Fußball

Bundesliga startet in die Rückrunde Van Gaal jagt die Knalltüten

Da jubeln sie schon wieder: Dortmunds Spieler starten am Freitag mit der Partie bei Bayer Leverkusen in die Rückrunde.

Da jubeln sie schon wieder: Dortmunds Spieler starten am Freitag mit der Partie bei Bayer Leverkusen in die Rückrunde.

(Foto: dpa)

Der FC Bayern ist auf seinem Weg zum 23. Titel in der Fußball-Bundesliga nicht mehr zu stoppen. Vielleicht werden aber doch die Dortmunder Meister. Bremen steigt ab, Hoffenheim geht pleite und Schalke stürmt in die Champions League. Oder auch nicht. Die wichtigsten Fragen und Antworten vor dem Rückrundenstart.

Das Blöde am Fußball ist, dass wir nicht wissen, wie es ausgeht. Es gibt zwar Menschen die sagen, das sei gerade das Schöne. Aber unbefriedigend ist es schon. Und so weiß vor dem Start in die Rückrunde der Bundesliga am Freitag mit der Partie des Spitzenreiters Borussia Dortmund beim Tabellendritten Bayer 04 Leverkusen niemand, wer spätestens nach 34 Spieltagen am 14. Mai die Meisterschale in der Hand hält. Auch die Beantwortung der anderen, wirklich dringenden Fragen ist rein spekulativ. Wir versuchen's dennoch, man wird ja wohl noch fragen dürfen.

Sind die Bayern noch zu stoppen?

Will wieder wirbeln: Arjen Robben.

Will wieder wirbeln: Arjen Robben.

(Foto: dapd)

Kaum. Eigentlich gar nicht. Also nein. Arjen Robben ist wieder fit, bleibt natürlich die gesamte Rückrunde vom Verletzungspech verschont und wird wirbeln wie in der vergangenen Saison. Franck Ribéry strotzt nur so vor Tatendrang, Mario Gomez braucht im Schnitt nur 80 Minuten für ein Tor, und immerhin waren es in der Hinrunde schon zwölf. Mit Thomas Kraft steht eine neue Nummer eins im Tor und Mark van Bommel, neuerdings vom AC Mailand umworben, darf weiter den emotionalen Anführer geben, notfalls - wenn Luiz Gustavo spielt, in der Winterpause für geschätzte 15 Millionen Euro aus Hoffenheim gekommen – auch von der Bank aus. Was soll da noch schiefgehen?

Zumal sie beim FC Bayern München schon wieder von einer Aufholjagd sprechen. Sie tun das mit dem Selbstbewusstsein eines Titelverteidigers, dem es zum Ende der Hinrunde in den Partien Nummer 16 und 17 tatsächlich gelungen ist, erstmals in dieser Saison zwei Spiele hintereinander zu gewinnen - mit 3:0 gegen den FC St. Pauli und mit 5:3 beim VfB Stuttgart. Wer das nicht für eine Aufholjagd hält, der kann gleich behaupten, Trainer Louis van Gaal hätte ein angespanntes Verhältnis zu seinen Chefs, den Herren Hoeneß und Rummenigge.

In einem Punkt aber sind sie sich in München einig. "Wenn wir am Samstag in Wolfsburg gewinnen, können wir alles schaffen." Sagt Louis van Gaal. Was bleibt ihm auch anderes übrig, als Tabellenfünfter mit 14 Punkten Rückstand auf den Spitzenreiter Borussia Dortmund? Aber: Bis zu den Mainzern auf Platz zwei sind es nur vier Punkte, und eben dieser erste Rang hinter dem BVB ist ja das offizielle Ziel der Bayern. "Allerdings glaube ich, dass wir die Meisterschaft noch schaffen können." Sagt auch Louis van Gaal. Nicht zu stoppen der Mann.

Wer wird denn nun Meister?

"Die kamen kaum vorwärts in dem Schnee, die Knalltüten": Jürgen Klopp.

"Die kamen kaum vorwärts in dem Schnee, die Knalltüten": Jürgen Klopp.

(Foto: picture alliance / dpa)

Die Bayern natürlich. Es sei denn, Borussia Dortmund schafft es. Oder Bayer Leverkusen spielt entgegen aller Tradition eine grandiose Rückrunde. Oder die Mainzer drehen so auf wie in der Vorrunde. Wir wissen es nicht. Im Gegensatz zu Matthias Sammer, aber der ist ja auch Sportdirektor beim DFB, holte 2002 als bisher letzter Trainer des BVB die Schale ins Westfalenstadion und gratulierte seinem Nach-Nach-Nach-Nachfolger Jürgen Klopp via "Bild"-Zeitung bereits zum Titel. An einen Einbruch glaubt er nicht. "Dazu müsste bei Borussia schon etwas Unvorhersehbares passieren."

Dachte auch der Wettanbieter MyBet. Und zahlt, berichtet die "Sport Bild", ihren Kunden, die auf Dortmund als Meister gesetzt haben, bereits 17 Spieltage vor dem Ende der Spielzeit ihr Geld aus. Das könnte damit zusammenhängen, dass die Borussen nicht nur besagte 14 Zähler vor dem FC Bayern liegen, sondern auch zehn vor den Mainzern und Leverkusenern auf den Rängen zwei und drei. Zum Glück aber ahnt wenigstens Jürgen Klopp, was im Fußball alles möglich ist. Das sieht er ja an seiner eigenen Mannschaft. "Erst mal muss man jetzt sagen, dass wir nichts, was bisher passiert ist, als normal empfinden", sagte er der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung". Ansonsten will er nicht über den Titel reden. Da er aber immer wieder gefragt wird und offenbar ein sehr höflicher Mensch ist, muss er das immer wieder sagen. "Ist doch alles Quatsch, es geht doch nur so, von Spiel zu Spiel."

Und schließlich machen seine Jungs noch lange nicht alles richtig. "Neven Subotic zum Beispiel ist jetzt in der Winterpause auf die Idee gekommen, sich mit drei Kumpels ins Wohnmobil zu setzen und durch Holland zu fahren. Die kamen kaum vorwärts in dem Schnee, die Knalltüten." Also doch die Bayern?

Steigt Werder Bremen ab?

"Wir sind da unten drin, weil wir unser Potenzial nicht abgerufen haben": Torsten Frings.

"Wir sind da unten drin, weil wir unser Potenzial nicht abgerufen haben": Torsten Frings.

(Foto: dpa)

Mit Sicherheit. Beim SV Werder läuft es nicht rund. Aus der Champions League sind sie raus, für die Europaliga hat der letzte Platz in der Gruppe auch nicht gereicht. Aus dem DFB-Pokal sind sie raus, und in der Bundesliga stehen sie auf Tabellenplatz 14, vier Punkte vor Rang 16, der zu zwei Relegationsspielen gegen den Dritten der Zweiten Liga nötigt. Wir sagen nur: Abwärtsspirale. Und ewig motzt der Torsten Frings. Obwohl, Recht hat er: "Wir sind da unten drin, weil wir unser Potenzial nicht abgerufen haben. Wer das jetzt nicht verstanden hat, den wollen wir hier nicht mehr haben."

Vorbereitet auf die Rückrunde hat sich die Mannschaft von Trainer Thomas Schaaf in der Türkei. Gegen den Zweitligisten MSV Duisburg verlor Werder 1:4, mit 1:3 gegen den türkischen Erstligisten Eskisehispor. "Die Situation ist frustrierend. Wie wir aufgetreten sind, so kann es nicht weitergehen. Wir müssen irgendwie durch diese Scheiß-Saison durchkommen." Nein, sagt nicht Torsten Frings, sondern Torwart Tim Wiese. Der glaubt aber noch an das Gute im Bremer. "Wenn wir einmal ins Rollen kommen, ist das Selbstvertrauen zurück. Dann sind wir kaum aufzuhalten, dafür ist die Mannschaft viel zu stark." Das haben schon ganz andere gesagt – und stiegen am Ende ab.

Meldet die TSG Hoffenheim Insolvenz an?

"Ohne Aufgabengebiet und ohne Bezüge": Dietmar Hopp.

"Ohne Aufgabengebiet und ohne Bezüge": Dietmar Hopp.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Da braut sich was zusammen im Kraichgau. Erst verkaufen sie ihren besten Spieler an den FC Bayern München, dann beklagt sich Mäzen Dietmar Hopp, der Verein sei doch arg verschuldet. Wer nun glaubt, er habe das nur gesagt, um zu rechtfertigen, warum er erst Luiz Gustavo und dann auch noch Trainer Ralf Rangnick gehen ließ, ist allerdings so was von falsch gewickelt. Den armen Hoffenheimern geht es richtig schlecht. Denn wer schon zu Zweitligazeiten sündhaft teure Spieler kauft, muss sie, wie sich nun herausstellt, auch irgendwie bezahlen.

Getan hat das Dietmar Hopp, 240 Millionen Euro insgesamt, sagt er, der schließlich der einzige waschechte Mäzen der Liga ist. Obwohl er nun mit dem Gedanken spielt, bei der TSG offiziell als Geschäftsführer einzusteigen. "Ohne Aufgabengebiet und ohne Bezüge" natürlich. Dann dürfte er demnächst die Transfers auch offiziell einfädeln und abwickeln. Wir vermuten allerdings, dass die TSG, die so gerne aus Gründen der Traditionssuggestion die Jahreszahl 1899 vor den Namen schreibt, sich am Ende der Saison vom Spielbetrieb abmeldet und in der Kreisliga ganz neu anfängt. Das wäre übrigens die Chance für die Bremer, am Ende doch noch erstklassig zu bleiben.

Stürmt Schalke noch in die Champions League?

"Die Dortmunder stehen mit Recht da oben": Christoph Metzelder.

"Die Dortmunder stehen mit Recht da oben": Christoph Metzelder.

(Foto: picture alliance / dpa)

Absolut. Was sind schon elf Punkte Rückstand auf Platz drei? Und bis zur Europaliga sind's gar nur sieben Zähler. Im DFB-Pokal steht die Mannschaft von Trainermanagervorstand Felix Magath am 25. Januar im Viertelfinale gegen Offenbach oder Nürnberg. Und die Champions League können die Gelsenkirchener auch noch gewinnen, wer ist schon Valencia, Gegner im Achtelfinale? Kurzum: Der S04 mit Klaas-Jan Huntelaar und Raul ist in der kommenden Saison auf jeden Fall im internationalen Geschäft dabei.

Gut, Nationaltorwart Manuel Neuer hat zwar – immerhin! – noch keinen Vorvertrag unterschrieben, steht auf dem Absprung zum FC Bayern, Stürmer Jefferson Farfan, bester Schalker der Hinrunde, will schon jetzt nicht mehr und hat sich erst einmal krank gemeldet, und Jermaine Jones, der dreimal für die deutsche Nationalelf kickte und nun für die USA spielt, darf schon länger nicht mehr mitmachen, weil er, wie Magath meint, zu schlecht ist. "Er redet mehr, als dass er Leistung bringt."

Aber sonst ist alles super auf Schalke, die Anhänger akzeptieren jetzt sogar den Ex-Dortmunder Christoph Metzelder in der Innenverteidigung. Sagt Christoph Metzelder, unter anderem der "Westdeutschen Allgemeinen Zeitung". Für ihn sei es wichtig, "dass der Großteil der Fans sagt: Ob ich ihn nun mag oder nicht - er ist ein Spieler, der alles dafür gibt, dass diese Mannschaft Erfolg hat. Im täglichen Kontakt zu den Fans spüre ich auch Anerkennung". Er sagt allerdings auch: "Die Dortmunder stehen mit Recht da oben." Wenn das nicht doch wieder Ärger gibt.

Wird Michael Ballack der Spieler der Saison?

Ein Weltklassespieler bleibt ein Weltklassespieler: Michael Ballack.

Ein Weltklassespieler bleibt ein Weltklassespieler: Michael Ballack.

(Foto: dpa)

Auf jeden Fall. Ein Weltklassespieler bleibt ein Weltklassespieler bleibt ein Weltklassespieler. Verletzungspech hin, das Alter von 34 Jahren her. Und wem, wenn nicht dem, der Bayer Leverkusen zur Meisterschaft führt, gebührt der Titel des besten Spielers der Saison? Rhetorische Frage, die allerdings impliziert, dass dem Werksteam weder die Bayern, noch die Dortmunder oder gar die Mainzer in die Quere kommen. Was wir, wie erwähnt, so ganz nicht ausschließen können.

Dumm nur, dass Leverkusens Trainer Jupp Heynckes für den Rückrundenbeginn gegen Borussia Dortmund wohl ohne Michael Ballack, von seiner Knieverletzung genesen und immer noch offiziell Kapitän der deutschen Nationalmannschaft, im defensiven Mittelfeld plant. Weil der wisse, dass er noch viel aufzuholen habe, wie Heynckes sagte, der weiß, dass sein Team eben dort mit Kapitän Simon Rolfes und dem Chilenen Arturo Vidal brillant besetzt ist. Und er keinen Grund hat, einen der beiden für Michael Ballack rauszunehmen. Deutet also einiges darauf hin, dass Bayer Leverkusen wieder nicht den Titel holt. Aber wie erwähnt: Sicher sind wir uns nicht. Das ist das Schöne am Fußball. Auch wenn wir's gerne jetzt schon wissen würden.

Quelle: ntv.de

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