Fußball

Thon zur Ergebniskrise der DFB-Elf "Worst-Case-Szenario liegt auf der Hand"

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0:2 gegen Polen, 1:1 gegen Irland. Ergebnisse, an die man sich als Deutschland-Fan gewöhnen muss. Der Fehlstart in die EM-Qualifikation ist perfekt. Am Tag nach dem enttäuschenden Remis gegen Irland, traf n-tv den Nationalmannschafts-Experten Olaf Thon.

Herr Thon, Sie sind selbst 1990 als Weltmeister in den Fußball-Alltag zurückgekehrt.  Sie kennen die Situation also, was ist da los in der Mannschaft?

Olaf Thon: Es ist ein kleiner Rucksack. Man hat für das Erlebnis, Weltmeister zu werden, viele Opfer gebracht.  Und das merkt man in der Saison danach. Ich habe mich auch verletzt. Bei mir war es so: Wir hatten das erste Spiel schon 14 Tage später. Das war ganz schön hart. Und so war es klar, dass Verletzungen kommen würden. So war es bei mir. Und so ist es auch jetzt bei Schweinsteiger, Khedira und vielen anderen. Aus dieser Mühle muss man erstmal rauskommen. Deswegen ist es nicht verwunderlich, dass wir so schlecht gestartet sind. Aber ich hätte auch nicht gedacht, dass die Polen, die Iren und die Schotten so stark sind.

Bis jetzt hat man in der Qualifikation trotz einiger schlechter Spieler immer wieder die Kurve bekommen. Droht dieses Mal ein Scheitern?

Ja, so ein Worst-Case-Szenario liegt auf der Hand. Ich glaube aber wegen der Konstellation in der Gruppe noch nicht dran. Die ersten zwei kommen weiter, der beste Dritte kommt weiter und dann gibt es noch Entscheidungsspiele. Ich glaube an ein goldenes Jahr 2015, wenn Spieler wie Schweinsteiger, Khedira, Reus, Gündogan wieder dabei sind. Dann werden auch die jüngeren Spieler selbstsicherer und glauben mehr an sich. Das hat in den letzten Spielen gefehlt. Dann können wir es noch schaffen, Erster in der Gruppe zu werden.

Wichtige Spieler wie Philipp Lahm und Miroslav Klose haben ihre Nationalmannschafts-Karriere beendet. Inwieweit hat sich das bemerkbar gemacht in den Spielen bis jetzt?

Die Achse fehlt. Das Bindeglied zwischen Sturm und Abwehr. Momentan vermisst man ja nicht nur Lahm, sondern auch Schweinsteiger und Khedira im Mittelfeld, Leute die den Ton angeben. Außer Kroos und vielleicht Hummels hat keiner richtig versucht, das Heft in die Hand zu nehmen. Und auch Miroslav Klose kann man vorne nicht eins zu eins ersetzen. Wir spielen jetzt nur noch mit der hängenden oder flachen Neun vorne, egal ob es Müller oder Götze ist. Das braucht alles noch Zeit. Wir müssen uns jetzt ein bisschen in das Jahr 2015 schleppen.

Noch ein Qualifikationsspiel steht aus in diesem Jahr, im November gegen Gibraltar. Was erhoffen Sie sich von diesem Spiel?

Ganz einfach: Ich möchte viele, viele Tore sehen. Am besten zehn oder mehr. Es wäre wichtig, das Jahr mit einem hohen Sieg zu beenden. Und dann kann von mir aus auch hinten einer rein gehen.

Quelle: ntv.de

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