Kösters Direktabnahme

Köster über einen unguten Trend FC Bayern, der BVB - und sonst nix

Wie lange trägt dieses Geschäftsmodell? Fans des FC Bayern, mutmaßlich guter Dinge.

Wie lange trägt dieses Geschäftsmodell? Fans des FC Bayern, mutmaßlich guter Dinge.

(Foto: imago/Camera 4)

Die beiden großen Klubs aus München und Dortmund sind der Konkurrenz in der Fußball-Bundesliga unaufholbar davongezogen. Kurzfristig ist das für die Klubs erfreulich, längerfristig machen sie sich dadurch ihr Geschäft kaputt.

Am Wochenende war ich beruflich in Trier, einer Stadt, die mit fußballerischen Meriten eher weniger gesegnet ist. Die Eintracht kickt mit überschaubarem Erfolg in der vierten Liga. Wer höherklassigen Fußball sehen will, fährt nach Kaiserslautern oder, wenn ihn Fankultur nicht interessiert, nach Hoffenheim. In der Sportabteilung des größten Kaufhauses der Stadt muss man jedoch lange nach Fanartikeln beider Vereine suchen. Stattdessen wurden im zweiten Stock zwei große Tische aufgebaut, einer mit Schals, Fahnen und Trikots von Borussia Dortmund und einer mit ähnlichem Sortiment des FC Bayern München.

Kösters Philipp, seriös.

Kösters Philipp, seriös.

(Foto: imago/STAR-MEDIA)

Aus Verkäufersicht natürlich die richtige Entscheidung, zugleich aber auch ein Indiz für einen unguten und auf lange Sicht für die Bundesliga verheerenden Trend, nämlich der allgegenwärtigen Präsenz der beiden Spitzenklubs aus Dortmund und München - zu Lasten aller anderen Klubs. Diese Präsenz ist natürlich zuallererst eine sportliche. Wer einen Blick auf die aktuelle Bundesligatabelle wirft, bekommt bereits dokumentiert, dass auch in dieser Saison alles genauso vorhersehbar läuft wie vermutet. Vorne wird der FC Bayern einsam seine Kreise ziehen.

Philipp Köster, Jahrgang 1972, ist Chefredakteur und Herausgeber des Fußballmagazins "11 Freunde". In seiner Kolumne "Kösters Direktabnahme" greift er jeden Dienstag für n-tv.de ein aktuelles Thema aus der Welt des Fußballs auf. Zudem ist er seit der Saison 2016/17 Bundesligaexperte von n-tv.

In Schlagdistanz wird der BVB bis ins letzte Saisondrittel so tun, als sei er ein ernsthafter Konkurrent um die Meisterschale. Und mit ordentlichem Sicherheitsabstand werden die üblichen Verdächtigen, Mönchengladbach und Leverkusen, eintrudeln und sich abklatschen, dass es wieder mit der Qualifikation für die Champions League geklappt hat. Dieser vorhersehbare Verlauf ist das Ergebnis der gigantischen Geldströme, die die großen Klubs inzwischen durch den internationalen Fußball in die Kassen gespült bekommen.

In den Chefetagen lächeln sie kalt

Bayern München und Borussia Dortmund sind der nationalen Konkurrenz inzwischen finanziell so weit enteilt, dass sie bei einigermaßen solider sportlicher Planung von Schalke, Darmstadt oder Ingolstadt nicht mehr zu besiegen sind. Und der Abstand zwischen den beiden Marktführern aus Dortmund und München und dem Rest der Liga wird noch wachsen, die jüngst beschlossene Reform der Champions League wird den Spitzenklubs noch mehr Geld in die Kassen spülen.

All das ist nicht zufällig passiert, sondern auf immensen Druck der großen Klubs. Mehr denn je verstärkt sich der Eindruck, dass man in München und Dortmund einfach den Hals nicht voll bekommt. Nur noch mit den internationalen Spitzenklubs aus Manchester, Madrid und Barcelona will man sich vergleichen, sowohl was die sportlichen Erfolge angeht als auch die jährlichen Vermarktungserlöse. Dass die nationale Konkurrenz dabei auf der Strecke bleibt, nimmt man in den Chefetagen kalt lächelnd zur Kenntnis.

Wer nur auf wirtschaftliche Kennzahlen blickt, wird das für eine gute Idee halten. Auf lange Sicht jedoch gefährden der FC Bayern und Borussia Dortmund ihr eigenes Geschäftsmodell. Fußball lebt davon, dass die Leute nicht wissen, wie es ausgeht. Fußball lebt von Rivalitäten, von Leidenschaften und Emotionen. Fußball lebt davon, dass die Spiele spannend sind, dass es Konkurrenten auf Augenhöhe gibt - in der Bundesliga sind davon oft nur noch Spurenelemente zu erkennen. Wer nur darauf blickt, wie er noch mehr Geld aus den Anhängern herauspresst und darauf, wer nun in Asien die meisten Sympathisanten hat, der gefährdet das, was die Klubs erst groß und auch vermögend gemacht hat - die Liebe der Fans zum Klub.

Quelle: ntv.de

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