Keine Einzelmedaille an der Platte "Idol aus Kindheit" ist zu stark für Ovtcharov

Die Enttäuschung ist groß bei Ovtcharov.

Die Enttäuschung ist groß bei Ovtcharov.

(Foto: picture alliance / dpa)

Dimitrij Ovtcharov kann in Rio wie Teamkollege und Fahnenträger Timo Boll seine Topform nicht abrufen. Der Bronze-Gewinner von London verliert gegen einen 40-Jährigen - einen, gegen den bereits sein Trainer Jörg Roßkopf gespielt hat.

Der 1,86 Meter große Dimitrij Ovtcharov wirkte mit seinem hängendem Kopf und zusammengesunkenen Körper plötzlich ganz klein. Einen Tag nach Timo Boll ist nun auch der Europameister und Bronzemedaillen-Gewinner von London 2012 beim olympischen Tischtennis-Turnier ausgeschieden. Der 27-Jährige unterlag im Viertelfinale in Rio de Janeiro seinem Clubkollegen und Freund Wladimir Samsonow aus Weißrussland mit 2:4-Sätzen. 

Einen Tag nach seinem 4:1-Erfolg gegen den Slowenen Bojan Tokic mit dem unglaublichen Rekordergebnis von 31:33 im ersten Satz ging der in Düsseldorf lebende Ovtcharov das Match gegen Samsonow sehr konzentriert an, beeindruckte durch seine physische Präsenz und gewann den ersten Satz mit 11:8.

Unterbrechung bringt beide aus dem Rhythmus

Der 40-jährige Samsonow, Europameister von 1998, 2003 und 2005, spielt gemeinsam mit Ovtcharov beim russischen Verein Fakel Gazprom Orenburg - bereits seit sechs Jahren. Dort gewannen sie dreimal die Champions League und viermal die nationale Meisterschaft. Und dennoch: An der Platte schenkten sie sich nichts. 

Im zweiten Satz rutsche Samsonow aus, stürzte leicht und ließ sich kurz darauf am Oberkörper behandeln. Dafür verließ der Weißrusse sogar in den Innenraum, während Ovtcharov sich mit Dehnübungen warm hielt. Die Unterbrechung brachte beide aus dem Rhythmus, der nächste Durchgang ging nach einem erbitterten Kampf mit 19:17 an den Weißrussen.

Danach verlor der Deutsche erstmal den Faden (2:11) - und fand ihn auch nicht mehr richtig im knappen sechsten Satz.  "Wladi war schon das Idol meiner Kindheit. Er ist ein guter Freund. Wir kennen uns in- und auswendig", hatte Ovtcharov gesagt. Während er mit Bronze 2012 bereits eine Olympia-Medaille hat, fehlt diese in Samsonows Sammlung.

Bundestrainer Jörg Roßkopf hatte darauf spekuliert, dass der Druck für den früheren Weltranglisten-Ersten deshalb "groß ist, weil es seine letzte Chance ist". Auch Roßkopf kennt Samsonow aus dem Effeff: Er war mit ihm 1998 Doppel-Europameister.   

Ying: "Ich habe alles probiert ..."

Der 40-Jährige fordert nun im Halbfinale den Sieger der Partie zwischen Koki Niwa (Japan) - Jike Zhang (China). Zuvor war die deutsche Spitzenspielerin Han Ying ebenfalls im Viertelfinale an der chinesischen Topfavoritin und Weltmeisterin Ding Ning gescheitert. Rekord-Europameister und Fahnenträger Boll unterlag dem Nigerianer Quadri Aruna mit 2:4-Sätzen.

Die Weltranglisten-Siebte Ying war nach dem 0:4 im Riocentro 3 gegen die übermächtige Ning sichtlich niedergeschlagen. "Es war sooo schwer... Ich habe alles probiert, aber sie war überall", klagte sie. Die Abwehrspezialistin musste nach einem 8:11 im ersten Durchgang in den folgenden zwei Sätzen (5:11/3:11) klar passen. Danach schaffte Ying immerhin zweimal eine Führung, ehe ihre Gegnerin nach einem 5:5 auf 11:7 davonzog.

Die an Nummer fünf gesetzte Team-Europameisterin hatte schon zuvor prophezeit: "Die Chance gegen sie ist wirklich gering." Die 33 Jahre alte Ying bestreitet ihre ersten Olympischen Spiele. Sie hatte 2010 die deutsche Staatsbürgerschaft erhalten und startet inzwischen für den polnischen Club KTS Zamek Tarnobrzeg.

Quelle: ntv.de

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