Fußball-WM 2018

Tor mit Elfmeter verhindert Die cleverste Grätsche der Fußball-WM

Mathias Jørgensen grätscht gegen Ante Rebic, verhindert ein sicheres Tor und sieht nur Gelb. Laut Regelwerk die richtige Entscheidung.

Mathias Jørgensen grätscht gegen Ante Rebic, verhindert ein sicheres Tor und sieht nur Gelb. Laut Regelwerk die richtige Entscheidung.

(Foto: dpa)

Der Kroate Rebic läuft in der 115. Minute des WM-Achtelfinals gegen Dänemark alleine aufs Tor - wird dann von hinten gefällt. Die Strafe für Gegenspieler Jørgensen sorgt für Kopfschütteln, ist aber regelkonform. Genutzt hat's den Dänen nichts.

Um 22.46 Uhr unserer Zeit können Kroatiens Fußball-Nationalspieler hinter eine der kuriosesten Szenen der Weltmeisterschaft in Russland einen Haken setzen. In einem dramatischen Elfmeterschießen erlöst Barcelonas Regisseur Ivan Rakitic die "Vatreni" nach einem ganz schwachen Spiel gegen Dänemark (4:3) und führt den Mitfavoriten ins Viertelfinale. Auf dem Weg dorthin ist die Mannschaft eigentlich bereits in der Verlängerung nach 115 gespielten Minuten unaufhaltsam unterwegs, ehe die dänische Abwehrkante Mathias Jørgensen den nur wenige Meter frei vor dem Tor stehenden Frankfurter Ante Rebic, er hatte zuvor den Torwart ausgedribbelt, von hinten in die Parade fährt und den sicheren Einschlag verhindert.

Elfmeter? Klar. Notbremse und Rot? Nein. Schiedsrichter Néstor Pitana entscheidet nur auf Gelb. Und los geht die wilde Diskussion. Zumindest in der virtuellen Welt bei Facebook und Twitter. Und sie ist nachvollziehbar. Denn in den offiziellen Regeln wird nicht zwischen der Verhinderung eines Tores und der Verhinderung einer offensichtlichen Torchance unterschieden. Der Grat zwischen fair beziehungsweise unfair (in einem Achtelfinale der WM nicht der realistische Maßstab) und clever (das war's) ist somit sehr schmal. Selbst ein Platzverweis hätte zwei Minuten vor Spielende kaum Auswirkungen auf das Spiel gehabt. Die Dänen somit alles gewinnen, die Kroaten alles verlieren können. 

Dennoch kennt die Diskussion nur eine richtige Antwort - und die hatte Pitana ja bereits gegeben. Im Gespräch mit unserer Redaktion klärt Experte Alex Feuerherdt von "Collinas Erben" auf: "In der Regel 12 (Fouls und unsportliches Betragen) heißt es: Wenn ein Spieler mit einem Vergehen gegen einen Gegner im eigenen Strafraum eine offensichtliche Torchance vereitelt und der Schiedsrichter einen Strafstoß gibt, wird der Spieler verwarnt, wenn das Vergehen bei dem Versuch begangen wurde, den Ball zu spielen. In allen anderen Situationen (z. B. Halten, Ziehen, Stoßen, keine Möglichkeit, den Ball zu spielen etc.) ist der Spieler, der das Vergehen begeht, des Feldes zu verweisen."

Die "Notbremse" war ballorientiert

Mit anderen Worten bedeutet das: Eine ballorientierte Notbremse im Strafraum hat Gelb zur Folge. Eine nicht-ballorientierte Notbremse im Strafraum ist dagegen sofort und unweigerlich mit Rot zu ahnden. Dass hier in der 115. Minute eine offensichtliche Torchance für Rebic vorliegt, ist wohl klar. Jörgensen grätscht, seine Aktion gilt dabei aber dem Ball, den er nur knapp verfehlt. Das heißt, die "Notbremse" ist ballorientiert, deshalb gibt es keinen Feldverweis. Besonders heftig diskutiert wird die Szene vor allem deswegen, weil Real Madrids genialer Spielmacher Luka Modric (er hatte Rebic mit einem ganz feinen Pass zuvor freigezaubert) den fälligen Strafstoß in die Arme von Torwart Kasper Schmeichel schießt. Für die Kroaten eine schallende Ohrfeige des Fußball-Gottes.

Für die aber revanchieren sie sich dann im dramatischen und äußerst zittrigen Strafstoß-Showdown nach 120 Minuten. Zwar pariert Schmeichel auch im erneuten Duell Schütze gegen Torwart zwei Schüsse. Sein kroatisches Pendant aber macht es noch besser: Danijel Subasic wehrt gleich drei dänische Bälle ab - und macht sich damit zum Helden der zuvor leidenden "Vatreni". Kroatien gehört damit erstmals seit der Endrunde 1998 wieder zu den besten acht Teams der Welt. Im Viertelfinale wartet nun am Samstag (20 Uhr im Liveticker bei n-tv.de) in Sotschi überraschend Russland. Der Gastgeber hatte zuvor das "Wunder" gegen Spanien ebenfalls vom "Punkt" herbeigeführt.

Übrigens: Das letzte Mal, dass zwei WM-Spiele an einem Tag ins Elfmeterschießen gingen, war am 21. Juni 1986.

Quelle: ntv.de

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