportlich für Furore - und darf sich künftig wohl auch über mehr TV-Gelder freuen.

(Foto: imago/Jan Huebner)

Fest steht bislang nur, dass so viel Geld ausgeschüttet wird wie noch nie. Im Schnitt sind in den kommenden vier Jahren 1,16 Milliarden Euro pro Saison an die 36 Klubs zu verteilen. In der laufenden Spielzeit sind es noch rund 850 Millionen. Vieles deutet darauf hin, dass sich Traditionsvereine wie Eintracht Frankfurt, der 1. FC Köln und Werder Bremen in einem schier uferlosen Streit durchgesetzt haben und Faktoren wie ihre große Anhängerschaft oder die nachweislich höheren Einschaltquoten bei ihren Spielen künftig im neuen Verteilerschlüssel berücksichtigt werden.

Diese drei Klubs sowie der Hamburger SV, Hertha BSC und der mittlerweile abgestiegene VfB Stuttgart hatten sich im März zum sogenannten "Team Marktwert" zusammengeschlossen, weil sie sich im Milliardengeschäft Bundesliga von gleich zwei Seiten abgehängt sehen: Von sportlich dominierenden Klubs wie Bayern München oder Borussia Dortmund, die in der Champions League immer mehr Geld verdienen. Und von konzern- oder mäzen-geführten Vereinen wie RB Leipzig oder dem VfL Wolfsburg, die von Hause aus einen finanziellen Vorsprung haben.

"Stärkerer Rückfluss" für Traditionsklubs

"Schauen Sie sich die Zuschauerzahlen bei Sky an. Das Spiel Darmstadt gegen Leipzig haben sich 5000 Menschen angeschaut, Mainz gegen Ingolstadt 10.000. Wenn wir gegen Köln spielen, wollen das 800.000 oder mehr Leute sehen", sagte Eintracht-Vorstand Axel Hellmann der "Frankfurter Rundschau". "Wenn also Pay-TV der große wirtschaftliche Treiber der Bundesliga ist, muss es am Ende bei den Vereinen einen stärkeren Rückfluss geben, die mit ihren Fanmassen das Pay-TV-System speisen und den Marktwert der Liga nach oben schrauben."

Bislang werden die TV-Gelder nach dem folgenden Schlüssel verteilt: 80 Prozent der Einnahmen erhalten die Vereine der 1. Bundesliga, 20 Prozent die Zweitligaklubs. Innerhalb beider Ligen fließen dann 65 Prozent der Gelder zu gleichen Teilen als Sockelbetrag an die Vereine, der Rest wird nach rein sportlichen Kriterien ausgezahlt. Es gibt eine Fünfjahreswertung, in die die Abschlussplatzierungen aller Erst- und Zweitligaklubs in den vorangegangenen fünf Saisons einfließt. Die aktuellste Platzierung wird mit dem Faktor fünf gewichtet, die Spielzeiten davor mit den Faktoren vier, drei, zwei und eins.

Mit dieser Verteilung ist niemand mehr zufrieden. Branchenführer Bayern München drohte zeitweilig sogar mit dem Ende der Zentralvermarktung und forderte noch mehr Geld für die großen Vereine. "Wir führen jede Diskussion über Solidarität mit, solange sie nicht unsere internationale Wettbewerbsfähigkeit gefährdet", sagte Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge vor einem Jahr.

Zweitligisten fürchten totale Spaltung

Die Vereine der 2. Bundesliga wiederum haben große Angst davor, dass die Diskrepanz zwischen erster und zweiter Liga noch wächst. Erst in der vergangenen Woche dementierte die DFL einen "Kicker"-Bericht, wonach das Unterhaus nicht mehr mit 20 Prozent, sondern anteilig weniger an den TV-Geldern beteiligt werden soll.

Er warne davor, "dass die internationale Wettbewerbsfähigkeit durch Einsparungen bei der Zweiten Liga gefördert werden kann", sagte Andreas Rettig zu solchen Ideen. Der Geschäftsführer des FC St. Pauli beantragte vor einem Jahr sogar, Konzernklubs wie Wolfsburg oder Leipzig künftig von der Verteilung der Fernsehgelder auszuschließen. Das Beispiel zeigt, wie lange und heftig dieser Verteilungsstreit schon geführt wird. Gut möglich, dass er nach Veröffentlichung des neuen Verteilungsschlüssels wieder an Schärfe gewinnt.

Quelle: ntv.de, Sebastian Stiekel, dpa

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