Bleibt er Bundestrainer? Löw ballt die Faust, aber sagt einfach nichts
15.07.2014, 16:34 Uhr
Löw beim Empfang der Weltmeister am Brandenburger Tor
(Foto: picture alliance / dpa)
Deutschland feiert seine Helden aus Rio, die Weltmeister um Joachim Löw. Und Deutschland wartet darauf, dass der Bundestrainer endlich sagt, dass er weitermacht. Doch auf der Fanmeile bleibt Löw die Antwort erneut schuldig. Ein schlechtes Zeichen?
Fast eine halbe Millionen Menschen, was für ein Empfang! Der Besuch der deutschen Nationalspieler auf der Fanmeile wurde zum Moment der großen Emotionen. "Ich bin stolz, Berliner zu sein", rief Jérôme Boateng den jubelnden Fans am Brandenburger Tor zu. Lukas Podolski erklärte: "Das ist der beste Moment in der Karriere bis jetzt." Bastian Schweinsteiger sagte schlicht: "Jetzt haben wir das Scheißding hier endlich."
Ob der Gaucho-Tanz der WG von Miroslav Klose und Mario Götze oder die Döner-Huldigung Julian Draxlers an Kevin Großkreutz: Während fast alle Mitglieder des deutschen Teams auf der Bühne einen fast aufgekratzten Eindruck hinterließen, geriet eine der Hauptfiguren wieder mal fast etwas ins Hintertreffen. Mit breitem Grinsen und geballter Faust präsentierte sich ein sichtlich bewegter Joachim Löw den Besuchern zwar ungewohnt gelöst.
Im Gespräch mit Moderator Sven Voss wurde der Bundestrainer jedoch einsilbig. Und zwar ausgerechnet, als es um seine eigene Zukunft ging. "Vertrag bis 2016. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie aufhören wollen. Gibt es irgendetwas, dass Sie den Menschen in Deutschland sagen wollen?", fragte der Moderator. Und Löw? Er wich dem Thema einfach aus - und zwar elegant wie ein Politiker.
Warten auf das Ja-Wort
"Ich muss mich bedanken im Namen von uns allen", sagte er an die Hunderttausenden gerichtet. "Wir haben immer diese Bilder aus Deutschland gesehen. Die Menschen haben mitgezittert, mitgefiebert und am Ende mitgejubelt. Ohne euch wären wir nicht hier. Wir sind alle Weltmeister." Löw hatte noch gar nicht ausgesprochen, da brandete auf der Fanmeile Jubel auf über die Worte des Bundestrainers. Dabei hatte der die entscheidende Frage kein bisschen beantwortet. Schon wieder nicht. Auch am Sonntag nach dem gewonnenen WM-Finale ließ sich Löw kein klares "Ja, ich bleibe" entlocken. Er wolle erst mit dem DFB-Präsidenten sprechen, sagte er am Sonntag.
Zwei Tage später ist seine Position unverändert. Löws Zögern überrascht – es irritiert sogar. Er hat noch zwei Jahre Vertrag, sein Ja-Wort hat im Prinzip ohnehin nur symbolischen Wert. Aber wann, wenn nicht jetzt? Das gewonnene WM-Finale wäre der vermeintlich ideale Zeitpunkt für ein Job-Bekenntnis. Doch Löw vermeidet die Festlegung, aus welchen Gründen auch immer. Ist er sich etwa selbst noch nicht sicher? Erwägt er gar den Rücktritt? Aufhören wenn's am schönsten – so wie Franz Beckenbauer nach dem Titelgewinn 1990. Ausgeschlossen ist es nicht.
Während der Erfolgstrainer laviert, herrscht beim Deutschen Fußball Bund jedoch Zuversicht, zumindest offiziell. DFB-Generalsekretär Helmut Sandrock sagt: "Wir sind total sicher. Wolfgang Niersbach [DFB-Präsident, Anm. d. Red.] hat es gesagt, ich sage es auch: Wir sind total sicher, dass unser Ding noch nicht zu Ende ist. Lasst den Bundestrainer jetzt mal ein paar Tage Urlaub machen."
Zeit für Urlaub hat Löw nun tatsächlich erst einmal genug. Während Schweinsteiger, Boateng & Co. Anfang August schon wieder ins Training einsteigen müssen, ist sein potenzieller nächster Arbeitstag erst der 3. September. Länderspiel gegen Argentinien. Vorausgesetzt, Löw sagt nicht nein.
Quelle: ntv.de, cro