Fußball

Woran hat's gelegen?Das Scheitern des Hype-Trainers Sandro Wagner

02.12.2025, 07:25 Uhr
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Sandro Wagner muss den Verein verlassen. (Foto: IMAGO/Eibner)

Das Bundesliga-Intermezzo von Sandro Wagner ist beendet. Der FC Augsburg und der Trainer ziehen nach nur fünf Monaten einen Schlussstrich unter das ambitionierte Projekt. Für den einst so begehrten Wagner könnte das weitreichende Folgen haben.

Einer Sache kann man sich sicher sein: Sandro Wagner wird zurückkehren. Den Anspruch hat der 38-Jährige an sich selbst. Wo ihn der Weg in Zukunft hintreibt, man weiß es nicht. Am Montag erst hatte sich der FC Augsburg von Trainer Wagner getrennt. Nach einer weiteren desaströsen Leistung, der bereits fünften im 14. Spiel, sah der Klub keinen Ausweg mehr. Der Glaube an die Wende war aufgefressen. Das bittere Ende des sehr beachteten Projekts sei in beidseitigem Einvernehmen beschlossen worden, heißt es.

Dass das Ende nah ist, dafür hatte es in den vergangenen Wochen vermehrte Anzeichen gegeben. Nicht nur sportlich. Zwar hatte der Klub den Trainer nach außen gestützt, aber bei den Fans war bereits Anfang November, bei der Niederlage gegen den BVB, die Stimmung gekippt. Sie entrollten während der Partie Banner, auf denen Kritik an der Klubführung und indirekt auch an Wagner formuliert war. "Große Worte, keine Taten - wie lange wollt ihr noch warten?", hieß es. Auf einem weiteren stand: "Personenkult und Marketingwahn - das sind nicht unsere Werte." Wagner zeigte Verständnis. "Dass es Unmut gibt als Zuschauer, wenn die Ergebnisse nicht da sind, das ist doch ganz normal, und das müssen wir akzeptieren. Punkt", sagte Wagner, dennoch sei es "schade". Er selbst fühlte sich nicht angesprochen, der Punkt "Personenkult" lässt indes keine Zweifel zu, um wen es ging. Um Wagner.

Der FC Augsburg wird mit der Entscheidung gegen Wagner schlagartig wieder zu einem normalen Bundesligisten. So wie er es eigentlich doch immer war. Ein Verein aus dem Mittelfeld, ohne den großen Druck, ohne große, überregionale Aufmerksamkeit. Manuel Baum wird die Mannschaft vorerst betreuen. Er soll sie stabilisieren, aus dem Abstiegskampf in sichere Zonen führen.

Wieder ein normaler Bundesligist

Mit der Aufsehen erregenden Verpflichtung von Wagner war der Klub voll ins Risiko gegangen. Der schillernde Typ Wagner war all das, was der Klub eigentlich nicht war. Gerade das machte diese Zusammenarbeit so spannend. Wagner hatte sich zuvor vom DFB-Projekt losgesagt. Statt mit Bundestrainer Julian Nagelsmann gemeinsam die WM-Mission zu bestreiten, einer womöglich Once-in-a-lifetime-Chance, war seine Sehnsucht nach einer Chefrolle so groß geworden, dass er überraschend aus der Mission ausbrach. Viele Vereine waren danach für ihn gehandelt worden, Augsburg wurde es. Für die Bundesliga war das Engagement von Wagner ein Gewinn. Er gab der Liga eine besondere Farbe, die lange vermisst worden war.

Bei den bayerischen Schwaben folgte er auf Jess Thorup. Der Däne war nicht nur beliebt, sondern auch erfolgreich. Gemessen an der Rolle, die man dem FC Augsburg in der Bundesliga zutraut. Aber sein extrem defensiver Ansatz reichte dem Verein offenbar nicht mehr. Die Augsburger sehnten sich nach einer Weiterentwicklung. Wagner versprach diese. Aktiven Fußball sollte es geben, ein extrem hohes Pressing. Das setzte die Mannschaft gut um, aber dann begannen die Probleme. Mit dem Ball fand sie zu selten Lösungen. Und durch das hohe Pressing taten sich bisweilen gigantische Lücken auf. 27 Gegentore kassierte der FCA in gerade mal zwölf Ligaspielen, das bedeutet einen historischen Negativwert. Nur Heidenheim ist genauso anfällig.

Wagner wirkt erneut ratlos

Erneut desolat war seine Mannschaft am vergangenen Wochenende in Hoffenheim (0:3) aufgetreten. Vor allem in der ersten Hälfte ging nichts zusammen. Wagner wirkte hernach ratlos, wie schon häufiger, auch wenn er stets das Gegenteil betonte. "Sowas wie die erste Halbzeit geht nicht, das können wir nicht akzeptieren", sagte er. Der "Ärger" sei "sehr groß", es tue "weh". Immer häufiger haderte er mit seinen Spielern und deren Leistungen.

Nun wird er von diesem Schmerz erlöst. Nicht aber vom Schmerz des Scheiterns bei seiner Premierenstation in der Bundesliga. Denn die Ambitionen waren ganz andere, große. Er sagte sie laut und wurde mit der Zeit immer leiser. "Ich bin ein junger Trainer, der sich gemeinsam mit dem Verein entwickeln möchte. Der FCA ist genau wie ich sehr ehrgeizig", sagte er damals. Der Start war gut, aber schnell gab es empfindliche Rückschläge. Unter anderem auch das Pokal-Aus daheim gegen den VfL Bochum.

Wagner, der sich an der Seite von Nagelsmann so interessant gemacht hatte, ist vorerst entzaubert. Der Hype, den er ausgelöst hatte, ist beendet. Sein unaufhaltsamer Aufstieg wurde jäh ausgebremst. Vielleicht auch, weil er zu wenig Führung im Rampenlicht bekam? Wie es weitergeht, unklar? Kaum vorstellbar, dass er demnächst in der Gerüchteküche weiter so heiß gehandelt wird, wie noch im vergangenen Frühjahr, als sogar mal Bayer 04 Leverkusen und RB Leipzig als mögliche Arbeitgeber kursierten. Und eine Rückkehr zum DFB, wo ein emotionaler Leader an der Seite von Nagelsmann durchaus guttäte? Auch eher nicht denkbar.

Aber aufstecken, das ist nicht das Naturell von Wagner. Eher das Gegenteil. Er, der auch als Spieler verbissen darum gekämpft hat, nach oben zu kommen, wird das erneut tun. Wagner wird beweisen wollen, was er kann. An seinem Trainertalent, das er zunächst in Unterhaching und dann beim DFB beweisen konnte, gab es bislang keine Zweifel. Vermutlich auch bei Wagner selbst nicht. "Man muss an den zweiten Weg glauben. Und wenn einer glaubt, dass er gut ist und auch daran glaubt, dass er diesen Weg ein weiteres Mal schaffen kann, dann sollte es Sandro Wagner sein", sagt RTL-Experte Patrick Helmes.

Quelle: ntv.de, tno

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