Redelings Nachspielzeit

Schiri mehr wert als Spieler? Der DFB steuert nach dem Skandal-Spiel auf einen Eklat zu

Martin Petersen und die Frage nach dem Spielabbruch.

Martin Petersen und die Frage nach dem Spielabbruch.

(Foto: IMAGO/Matthias Koch)

Der DFB steht nach dem Feuerzeugwurf auf den VfL-Keeper Patrick Drewes bei der Partie am Samstag in Berlin vor einem Scherbenhaufen. Ausgerechnet Schiedsrichter Petersen, der nach einem Wurf auf ihn im Jahr 2015 ein Spiel abbrach, pfiff die Partie noch einmal an. Das wirft unangenehme Fragen auf!

Ist ein tätlicher Angriff auf einen Schiedsrichter und seine Assistenten mehr wert - als auf einen Spieler? Diese Diskussion muss - unabhängig von allen anderen Sachverhalten - endlich an dieser Stelle geführt werden. Denn was gestern in Berlin beim Spiel von Union gegen den VfL Bochum passiert ist, ist jetzt schon ein Skandal, der weit über den eigentlichen Skandal des Feuerzeugwurfs hinausgeht. Schließlich war es Schiedsrichter Martin Petersen selbst, der nach einem Feuerzeugwurf auf ihn die DFB-Pokal-Partie zwischen dem VfL Osnabrück gegen RB Leipzig im August 2015 abbrach.

Manu Thiele hat am Tag nach dem Spiel im "Doppelpass" etwas sehr Wichtiges gesagt, als er von den Niederlanden berichtete und meinte, dass dort ein Spiel sofort abgebrochen wird, wenn dort jemand von einem Gegenstand - unabhängig von der jeweiligen aktiven Person - getroffen wurde: "Das ist wenigstens einmal eine Richtlinie, an die man sich halten könnte." Richtig und entscheidend ist dieser eine Satz für die Beurteilung der Vorkommnisse beim Spiel des FC Union Berlin gegen den VfL Bochum gestern in der Alten Försterei.

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Denn das, was am Samstagnachmittag in Berlin geschehen ist, kann kein Fan mit gesundem Menschenverstand nachvollziehen. Dass sich der DFB dabei auf sein aktuelles Regelwerk beruft, das ausschließlich einen Spielabbruch bei einem "tätlichen Angriff auf den Schiedsrichter und sein Team" und nicht bei einem Angriff auf einen Spieler vorsieht, macht die Sache im Kern nur noch schlimmer und wirft die unerträgliche und eingangs bereits gestellte Frage auf: Wird ein tätlicher Angriff auf einen Schiedsrichter und seine Assistenten strenger bewertet als der auf einen Spieler?

So verliert der DFB auch den allerletzten Fan

Dass diese Frage, die niemals eine Frage sein darf, überhaupt im Raum steht, ist dem aktuellen Regelwerk des DFB zu verdanken - und muss schleunigst und unverzüglich im Sinne des Sports in diesem korrigiert werden. Unabhängig von allen weiteren Schritten des DFB-Sportgerichts ab Montag, die klar und eindeutig die Spielwertung zugunsten des VfL Bochum vorsieht ("Schwächung der eigenen Mannschaft durch einen während des Spiels eingetretenen Umstand, der unabwendbar war und nicht mit dem Spiel und einer dabei erlittenen Verletzung im Zusammenhang steht"), muss der DFB auch für seine vielen Millionen Mitglieder endlich unmissverständliche Fakten schaffen.

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Denn eine Sache sollte dem DFB klar sein: Sollte auch in Zukunft mit zweierlei Maß gewertet werden, wird der Schaden für den Verband und seine Autorität immens und nicht mehr zu regulieren sein. Denn wenn das unverzeihliche Werfen von Gegenständen auf das Spielfeld und ein damit einhergehender möglicher Spielabbruch davon abhängt, welche Person getroffen wird, wirft der DFB Fragen auf, die weit über das rein Sportliche hinausgehen. Der Verband muss sich in den nächsten Tagen sehr gut überlegen, wie er mit dem jetzt schon entstandenen Skandal umgeht, um zu vermeiden, dass aus einem Fehler ein Flächenbrand wird, der - und das muss der DFB bei all seinem Tun immer mitbedenken - bis weit hinunter in den Freizeit- und Amateurbereich wirkt.

So traurig die Ereignisse beim gestrigen Spiel in der Alten Försterei für den Sport an sich schon waren, sie bieten nun auch eine Chance für den DFB, die der Verband beim Schopfe packen sollte. Denn eine Sache sollte allen bewusst sein: Es wird nicht das letzte Mal sein, dass ein einzelner Idiot ein Spiel mit seiner Schwachsinnstat torpedieren wird. Jetzt ist die Zeit, für die Zukunft eindeutige Richtlinien zu schaffen. Nutzt der DFB diese Chance nicht, so klar muss man es sagen, wird er auf Dauer die (allerletzten) Fans verlieren - und dann, so leid es einem tut, ist ihm selbst auch nicht mehr zu helfen!

Quelle: ntv.de

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