Fußball

Der Abstiegskampf im Check Zwei Bundesligisten sind kaum noch zu retten

Geht es für Hertha und Schalke runter?

Geht es für Hertha und Schalke runter?

(Foto: picture alliance / firo Sportphoto)

Erschreckende Negativserien, verblüffende Aufholjagden: An Unterhaltung mangelt es diesem Abstiegskampf in der Fußball-Bundesliga wirklich nicht. Sechs Mannschaften kämpfen im Saisonendspurt nun um den Verbleib im Oberhaus.

Es sind nur noch fünf Partien übrig, um die Spielzeit zu retten oder komplett zu vergeigen. ntv.de wagt den vorsichtigen Blick in die Kristallkugel: Wer hat die besten Chancen, auch in der kommenden Saison erstklassig zu spielen? Welches Restprogramm ist das einfachste? Und wer kann schon Reiserouten nach Fürth, Düsseldorf und Elversberg raussuchen?

13. FC Augsburg (30 Punkte; Tordifferenz -16)

Restprogramm des FC Augsburg

30. Spieltag: Eintracht Frankfurt (A)

31. Spieltag: Union Berlin (H)

32. Spieltag: VfL Bochum (A)

33. Spieltag: Borussia Dortmund (H)

34. Spieltag: Mönchengladbach (A)

Es gibt eine Frage, die Fußballfans weltweit umtreibt: Kann der FC Augsburg überhaupt aus der Bundesliga absteigen? Denn das Schema wiederholt sich allem Anschein nach jede Spielzeit aufs Neue. Der FCA flirtet lange mit den Abstiegsrängen, um dann aber doch nicht in die gefährliche Zone hineinzufallen. Auch dieses Jahr ist das so. Zu verdanken hat das Team von Trainer Enrico Maaßen diesen Umstand einem sehr speziellen Problem: zu vielen verspielten Führungen. Mittlerweile hat der FCA so insgesamt 23 Punkte verloren. Ein (schmerzhafter) Blick auf die Tabelle verrät: Rein theoretisch könnten sie damit eigentlich um die Champions-League-Plätze mitspielen.

Doch in der Realität läuft es bei den Augsburgern weniger königlich. Das zeigte sich auch am vergangenen Freitag beim Abstiegsgipfel gegen den VfB Stuttgart (dazu später mehr). Augsburg erzielte zwar früh das 1:0, kassierte jedoch spät den Ausgleich. Am Ende könnte sich so etwas im Abstiegskampf rächen - wenn das Maaßen-Team nicht den komfortablen Puffer von fünf Punkten hätte.

Deshalb ist es fast egal, dass der FCA seit Anfang März auf einen Bundesliga-Sieg wartet. Und seither in den vergangenen sechs Spielen insgesamt 15 Tore kassiert hat. Im Restprogramm wartet mit dem VfL Bochum nur ein direkter Konkurrent, ansonsten geht es unter anderem noch gegen den BVB, der um die Meisterschaft kämpft. Aber das spielt alles keine Rolle, denn für die Augsburger existiert der Weg in die zweite Liga nur theoretisch.

Prognose: Freude rund um die WWK-Arena, der FCA bleibt erstklassig. Fünf Punkte sind genügend Vorsprung. Dem Statistik-Modell der US-Analyseseite FiveThirtyEight zufolge liegt die Abstiegswahrscheinlichkeit bei 4 Prozent.

14. TSG 1899 Hoffenheim (29 Punkte; Tordifferenz -11)

Restprogramm der TSG 1899 Hoffenheim

30. Spieltag: RB Leipzig (A)

31. Spieltag: Eintracht Frankfurt (H)

32. Spieltag: VfL Wolfsburg (A)

33. Spieltag: Union Berlin (H)

34. Spieltag: VfB Stuttgart (A)

Die TSG Hoffenheim hat in dieser Saison schon Bemerkenswertes geschafft. Als Europapokal-Aspirant gestartet, stürzte der Klub in den Kreis der Abstiegskandidaten. Die TSG hat es vollbracht, vom vierten Tabellenplatz (10. Spieltag) auf den letzten (25. Spieltag) hinabzusegeln. Insgesamt waren es 15 Pflichtspiele ohne Sieg, die Trainer André Breitenreiter den Job kosteten. Wäre da nicht der erlösende 3:1-Erfolg über die Hertha gewesen, hätte es wohl auch dessen Nachfolger Pellegrino Matarazzo schon nach fünf Spielen erwischt.

Doch Hoffenheim ist aus der Lethargie erwacht. Der desaströse Absturz ist gestoppt, zuletzt stehen zehn Punkte aus fünf Spielen zu Buche. Auch die Formkurven einiger Akteure deuten nach oben. Auf welch wackligem Fundament der Aufschwung jedoch fußt, zeigte sich zuletzt bei der 1:3-Niederlage gegen Köln. Hoffenheim verursachte einen unglücklichen Handelfmeter, danach folgte der Einbruch. Bei dem Restprogramm sollte das nicht zu häufig passieren. Als Nächstes geht es gegen Rasenballsport Leipzig, danach warten Frankfurt, Wolfsburg und Union Berlin. Mit mehreren Niederlagen kann Hoffenheim schnell in einem Negativ-Strudel landen, ein Sieg kann schon fast den Klassenerhalt bedeuten. Entscheidend wird spätestens die Reise zum Abstiegsgipfel beim VfB Stuttgart am letzten Spieltag.

Prognose: Der Absturz ist gestoppt, der Vorsprung einigermaßen groß - das dürfte für Hoffenheim reichen. Auch das FiveThirtyEight-Modell schätzt die Abstiegswahrscheinlichkeit mit nur 4 Prozent als äußerst gering ein.

15. VfL Bochum (27 Punkte; Tordifferenz -34)

Restprogramm VfL Bochum

30. Spieltag: Borussia Dortmund (H)

31. Spieltag: Borussia Mönchengladbach (A)

32. Spieltag: FC Augsburg (H)

33. Spieltag: Hertha BSC (A)

34. Spieltag: Bayer Leverkusen (H)

Der VfL Bochum, das ist auch Manuel Riemann. Der exzentrische Torwart, bei dem niemand genau weiß, was als Nächstes passiert. Mal hält der 34-Jährige Bälle, die so niemand anderes gehalten hätte. Und mal treiben seine Patzer die Fans des VfL Bochum in die Verzweiflung. Ähnlich wie bei Riemann ist es auch an der Castroper Straße mittlerweile völlig unvorhersehbar, wie die Mannschaft spielt. Das Team von Thomas Letsch gewinnt etwa gegen Leipzigs Rasenballsportler oder punktet bei Union Berlin und verliert dann gegen Stuttgart oder Wolfsburg. Hinzu kommt, dass zuletzt auch die Heimstärke abhandengekommen ist.

Deshalb wird umso entscheidender, wie das Derby gegen den BVB an diesem Freitag verläuft. Vor einem Jahr, da machten die Bochumer den Klassenerhalt mit einem 4:3-Erfolg in Dortmund perfekt. Die Nacht verbrachten sie anschließend feiernd im Bochumer Bermuda-Dreieck. Für den Klassenerhalt würde das diesmal nicht reichen, aber es könnte wichtig werden. Die Frage ist, welches Gesicht der VfL und sein Torwart Riemann ihren Fans präsentieren. Im Restprogramm geht es noch gegen Augsburg und Hertha. Am letzten Spieltag wartet die formstärkste Mannschaft der Bundesliga: Bayer Leverkusen.

Prognose: Wer kann bei dieser Bochumer Mannschaft irgendetwas vorhersagen? Die FiveThirtyEight-Statistik sieht die Abstiegswahrscheinlichkeit bei 27 Prozent. Angesichts der Wankelmütigkeit und des harten Restprogramms scheint für den VfL alles möglich - direkter Klassenerhalt, Relegation oder auch der direkte Abstieg.

16. VfB Stuttgart (25 Punkte; Tordifferenz -15)

Restprogramm des VfB Stuttgart

30. Spieltag: Borussia Mönchengladbach (H)

31. Spieltag: Hertha BSC (A)

32. Spieltag: Bayer Leverkusen (H)

33. Spieltag: FSV Mainz 05 (A)

34. Spieltag: TSG Hoffenheim (H)

Der VfB Stuttgart wird froh sein, wenn diese Saison endlich vorbei ist: der kurzfristige Abschied von Sportdirektor Sven Mislintat, der Wirbel im und um den Vorstand inklusive Rücktritten und schweren Vorwürfen, dazu das sportliche Drama. Der VfB lag zwischenzeitlich auf dem letzten Tabellenplatz und ist mittlerweile beim vierten Trainer angekommen. Pellegrino Matarazzo wurde entlassen, nach der Interimslösung Michael Wimmer konnte auch Profi-Feuerwehrmann Bruno Labbadia das Ruder nicht herumreißen. Doch seitdem Sebastian Hoeneß das Sagen hat, ist tatsächlich so etwas wie ein Lauf entstanden.

Nach vier Spielen ist der neue Coach ungeschlagen, ins Pokal-Halbfinale eingezogen, und er scheint die Offensivschwäche der Stuttgarter in den Griff bekommen zu haben. Dafür sprechen zumindest die sieben Tore in den vergangenen drei Spielen. Dazu schafften sie schon zwei große Mentalitätsleistungen aufs Feld. Erst das 3:3-Spektakel-Remis nach 0:2 und 2:3 gegen den BVB, dann ein 1:1 gegen Augsburg, bei dem Kapitän Wataru Endo den Ball mit purer Willenskraft über die Torlinie stocherte. In Stuttgart ist ihnen bewusst, wie trügerisch solche Ergebnisse sind. Denn auch ein spektakulär verdientes Remis samt der damit ausgelösten Euphorie gibt am Ende nur einen Punkt. Und überschattet dann die Formschwäche, die derzeit im Kader steckt. Im Restprogramm warten mit Hertha und am letzten Spieltag Hoffenheim noch zwei direkte Gegner. Dann ist die Saison theoretisch endlich vorbei - praktisch aber deutet vieles auf zwei Extra-Spiele in der Relegation gegen den Zweitliga-Dritten hin.

Prognose: Die Euphorie rund um Trainer Hoeneß täuscht ein bisschen darüber hinweg, wie es wirklich um die Form des VfB Stuttgart steht. Das FiveThirtyEight-Modell errechnet eine Abstiegswahrscheinlichkeit von 20 Prozent. Für die Cannstätter spricht das gute Torverhältnis. Das wahrscheinlichste Ergebnis ist der Relegationsplatz.

17. FC Schalke (24 Punkte; Tordifferenz -30)

Restprogramm des Schalke 04

30. Spieltag: Werder Bremen (H)

31. Spieltag: FSV Mainz 05 (A)

32. Spieltag: Bayern München (A)

33. Spieltag: Eintracht Frankfurt (H)

34. Spieltag: RB Leipzig (A)

Der FC Schalke 04 ist das umgekehrte Hoffenheim. Statt in den Tabellenkeller abzustürzen, haben sich die Königsblauen dort (ein wenig) herausgearbeitet. Nach 17 Spieletagen stand S04 mit mickrigen 9 Punkten und -27 Toren auf Platz 18. Es grenzt an ein Wunder, dass es die Mannschaft von Thomas Reis geschafft hat, diesen letzten Platz wieder zu verlassen. Der Coach kam Ende Oktober und holte das Team nach der Winterpause mit acht ungeschlagenen Spielen zurück ins Leben.

Am eindrucksvollsten gelang das im Abstiegsgipfel gegen Hertha BSC. In dem Fußball-Spiel, in dem nicht wirklich viel Fußball gespielt wurde, schossen die Schalker fünf Tore, damals 20 Prozent ihrer Saisonausbeute. Doch wie nach einer durchzechten Nacht folgte auf den Rausch die Ernüchterung. Gegen Freiburg setzte es am vergangenen Wochenende wieder eine 0:4-Niederlage. Vielleicht hat das 5:2 gegen eine desolate Hertha einige Probleme überdeckt.

Unlängst hat Sportvorstand Peter Knäbel erklärt, dass die Königsblauen mit einem erneuten Abstieg nicht erneut so tief fallen würden wie beim letzten Mal. Und was die nächsten Partien angeht, scheint das Szenario nicht unwahrscheinlich zu sein. Schalke hat gemessen an den Tabellenpositionen der Gegner das schwerste Restprogramm. Zudem muss Reis wohl auf den wiedererstarkten Ralf Fährmann verzichten, dafür steht der von Hertha ausgeliehene Alexander Schwolow im Tor. Der könnte übrigens schlimmstenfalls gewissermaßen mit zwei Klubs gleichzeitig absteigen.

Prognose: Der Klassenerhalt ist zwar noch möglich, aber die letzten Auftritte (das Hertha-Spiel ausgeklammert), das Restprogramm und die Tordifferenz sind eine Bürde. Auch die errechnete Abstiegswahrscheinlichkeit liegt bei 78 Prozent.

18. Hertha BSC (22 Punkte; Tordifferenz -24)

Restprogramm von Hertha BSC

30. Spieltag: Bayern München (A)

31. Spieltag: VfB Stuttgart (H)

32. Spieltag: 1. FC Köln (A)

33. Spieltag: VfL Bochum (H)

34. Spieltag: VfL Wolfsburg (A)

Wenn im Fußball nicht alles möglich wäre, dann wäre die Sache wohl klar. Wer die jüngsten Spiele von Hertha BSC gesehen hat, hat wohl kaum noch Hoffnung, dass die Alte Dame wirklich erstklassig bleiben könnte. Also, warum noch weitermachen? Denn auch derjenige, der in Berlin zuletzt immer für Hoffnung sorgte, wenn keine mehr da war, startete äußerst unglücklich in seine dritte und wohl schwierigste Rettungsaktion. Trainer Pál Dárdai kam nach der 2:5-Klatsche gegen Schalke und musste mit ansehen, wie sein Team eine Woche später mit 2:4 von Werder Bremen zerlegt wurde.

Hinzu kommen neuerliche Personalprobleme. Die ohnehin wackelige Abwehr muss auf Marton Dárdai verzichten. Es bleibt abzuwarten, ob der "Verpiss dich!"-Rauswurf des ausgeliehenen Ivan Sunjic auch wirklich die erwünschte Wirkung zeigt und das Team zusammenschweißt. Die größte Chance liegt wohl im Restprogramm. Nach den Bayern warten mit Stuttgart und Bochum zwei direkte Konkurrenten auf die Berliner, sogenannte Sechs-Punkte-Spiele. Mit etwas Glück und einem unerwartet guten Auftritt, ja vielleicht sogar einem Punkt beim FC Bayern, lässt sich im Idealfall ein Momentum kreieren. Vielleicht glimmt im Berliner Westend dann noch etwas länger der letzte Funken Hoffnung.

Prognose: Als Dárdai seine Rettungsmission bei der Hertha angetreten hat, sagte er von Anfang an, dass er im besten Fall mit der Relegation rechne. Und das ist angesichts der jüngsten Auftritte tatsächlich die optimistische Variante. Die errechnete Abstiegswahrscheinlichkeit spiegelt das wider, sie liegt bei 87 Prozent.

Quelle: ntv.de

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