Redelings Nachspielzeit

Bundestrainer "ohne Anschluss" Die schrägsten Geschichten der Bundesligastars

Hansi Flick ist schwer erreichbar.

Hansi Flick ist schwer erreichbar.

(Foto: imago sportfotodienst)

60 Jahre Bundesliga. Das heißt natürlich auch sechzig Jahre voller bunter Geschichten. Viele Profis spielten nur für einen Moment eine Hauptrolle im Zirkus Bundesliga - aber man wird sie nie vergessen, weil sie für Erstaunen, Erheiterung und kuriose Erlebnisse gesorgt haben!

Man kann es sich angesichts der heutigen mobilen Dauerverfügbarkeit an jedem Ort dieser Welt fast nicht mehr vorstellen, aber es gab tatsächlich einmal Zeiten und Situationen, in denen ein eigener Telefonanschluss fast schon Luxus war. Auch unsere stets rundum gepäppelten Fußballprofis mussten diese Erfahrung machen. Anfang der Neunziger-Jahre wollte der damalige Kölner und heutige Bundestrainer Hansi Flick in seinem Wohnort ein Telefon anmelden. Kein Problem, könnte man sich denken, doch damals waren leider tatsächlich alle Leitungen belegt. Die Auskunft der Behörde: "Telefon gibt es frühestens Ende 1991."

Eine echte Notsituation. Gut nur, dass Flick einen prominenten wie generösen Nachbarn hatte: Pierre Littbarski. Der handelte sofort, ging zum Amt und bot an: "Ich melde mein Fax ab, dann ist eine Nummer frei. Aber nur wenn der Hansi die freie Leitung bekommt." So wurde es gemacht. Flick war glücklich und ertrug tapfer die häufigen Faxanfragen, die knirschend-knarzend aus seinem Hörer schallten.

"Tusche" schießt den Fachmarkt leer

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Hansi Flick ist schon als Spieler mehrfacher Meister geworden, bevor er dann mit den Bayern auch als Trainer für Titel sorgte. Von Trophäen immer ein ganzes Stück entfernt war Torsten "Tusche" Mattuschka in seiner Karriere. Und dennoch ist der ehemalige Kurzzeit-Erstligaprofi heute immer noch in aller Munde. Das mag an seinem einnehmenden Charakter und den vielen Geschichten liegen, die sich in seiner Laufbahn ereigneten. Denn als Profi in Cottbus und bei Union Berlin räumte er ganze Trainingslager-Zimmer seiner Kameraden leer, versteckte Autos vollständig unter Schneebergen und zog auf Mannschaftsfotos unten herum blank. Zum Repertoire Mattuschkas gehörte es auch, nach Flügen Nachwuchsspieler zu beauftragen, die Bordkarten des gesamten Kaders einzusammeln. Eine völlig sinnlose Gaga-Aktion natürlich - die vermutlich deshalb dem restlichen Team auch so viel Spaß bereitete.

Weniger Spaß hatte im Jahr 2013 allerdings ein Kaufhaus für Elektro- und Technikartikel bei einem Besuch Mattuschkas. Denn der große Einzelhändler hatte damals eine Aktion ins Leben gerufen, bei der man sich das Geld für einen Artikel pro Kassenbon zurückholen konnte, wenn man denn - Obacht - einen Treffer auf einer extra aufgebauten Torwand erzielte. Und was soll man sagen: Am Ende schaffte Tusche bei 16 Versuchen 11 Treffer und ging mit zwei LED-Fernsehen für je 2.000 Euro, Soundanlagen, Druckern, vier iPads, einer Wii mit mehreren Lenkrädern für Mario Kart, einem Handy und einer Kaffeemaschine aus dem Laden. Irgendwann bettelten die Mitarbeiter Mattuschka nur noch flehend an, ob er nicht bitte endlich einmal aufhören könnte.

Ein Schlitzohr anderen Kalibers war der Schalker Jungprofi Willi Kraus. In den Spielzeiten 1966/67 und 1967/68 schoss Kraus in 36 Bundesligaspielen für die Knappen 16 Tore und hatte damit einen großen Anteil daran, dass der Verein in beiden Jahren die Klasse halten konnte. "Er war ein eisenharter Stürmer mit einem guten Schuss. Wenn er vor eine Bande getreten hat, hat der kaum etwas gemerkt", erinnerte sich einst Willi Koslowski an Kraus. Doch leider hatte das große Talent auch so seine Flausen im Kopf. Eines Tages saß Kraus mit ein paar Kumpels in einem Nachtlokal. Seine Freunde vergöttern ihn, den jungen Mann aus ihren Reihen, der es bis in die Bundesliga geschafft hatte. Kraus wusste das und genoss seinen Status.

"Ich will eine Parkuhr sehen!"

Als es ihm nun irgendwann an diesem Abend zwischen all den leicht bekleideten Frauen und dem Alkohol langweilig wurde, sagte er: "Ich will eine Parkuhr sehen!" Und weil seine lächelnden Kollegen nicht sofort aufsprangen, wiederholte Kraus noch einmal seine klare Ansage: "Ich will eine Parkuhr sehen!" Und tatsächlich. Dieses Mal rannten zwei junge Männer hinaus, und es dauerte nur wenige Minuten, bis sie wieder zurück im Nachtlokal waren. Auf ihren starken Schultern hatten sie eine Parkuhr abgelegt. Stolz stellten sie ihr Beutestück vor Kraus auf den Boden. Jeder Gast musste einen Groschen in die Uhr werfen, bis Kraus signalisierte, dass er nun keine Lust mehr habe. Man widmete sich wieder den nackten Mädchen und dem Alkohol und ließ die Parkuhr wieder Parkuhr sein. Aufgrund seines unsteten Lebenswandels und Ärger mit den Behörden endete seine Bundesligakarriere leider viel zu früh.

Ebenfalls Scherereien mit der Polizei hatte Mitte der siebziger Jahre auch ein anderer Erstligaprofi. Es war vor dem 29. Spieltag der Saison 1975/76, als der VfL Bochum zu einem Kurztrainingslager auf die Sonneninsel Gran Canaria gereist war. Das warme Wetter dort machte einige VfL-Spieler richtig durstig. Deshalb versuchten eines Abends die Profis aus dem Ruhrgebiet, den Flüssigkeitsverlust ohne Rücksicht auf Promille auszugleichen. Und das klappte erstaunlich gut. Doch leider kam der etwas angeheiterte Jupp Kaczor prompt etwas zu spät zum Hotel zurück. Alle Türen waren bereits geschlossen.

Das brachte ihn auf die abenteuerliche Idee, mit einem abmontierten Verkehrsschild zu versuchen, über die Außenmauer zu springen. Das klappte allerdings nicht so gut, und zu allem Überfluss wurde er dabei auch noch von der Polizei entdeckt. Man nahm den Randalierer mit aufs Revier und steckte ihn für eine Nacht in die Ausnüchterungszelle. Als Kaczor am nächsten Morgen nicht zum Frühstück erschien, flog die ganze Geschichte auf. Trainer Heinz Höher war stinksauer, hatte aber sogleich eine Lösung parat: "Wenn du am Samstag gegen Köln ein Tor machst, ist das hier vergessen. Wenn nicht …!" Der VfL Bochum schlug den 1. FC Köln mit 1:0. Torschütze? Na, klar: Jupp Kaczor.

Gnadenloser Thorsten Legat

Und bei der Erzählung von schrägen Geschichten aus 60 Jahren Bundesliga darf natürlich ein Mann nicht fehlen: Thorsten Legat. Eines Tages hatte sich der damalige Profi von Eintracht Frankfurt verletzt und saß in München im Wartezimmer des berühmten Doktors Müller-Wohlfahrt. Und nachdem er schon eine lange Zeit dort zugebracht hatte, ging auf einmal die Tür auf und herein kam: Pierre Brice, der bekannte Winnetou-Darsteller. Doch dem Schauspieler ging es offensichtlich nicht gut. Er schrie vor Schmerzen.

Gestützt auf seine Frau trat er nun langsam ins Zimmer. Und weil er selbst nicht reden konnte, fragte seine Gattin den wartenden Thorsten Legat, ob es denn möglich sei, dass ihr Mann, der ja vor Schmerzen schrie, vielleicht vorgelassen würde - doch Legat machte es kurz und eindeutig und sagte: "Nee". Und dann schob er einen Satz hinterher, den man sich einfach nicht ausdenken kann. Legat schaute empört zum großen Winnetou-Darsteller Pierre Brice hinüber und meinte: "Außerdem dachte ich, Indianer kennen keinen Schmerz!" Wie kann man bei solchen Geschichten mitten aus dem wahren Leben diese Bundesliga nicht ins Herz schließen? Herzlichen Glückwunsch, liebe Bundesliga, Glück auf und auf die nächsten sechzig Jahre!

Quelle: ntv.de

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