Fußball-WM 2018

Manche bleiben Touristen Löw führt die Drei-Klassen-Mannschaft ein

Kevin Großkreutz, Erik Durm und Matthias Ginter (v.r) haben bislang als einzige Feldspieler noch keinen WM-Einsatz gehabt.

Kevin Großkreutz, Erik Durm und Matthias Ginter (v.r) haben bislang als einzige Feldspieler noch keinen WM-Einsatz gehabt.

(Foto: picture alliance / dpa)

Noch vor der WM heißt es von Joachim Löw: Alle 23 Spieler im Kader müssen bereit sein. Inzwischen sagt der Bundestrainer, er habe 14 oder 15 Spieler, die er "bringen kann". Im deutschen Lager zeichnet sich eine Dreiteilung ab. Darunter leidet auch ein Star.

"DIE MANNSCHAFT!" twitterte Per Mertesacker nach dem sensationellen Triumph gegen Brasilien. Es sollte vor dem Endspiel am Sonntag (21 Uhr) gegen Argentinien eine klare Botschaft nach außen sein: Wir halten zusammen, bei uns stimmt der Teamgeist.

Und in der Tat wird das Miteinander in der Nationalmannschaft bei der WM großgeschrieben und von allen Seiten in höchsten Tönen gelobt. Doch sportlich hat Bundestrainer Joachim Löw in den vergangenen vier Wochen in seinem 23-köpfigen Kader eine Drei-Klassen-Gesellschaft geschaffen, in der acht Spieler bislang gar nicht oder kaum zum Zuge kamen.

Kevin Großkreutz, Erik Durm und Matthias Ginter haben noch keine Minute gespielt. Dazu gesellen sich wenig überraschend die beiden Torhüter Roman Weidenfeller und Ron-Robert Zieler. Doch auch Julian Draxler, der beim 7:1 gegen die Brasilianer wenigstens noch in der Schlussphase für 14 Minuten ran durfte, Christoph Kramer, mit insgesamt zwölf Minuten bei zwei Einsätzen, sowie sogar der 116-malige Nationalspieler Lukas Podolski spielten bislang nur eine Nebenrolle.

Podolski ist Twitter-Beauftragter
Edelreservist Lukas Podolski lässt sich auch auf der Bank die Laune nicht verderben.

Edelreservist Lukas Podolski lässt sich auch auf der Bank die Laune nicht verderben.

(Foto: picture alliance / dpa)

Arsenal-Profi Podolski hatte sich sein sechstes Turnier sicher ganz anders vorgestellt. Bisher brachte ihn Löw zweimal: einmal davon acht Minuten zum Auftakt gegen Portugal und einmal gegen die USA von Beginn an, wechselte ihn aber zur Pause wieder aus. Seitdem ist Podolski eine Art Twitter-Beauftragter der DFB-Auswahl und für die gute Laune zuständig. Nicht einfach für einen, der vor allem sportlich im Mittelpunkt stehen wollte.

Auch die Dortmunder Großkreutz und Durm sowie der Schalker Jungstar Draxler hatten sich von ihrer ersten WM sicher mehr versprochen. Zumal gerade die beiden BVB-Profis noch vor dem Turnier als ernsthafte Alternativen eingestuft wurden. Auch der Bundestrainer hatte noch vor dem WM-Start betont, wie wichtig jeder Einzelne sein würde: Er habe "keine Stammspieler, sondern 23 WM-Teilnehmer, die alle in jeder Sekunde in Alarmbereitschaft sein müssen".

Die Realität sieht ein klein wenig anders aus. Löw fand schnell seinen Stamm um Kapitän Philipp Lahm, Manuel Neuer, Thomas Müller und Mats Hummels und dazu noch ein paar "Spezialkräfte", wie er seine Einwechselspieler neuerdings nennt.

Günter-Hermann-Gedächtnis-Preis

Dazu zählt in erster Linie André Schürrle, der auch gegen Brasilien mit seinen zwei Treffern seine Joker-Qualitäten eindrucksvoll unter Beweis stellte. Mario Götze gehört dazu und seit dem Viertelfinale Per Mertesacker. Gegen Frankreich war der 29-Jährige der veränderten Taktik von Löw zum Opfer gefallen, gegen Brasilien kam er zur Pause für den angeschlagenen Hummels ins Spiel.

Er habe "14, 15 Spieler, die ich bringen kann", hatte Löw nach dem Algerien-Spiel ziemlich offen gesagt. Und der Rest der Truppe? Der trainiert fleißig, macht gute Miene zum ungewohnten Spiel und sorgt von der Bank aus für gute Stimmung. Großkreutz, Durm und Ginter sind so vor dem Finale auf jeden Fall noch Kandidaten für den Günter-Hermann-Gedächtnis-Preis. Der 53 Jahre alte Ex-Bremer wurde 1990 Weltmeister, ohne eine Sekunde gespielt zu haben - und gilt seitdem als Inbegriff des WM-Touristen.

Vor vier Jahren in Südafrika, als die deutsche Mannschaft einschließlich des Spiels um Platz drei auch auf die Maximalzahl von sieben Begegnungen gekommen war, blieb nur Torwart Tim Wiese ohne Einsatz. Bei der Heim-WM 2006 traf es mit Timo Hildebrand ebenfalls einen Torwart.

Quelle: ntv.de, bwe/sid

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