Kritik an China, WADA und IOC Schwimmstar glaubt nicht an fairen Wettkampf bei Olympia

Caeleb Dressel vermisst Antworten auf drängende Fragen.

Caeleb Dressel vermisst Antworten auf drängende Fragen.

(Foto: IMAGO/UPI Photo)

23 chinesische Schwimmerinnen und Schwimmer werden mit Dopingmitteln erwischt, Konsequenzen hat das keine. Viele von ihnen sind bei den Olympischen Spielen in Paris am Start. Die Konkurrenz ist skeptisch - und dringt weiter auf noch immer fehlende Aufklärung.

Die Kritik der Schwimmer am Umgang mit möglichen Dopingfällen in China reißt nicht ab, doch der Weltverband ist sich keiner Fehler bewusst. Auf die Frage, ob er Vertrauen zu den Verantwortlichen habe, dass es bei Olympia in Paris einen fairen Wettkampf gebe, antwortete US-Star Caeleb Dressel auf einer Pressekonferenz von World Aquatics: "Nein, nicht wirklich." Der siebenmalige Olympiasieger führte weiter aus: "Sie haben uns nicht genug Beweise gegeben, die bestätigen, wie dieser Fall gehandhabt wurde."

Deutschlands Schwimmstar Florian Wellbrock wollte sich zwei Tage vor dem Beginn der Beckenwettbewerbe nicht äußern. "Ich bin hier, um mein Rennen zu machen, eine gute Zeit zu haben, auf mich zu schauen und mein Bestes zu geben. Das ist alles, was ich machen kann", sagte der Freiwasser-Olympiasieger.

"Wir müssen uns einfach darauf verlassen können, dass der Doping-Kampf weltweit mit den gleichen Maßstäben geführt wird", sagte DSV-Leistungssportdirektor Christian Hansmann. "Und da darf es eben keine Lex China geben oder dass man da nicht genauer unabhängig nachfragt. Das muss unbedingt aufgearbeitet werden."

Schwimmstars wünschen sich mehr Transparenz

World-Aquatics-Präsident Husain Al-Musallam behauptete derweil: "Wir haben getan, was wir tun konnten. Wir haben festgestellt, dass alle Regeln befolgt wurden." 23 chinesische Schwimmer waren 2021 positiv auf das Herzmittel Trimetazidin getestet worden. Die Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) folgte inmitten der Corona-Pandemie einem Untersuchungsbericht aus China, laut dem es in einer Hotelküche zur Kontamination mit dem verbotenen Medikament gekommen war. Auf eigene Recherchen in China verzichtete die WADA. Das sorgt für Unverständnis vieler Sportler und Funktionäre.

13 der 23 positiv Getesteten starteten im Sommer 2021 in Tokio, mehrere gewannen Olympiamedaillen. Elf der 23 sollen auch in Paris an den Start gehen.

Alle, die mit dem Fall betraut gewesen seien, meinte Al-Musallam, seien "zu derselben Schlussfolgerung gekommen. Wir haben Vertrauen in die Arbeit, die gemacht wurde." Zudem erklärte der Kuwaiter: "Wir stellen sicher, dass alle Athleten, die hier teilnehmen, sauber sind." Die Kritik von Dressel und der amerikanischen Rekordweltmeisterin Katie Ledecky, die mehr Transparenz gefordert hatte, konterte er mit der Behauptung: "Wir haben das Vertrauen der Athleten, in einigen Bereichen haben einige Zweifel oder eine andere Ansicht. Aber wir sind die größte Sportart bei Olympia, wir können nicht in allem einig sein."

"WADA ist entweder unfähig oder unwillig"

Verbandsgeschäftsführer Brent Nowicki berichtete, dass es bisher "keine bestätigten positiven Tests bei den fast 4700 Kontrollen, die vorgenommen werden", gegeben habe. Den Fall in China sieht er aktuell als erledigt an: "Wenn wir belastbare Beweise hätten, würden wir den Prozess wieder aufnehmen. Aber wir haben nichts Derartiges erhalten."

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Zu den scharfen Kritikern der Doping-Jäger zählt auch Schwimm-Legende Michael Phelps. "Als Athleten können wir nicht weiter blind der Welt-Anti-Doping-Agentur vertrauen - eine Organisation, die immer wieder beweist, dass sie entweder unfähig oder unwillig ist, ihre Regeln weltweit durchzusetzen", sagte der 23-malige Olympiasieger jüngst vor einem US-Ausschuss.

Die Affäre geht längst weit über den Schwimmsport hinaus. Dass das US-Justizministerium eine Untersuchung in der Sache angestoßen hat, missfällt der WADA und dem Internationalen Olympischen Komitee zutiefst. So sehr, dass das IOC Salt Lake City als Gastgeber der Winterspiele 2034 unter Druck setzt. Das Komitee bestand vor der Wahl der Stadt im US-Bundesstaat Utah zum Olympia-Ausrichter auf einer zusätzlichen Vertragsklausel zum Schutz der WADA. Die Welt-Agentur und die amerikanische USADA streiten längst offen.

Quelle: ntv.de, tsi/sid/dpa

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