Das braucht wirklich niemand Weg mit dem Spiel um Platz drei!
12.07.2014, 06:37 Uhr
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Es geht um nichts. Und die Motivation liegt darnieder, ist man doch kurz vor dem Gipfel im Halbfinale abgestürzt. Zur Strafe für Akteure und Zuschauer müssen die Enttäuschten noch mal ran. Die Lösung: Abschaffen.
Gewinnen ist besser als verlieren. Grundsätzlich. Die Sieger jubeln, die Verlierer sind betrübt. Das gilt in ganz besonderer Weise im Sport. Mit vielleicht einer Ausnahme, den Olympischen Spielen. Da gibt es bekanntlich drei Medaillen und auch die Zweit- und Drittplatzierten dürfen mit aufs Treppchen. Hier ist es dann der vierte Platz, der stets zutreffend als undankbar beschrieben wird.

Bei der WM 2010 siegte Deutschland im Spiel um Platz drei gegen Uruguay.
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Überall sonst gilt: The winner takes it all. Im Tennis, in der NBA, beim Super Bowl - und auch im Fußball. Hier zählt schon der zweite Platz, vorsichtig formuliert, eher wenig. In der Meisterschaftstabelle ist er gut, um in der Champions League mit dabei sein zu können, aber sonst? Auch im Pokal gibt es einen Gewinner. Dem Verlierer wird durch ein euphemistisches "Vize" lediglich ein bisschen Trost gespendet. Tolle Leistung, mit Sicherheit. Aber das entscheidende Match, die entscheidende Partie, die ging offenkundig in die Hose.
Das ist eben der Witz eines Turniers wie der Fußball-WM. Nach der Gruppenphase greift das K.o.-Prinzip: Wer verliert, ist raus. Am Ende steht ein Gewinner. So wird es auch am Sonntag beim Finale der WM 2014 in Rio zwischen Deutschland und Argentinien sein. Die Verlierer stehen mit gesenkten Häuptern da. Weil im letzten, siebten Spiel die andere Mannschaft besser war oder auch nur mehr Glück hatte. Ist auch egal, davon kann sich der Verlierer nichts kaufen. Gar nichts. Lieber einmal Weltmeister werden als zehn Mal WM-Zweiter!
Ersatzlos streichen
Noch schlimmer trifft es Brasilien und die Niederlande. Sie müssen sich am Samstag durch ein Spiel um Platz drei quälen. Das ist mit das Überflüssigste, was der Fußball zu bieten hat. Denn es ist vollkommen egal, wer bei einer Weltmeisterschaft Vierter oder Dritter wird. Nicht einmal die beteiligten Mannschaften interessieren sich dafür. Die Partie, die vermutlich nur dazu dient, der Fifa Geld in die Kassen zu spülen, gehört ersatzlos gestrichen. Die WM-Dramaturgie wird durch diesen Durchhänger nur belastet.
Natürlich hat Bondscoach Louis van Gaal recht, wenn er seinem Zorn über das sinnlose Gekicke um die Goldene Ananas undiplomatisch Luft macht. Und wenn Arjen Robben sagt: "Der dritte Platz kann mir gestohlen bleiben." Die Niederlande und Brasilien haben beide eine gute, eine anständige WM gespielt. Die Verlierermannschaft des "kleinen Finales" wird stets eine eigentlich erfolgreiche WM mit zwei Niederlagen abschließen. Das ist nicht schön.
Ganz besonders bitter ist es diesmal für Brasilien. Nach dem 1:7 gegen die DFB-Elf im Halbfinale würde der selbst ernannte Titel-Favorit wahrscheinlich - trotz gegenteiliger Mutmachersprüche - am liebsten in der Versenkung verschwinden. Und nicht vor noch aufgebrachten Seleção-Fans eine Strafarbeit verrichten und im lächerlichen Duell der Verlierer noch einmal die Schmach aus dem Halbfinale im Minimum 90 lange Minuten über den Rasen schleppen. Und man stelle sich vor, die vollständig demoralisierte Scolari-Truppe verliert wieder, sagen wir 1:4.
Wie auch immer. Sonntag geht die WM zu Ende, um 21 Uhr beginnt das Finale. Spätestens gegen 23.30 Uhr wird es einen neuen Weltmeister geben. War sonst noch was?
Quelle: ntv.de