
Uli Hoeneß und Mario Basler hatten aufregende gemeinsame Zeiten.
Vor 25 Jahren sorgten die Bayern während der Länderspielpause für Schlagzeilen. Mario Basler und Stefan Effenberg hatten des nachts über die Stränge geschlagen. Doch anstatt von Uli Hoeneß gemaßregelt zu werden, verteidigte der Manager die Promille-Touren seiner Stars auf außergewöhnliche Weise!
Während die DFB-Nationalmannschaft ihre Spiele zur Qualifikation zur Europameisterschaft 2000 gegen die Türkei und Moldau bestritt, ließen es die Bayern-Profis Mario Basler und Stefan Effenberg im Oktober vor 25 Jahren im heimischen München ordentlich krachen. Wie die Medien damals berichteten, soll Basler "randalierend" morgens um vier Uhr aus der Diskothek "Maximilians" geworfen worden sein und sein Mitspieler Stefan Effenberg wurde kurz darauf durch die Polizei mit 1,07 Promille aus dem Straßenverkehr gezogen. Und so war innerhalb nur einer Nacht aus dem "FC Hollywood" der "FC Schluckspecht" geworden. Doch ausgerechnet der sonst so energische Uli Hoeneß reagierte ungewohnt sanft und mit einem mittlerweile legendären Satz: "Mit Promille haben wir leider fast alle schon mal am Steuer gesessen."
Einmal in Fahrt schob der Bayern-Manager damals gleich noch eine weitere erstaunliche Aussage hinterher, als er feststellte, dass man "im Verlaufe eines Jahres bei 80 Prozent der Spieler ähnliche Vorfälle" fände. Tatsächlich muss man zu Hoeneß' Ehrenrettung sagen, dass die Zeiten vor fünfundzwanzig Jahren noch ganz andere waren als heute. So hatte sich nur fünf Jahre vorher der Trainer des Lokalrivalen TSV 1860, Werner Lorant, mit einem denkwürdigen Skandal in die Schlagzeilen katapultiert. In einer Münchener Kneipe hatte der Bundesliga-Coach erst randaliert und dann auch noch seine Rechnung nicht bezahlt.
Nachdem er von der Polizei auf die Straße gesetzt worden war, fuhr Lorant anschließend nicht mit einem Taxi nach Hause, sondern setzte sich mit 1,9 Promille ans Steuer. Die "Strafe" von seinem Präsidenten Karl-Heinz Wildmoser: Er beauftrage einen Rentner damit, den führerscheinlosen Lorant jeden Tag mit dem Auto zum Training zu kutschieren.
"Wir kennen unsere Pappenheimer"
Von einer echten Bestrafung für Mario Basler und Stefan Effenberg wollte auch Uli Hoeneß damals eigentlich nichts wissen, denn das sei "Sache der Polizei". Und außerdem wäre es in seiner "aktiven Zeit viel schlimmer gewesen". Er habe noch Mitspieler im Kopf, die "betrunken unter den Tisch gefallen" seien. Vielleicht reagierte Hoeneß damals auch deshalb so gelassen, weil er wusste, dass die Vorwürfe zwar stimmten, aber gerade die Sache um Mario Basler ("Disco-Schlägerei") im Kern nicht ganz so schlimm war, wie sie medial ausgeschlachtet wurde.
Und das lag daran, dass Hoeneß zwar öffentlich unschuldig kundtat, er wäre nicht der "Nick Knatterton des FC Bayern", aber tatsächlich wohl immer noch gut unterrichtet war. Schließlich hatte er nur wenige Jahre zuvor zugegeben, dass die Münchener über ein Netzwerk an "Spionen" ("Wir wissen haargenau, wann sich welche Spieler wo aufhalten. Wir kennen unsere Pappenheimer jetzt") verfügen würde. Doch im Oktober 1998 habe es keinen "einzigen mehr" gegeben. Vielmehr habe er in München "mittlerweile über eine Million Hobby-Detektive". Ob das tatsächlich stimmte, ist allerdings fraglich. Schließlich sorgte genau dieses Spitzel-System der Bayern nur ein Jahr später dafür, dass Mario Basler in München nach der Regensburger Pizzeria-Affäre in Ungnade fiel.
"Da hat der Uli einen roten Kopf gekriegt"
Zuvor hatte sich der Bayern-Star jedoch noch über die Detektive des FC Bayern lustig gemacht: "Ich war noch keine zehn Meter aus der Garage, da fuhr mir ein blauer Golf hinterher. Ich ging mit meinen Kindern zum Eishockey nach Landshut. Nach dem Spiel war dieser Typ wieder hinter mir. Der musste angesetzt sein, das ging gar nicht anders."
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Das ließ sich Basler natürlich nicht bieten und marschierte am Tag darauf ins Büro des Managers: "Ich habe nur gesagt: Das war aber ganz schlau von euch. Da hat der Uli einen roten Kopf gekriegt." Basler schob grinsend hinterher: "Es war der falsche Zeitpunkt. Sie hätten es besser gemacht, wenn ich alleine unterwegs war. Dann hätten sie auch was davon gehabt."
Vor 25 Jahren diktierten die beiden Enfant terribles des FC Bayern, Mario Basler und Stefan Effenberg, während der Länderspielpause die Schlagzeilen. Doch obwohl Fußball-Deutschland mit dem Finger auf die Spieler des "FC Schluckspecht" zeigte, ließ Uli Hoeneß sie öffentlich nicht fallen. Denn wahrscheinlich wusste er nur zu gut, dass auch andere Spieler damals unterwegs gewesen waren. Schließlich sagte er abschließend im Oktober 1998 nach den Vorfällen um Basler und Effenberg noch einen interessanten Satz: "Solange man sich nicht erwischen lässt, ist es okay." Na, dann.
Quelle: ntv.de