Der ehemalige Bundestrainer Erich Ribbeck feiert seinen 80. Geburtstag. Anlass genug, auf eine bewegte Karriere zwischen Uefa-Cup-Sieg und EM-Schlappe mit der DFB-Elf zurückzuschauen. Und an Ribbecks geniales Motto zu erinnern.

Nach dem Aus der deutschen Fußball-Nationalmannschaft bei der EM 2000 hat Mario Basler gesagt: "Jetzt weiß man, dass Erich Ribbeck wirklich keine Ahnung hat." Das ist natürlich starker Tobak, aber so ganz daneben vielleicht dann doch nicht. Immerhin sagte auch Ribbeck ("Ich bin nicht sehr fleißig") einmal etwas kryptisch: "Es gibt Trainer, die machen alles richtig und haben nie Erfolg. Und dann gibt es Trainer, die machen alles falsch und werden zweimal Deutscher Meister."

Gut ausgesehen aber hat der ehemalige Bundestrainer auf jeden Fall schon immer, wie sein Kollege Rudi Gutendorf einmal sehr anschaulich feststellte: "Erich Ribbeck ist die Claudia Schiffer unter den Trainern." Doch nicht nur um sein Aussehen machte sich Ribbeck stets Gedanken, sondern auch um seine Außenwahrnehmung an sich: "Im Kicker stand über mich, der hatte soundso viele Oberligaspiele. Damit kann ja keiner mehr etwas anfangen. Da sagen die Leute: Oje, noch so'n Amateur."

Am Anfang seiner Trainerkarriere lief beim gebürtigen Wuppertaler alles in ruhigen Bahnen. 1826 Tage war er Trainer bei Eintracht Frankfurt. Kein anderer hat es in Bundesliga-Zeiten länger bei den Hessen als Fußballlehrer ausgehalten als er. Seine Zeit beim 1. FC Kaiserslautern wird auch immer unvergessen bleiben: Ribbeck war Trainer der Mannschaft, die Bayern München legendär mit 7:4 schlug. Er ging im Guten.

Als er 1978 den Betzenberg verließ, grillte die Familie Ribbeck einen ganzen Ochsen. Den hatte sie zum Abschied geschenkt bekommen. Die Party war rauschend, es wurde gesungen, getanzt und gelacht, aber leider nicht ausreichend gegessen - es blieb eine Menge an kulinarischen Genüssen übrig. Als am nächsten Tag bereits früh am Morgen der Möbelwagen vor der Tür stand, fackelte man noch leicht beschwipst nicht lange und packte die Reste des guten Essens einfach hinten zwischen die Wohnzimmerleuchte und die Couchgarnitur - schließlich wartete im neuen Haus bei Köln schon der neue Kühlschrank.

Spieler verspotten ihren Trainer

Noch am Abend fuhren die Ribbecks weiter in den Urlaub. Zwei Tage später riefen Erichs Schwiegereltern, die inzwischen im Haus nach dem Rechten gesehen hatten. "Ich glaube, ihr habt eine Leiche im Keller", vermeldeten sie hörbar schockiert, "es stinkt bestialisch bei euch!" Nach gutem Zureden trauten sie sich schließlich in den Keller und bemerkten schon beim Drücken des Lichtschalters, dass etwas nicht stimmte. Der Strom war ausgefallen. Eine Katastrophe - vor allem für leicht verderbliche Lebensmittel. Ribbeck: "Jede Hausfrau und jeder Hausmann kann sich vorstellen, was mittlerweile im Kühlschrank los war!" Das Kind war in den Brunnen gefallen.

Das erinnert an den Zustand, den Ribbecks Karriere beim FC Bayern am Ende angenommen hatte. Vier Jahre zuvor hatte er 1988 noch mit Bayer Leverkusen den Uefa-Pokal gewonnen, nun sprach man ihm auf einmal jede Fachkompetenz ab. Werner Lorant sagte: "Erich Ribbeck ist vom Fußball so weit weg wie die Erde vom Mars." Als er seinem Team vor einem Spiel in Bremen mit Hilfe von Milchdöschen und Kaffeetassen eine Viererkette erklären wollte, musste Kapitän Jan Wouters unterstützend eingreifen. Er ordnete die Hilfsmittel auf dem Tisch neu an und erklärte: "Trainer, Sie haben die Absicherung nach hinten vergessen."

Auch aus seiner Zeit bei Bayer Leverkusen hörte man nichts Gutes. Heiko Scholz soll während einer Trainingseinheit einmal gerufen haben: "Künftig spielen wir mit dem berühmten Doppellibero, einem Libero und einem Absicherungslibero." Bei Bayern endete Ribbecks Tätigkeit schließlich damit, dass Jan Wouters bei einer Mannschaftssitzung kopfschüttelnd meinte: "Trainer, Sie sind der Einzige hier im Verein, der von Fußball nichts versteht."

Subjektiv und objektiv: Alles Gute!

Und dann kam das Jahr 1998. Ein Journalist hatte noch geunkt: "Man muss verhindern, dass Präsident Egidius Braun in Aachen an seinem Schreibtisch sitzt und wahllos durch die Gegend telefoniert." Doch da war es schon zu spät. Ribbeck, den alte Weggefährten "Robinson Crusoe" nannten, weil er sich komplett auf die schöne Insel Teneriffa zurückgezogen hatte und dort die Bundesliga nur noch per Satellitenfernsehen verfolgte, war zum Bundestrainer ernannt worden.

Er begann seine Amtszeit mit einem legendären Zitat: "Grundsätzlich werde ich versuchen zu erkennen, ob die subjektiv geäußerten Meinungen subjektiv oder objektiv sind. Wenn sie subjektiv sind, werde ich an meinen objektiven festhalten. Wenn sie objektiv sind, werde ich überlegen und vielleicht die objektiven subjektiv geäußerten Meinungen der Spieler mit in meine objektiven einfließen lassen." Es war der Beginn eines einzigen Missverständnisses und das ereignisreiche Ende einer Karriere unter Ribbecks genialem Motto: "Wo ich bin, klappt nichts - aber ich kann nicht überall sein." Herzlichen Dank für eine immer unterhaltsame und spannende Zeit und alles Gute zum 80. Geburtstag, lieber Erich Ribbeck. Glück auf!

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