Fußball

Hoeneß fackelt, Alonso irritiert Musiala und Wirtz machen den FC Bayern und Bayer Leverkusen verrückt

Die beiden besten deutschen Fußballer: Florian Wirtz und Jamal Musiala.

Die beiden besten deutschen Fußballer: Florian Wirtz und Jamal Musiala.

(Foto: IMAGO/Kirchner-Media)

Gewinnt der FC Bayern am Samstagabend in Leverkusen, dann ist der Kampf um die Meisterschaft quasi entschieden. Gewinnt Bayer dagegen, kehrt die Spannung zurück. Im Fokus: Jamal Musiala und Florian Wirtz, um die es so viele Nebengeräusche gibt.

Fußball-Deutschland wartete eine kleine Ewigkeit auf weißen Rauch an der Säbener Straße. Wann würde der FC Bayern endlich ausrufen, dass Superspieler Jamal Musiala seinen 2026 auslaufenden Vertrag verlängert? Der Druck auf das Vertragskonklave stieg. Vor wenigen Tagen hieß es: Womöglich passiert es noch diese Woche. Nun war die Woche so gut wie vorbei, da stieg am Freitagmittag der weiße Rauch doch noch auf. Musiala verlängert bis 2030. Vor dem womöglich alles entscheidenden Titel-Duell in der Fußball-Bundesliga gegen Bayer Leverkusen räumen die Münchner das zermürbendste Thema der vergangenen Monate überraschend schnell noch ab.

Sportvorstand Max Eberl wollte vor der Crunchtime der Saison die großen Entscheidungen abgearbeitet haben und hat das zumindest bei der wichtigsten gerade noch so geschafft. Klar, die Frage nach der Zukunft von Joshua Kimmich ist noch unbeantwortet. Aber weil so vieles an Musiala hing, könnte der zögerliche Chefmaschinist des FC Bayern bald mit seiner Verlängerung nachziehen. Auch das Thema Thomas Müller ist noch nicht abgeräumt, aber sportlich hat der Kult-Routinier für den FC Bayern längst nicht mehr oberste Priorität. Alles war auf Musiala ausgerichtet, der nun nicht mehr nur in der Hierarchie auf dem Platz eine Spitzenposition einnimmt, sondern auch im Münchner Gehalts-Ranking. Irgendwas jenseits der 20 Millionen Euro soll er nun pro Jahr bekommen.

"Wirklich? Das wusste ich nicht."

Auch wenn erwartet worden war, dass sich das Ausnahmetalent und der FC Bayern einigen würden, ist der Zeitpunkt ein großer Coup für Eberl. Das wichtigste Nebengeräusch ist abgeschaltet und sorgte sogar beim kommenden Gegner für Verwirrung. "Wirklich?", rief der sichtlich erstaunte Bayer-Trainer Xabi Alonso auf der Medienrunde des Meisters angesprochen auf die Musiala-Neuigkeiten aus dem Süden und macht dabei einen wirklich überraschten Gesichtsausdruck. "Das wusste ich nicht. Das ist gut für Jamal", sagte er.

Somit richtet sich nun der volle Fokus auf die sportliche Erzählung über Musiala und den FC Bayern. Am Samstagabend (18.30 Uhr bei Sky und im Liveticker bei ntv.de) tritt der 21-Jährige mit dem Rekordmeister zum doppelten Gigantenduell in der Leverkusener BayArena an. Dort spielen die entthronten Münchner gegen den amtierenden Meister und Florian Wirtz um die Vorherrschaft im deutschen Fußballland. Gewinnen die Bayern, ist nahezu alles entschieden. Selbst bei einem Remis dürfte kaum noch etwas anbrennen. Nur bei einer Pleite kehrt die Spannung in den Titelkampf, bei dann fünf Punkten Rückstand von Bayer auf Bayern, zurück.

Auch wenn die Bundesliga keine Knockout-Duelle, kein Friss-oder-stirb kennt: An diesem Samstag bekommt sie tatsächlich ein solches serviert. Die Anziehungskraft dieses Duells ist gigantisch. Weil dieses Spiel so viele große Geschichten vorab zu erzählen hat. Die von Supertrainer Xabi Alonso, der gegen den FC Bayern noch kein Spiel verloren hat. "Ein Fluch!", schreiben manche Medien gar. Aber alles wird überstrahlt von Musiala und Wirtz, den Kumpels, die ihre Mannschaften mit ihren 21 Jahren bereits massiv prägen, die sich in dieser Saison nochmal deutlich verbessert haben und um deren Zukunft so viel diskutiert worden war und wird.

Hohe Ausstiegsklausel offenbar verankert

Musiala soll das Gesicht des Rekordmeisters werden. Über Jahre hinweg. Vielleicht über ein Jahrzehnt. Ein neuer Thomas Müller, obwohl er ganz anders ist. Kein Raumdeuter, kein Radiosender, sondern ein Genie am Ball, stets in der Lage, alles auf dem Platz mit einer Aktion zu verändern. Sollte Musiala seine Karriere, wie Müller, nur bei den Bayern verbringen wollen, in München würden sie direkt einschlagen. Aber der international umworbene Spieler plant offenbar ein bisschen anders und hatte dabei die bessere Verhandlungsposition. Der FC Bayern musste an die Schmerzgrenze gehen. Musiala wünschte sich, nach allem, was man weiß, eine Hintertür in einem neuen Arbeitspapier, sollte es beim FC Bayern nicht so erfolgreich laufen, wie sich das alle dort erhoffen. In den Vertragsgesprächen soll es demnach auch um eine Ausstiegsklausel (175 Millionen Euro) gegangen sein, die aber erst 2028 greifen soll. Ein Jahr später soll sie laut "Bild"-Zeitung auf 100 Millionen Euro fallen. Beide Seiten haben vorerst Planungssicherheit, aber kein Ewigkeitsversprechen.

Das hat auch Bayer Leverkusen mit Wirtz nicht. Der Spielmacher ist mit seinen 21 Jahren so gut geworden, dass sich die Giganten der Branche eine Zukunft mit ihm bestens vorstellen können sollen. Real Madrid gehört dazu. Manchester City und Krisen-Coach Pep Guardiola ebenfalls, dort soll er Gerüchten zufolge ab Sommer offenbar Schlüsselspieler der Wiederauferstehung der Skyblues werden. An der Seite von Tormonster Erling Haaland und als Nachfolger des alternden Kevin de Bruyne.

Am deutlichsten aber ist wieder einmal Uli Hoeneß vorgeprescht. Der FC Bayern wolle Wirtz haben, hat der große Meister der Unruhestiftung unmissverständlich gesagt. Ein Klassiker aus dem Störfeuer-Arsenal des Patriarchen. In beinahe schon liebgewonnener Regelmäßigkeit hält er dem Gegner vor großen Spielen eine rhetorische Pyrofackel unter die Nase. Und wenn Uli Hoeneß etwas sagt, dann hat das immer noch Gewicht. Bis in alle Ewigkeit wird die Fußball-Instanz vom Tegernsee gehört und seine Sätze diskutiert.

"Nicht mehr als ein Gerücht. Für uns ist das kein Problem"

In Leverkusen pfeifen sie indes auf die Charmeoffensive aus München. "Es ist nicht mehr als ein Gerücht im Fußball. Für uns ist das kein Problem. Ich habe schon gesagt, wie wichtig Flo für uns ist", sagte Alonso, um den es selbst ja auch Gerüchte gibt. So soll Real Madrid weiter ganz vernarrt sein, ihn als Nachfolger von Carlo Ancelotti zu gewinnen. Vielleicht schon im Sommer, vielleicht eines anderen Tages. Aber erstmal wieder Wirtz: "Er hat Spaß, er will hierbleiben, er will hier spielen. Er will erfolgreich sein." Auch Sportchef Simon Rolfes hatte auf die Grüße aus dem Süden gelassen reagiert und das perfekte Umfeld "für Flo" unter dem Bayerkreuz gesehen. Aber auch er weiß: Bis zu seinem Karriereende wird Wirtz wahrscheinlich kein Werkself-Spieler bleiben. Aktuell läuft sein Vertrag noch bis 2027. Sein Marktwert liegt bei 140 Millionen Euro. Nur für Europas Supergiganten ist er erschwinglich. Und Wirtz hat, wie Musiala, Großes im Sinn. Die Meisterschaften (eh klar), die Champions League, den Ballon d'Or. Und der Weg dorthin ist bisher erfolgreich, aber das Ziel längst nicht erreicht.

In 34 Pflichtspielen hat er in dieser Saison 15-mal getroffen und 12-mal vorgelegt. Gegen den 1. FC Köln glänzte er beim wackeligen 3:2-Sieg im DFB-Pokal mit einer herausragenden Kung-Fu-Vorlage. Tagelang wurde darüber noch geredet und gestaunt. Der "Kicker" bescheinigt ihm in der Bundesliga eine unfassbare Durchschnittsnote von 2,29. Das ist zwar subjektiv bewertet, aber ein Ausweis seiner Weltklasse. Wirtz ist für die Mannschaft unverzichtbar. Er macht jeden einzelnen Spieler besser. Ist jederzeit in der Lage zu explodieren und irgendwas großartig Sinnstiftendes zu tun. Sein Impact auf das Spiel von Bayer ist nochmal größer als jener von Musiala beim FC Bayern. Und wenn der Bayer-Magier mal eine (verdiente) Pause bekommt, wie gegen den VfL Wolfsburg und Leverkusen nicht gewinnt (0:0), darf sich der Trainer nachher anhören, dass er sich vercoacht hat.

"Es gibt kein Limit für ihn"

Kaum weniger beeindruckend sind die Zahlen von Musiala. In 30 Spielen kommt er ebenfalls auf 15 Tore und acht Vorlagen. Mit einem "Kicker"-Durchschnitt von 2,56 ist er ebenfalls brillant bewertet. Beide haben sich eine gigantische Fallhöhe geschaffen. Dass Musiala in den vergangenen drei, vier Spielen nur solide bis gut, aber nicht überragend gespielt hatte, bekam er von einigen Experten direkt um die Ohren gepfeffert. Das ist schon reichlich absurd, aber eben auch Fluch und Segen des eigenen Könnens. Und das wird bei beiden Spielern als grenzenlos eingeschätzt. "Fußball Deutschland darf einfach froh und glücklich sind, dass beide für Deutschland spielen", sagte Vincent Kompany. Der Münchner Trainer prognostiziert den beiden 21-Jährigen eine große Zukunft. "Sie sind jetzt noch jung. Das heißt, die besten Jahre kommen noch."

Über Wirtz sagt sein Trainer Alonso: "Er ist unser Unterschiedsspieler. Seine Zukunft ist groß. Es gibt kein Limit für ihn." Und er lobt auch Musiala: "Beide sind top, top Spieler, gehören zu den besten der Welt." Für Bundestrainer Julian Nagelsmann "ist das ein großes Geschenk". Wegen Musiala gingen "die Menschen ins Stadion, er ist ein absoluter Ausnahmespieler, manchmal hat man das Gefühl, die Schwerkraft gilt für ihn nicht", begeisterte sich derweil Bayern Münchens Präsident Herbert Hainer in der Mitteilung zur Vertragsverlängerung. Damit werde das Signal an alle aufmüpfigen Rivalen gesendet, verkündete der bestens gelaunte Max Eberl, dass "mit dem FC Bayern auch in Zukunft zu rechnen ist". Der Samstagabend könnte zur Benchmark werden.

Quelle: ntv.de

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