Deutsche Trainerin scheitert Jamaikas Frauen triumphieren im Bob-Streit
19.02.2018, 06:47 Uhr
Der Bob gehört bald Jamaika - Pilotin Jazmine Fenlator-Victorian darf starten.
(Foto: dpa)
Erstmals wollen Athletinnen aus Jamaika im olympischen Bob-Wettbewerb an den Start gehen. Trainiert werden sie von Ex-Pilotin Sandra Kiriasis - bis ein absurder Streit ausbricht. Die Deutsche will den Start verhindern, doch der Schlitten-Eigner hält dagegen.
Im Streit zwischen der früheren Bob-Pilotin Sandra Kiriasis und dem jamaikanischen Verband JBSF um den Schlitten des Frauenteams gehen der Olympiasiegerin von 2006 die Argumente aus. Auch der BSC Winterberg, bisheriger Eigner des Bobs, bestätigte nun den bevorstehenden Verkauf an die JBSF. Damit steht einem Start von Pilotin Jazmine Fenlator-Victorian in den Olympia-Rennen am Dienstag und Mittwoch nichts mehr im Wege.
"Frau Kiriasis hat den Bob für Jamaika nicht organisiert oder besorgt", teilte der Verein mit, mit Ausnahme der Übergabe sei der gesamte Prozess "über einen Dritten" gelaufen. Zudem sei Kiriasis "zu keiner Zeit 'Besitzerin' des Bobs" gewesen. Der BSC Winterberg hatte Jamaika den Bob im Vorfeld der Winterspiele in Pyeongchang leihweise zur Verfügung gestellt.
Jamaika kauft den Bob
Nach ihrem geräuschvollen Abgang aus dem Trainerteam des Karibik-Teams Anfang der vergangenen Woche bezeichnete Kiriasis sich als rechtmäßige Mieterin, die zwar nicht gezahlt, aber die Unterschrift geleistet habe. Daher forderte sie mit anwaltlicher Hilfe den Schlitten zurück. Dabei hätte sie auch in Kauf genommen, dass das erstmals für Olympia qualifizierte Frauenteam Jamaikas nicht starten kann.
Die Winterberger widersprechen nun deutlich: "Es existiert kein von Frau Kiriasis fristgerecht unterzeichneter Mietvertrag." Bei Anmietung im Dezember sei der 43-Jährigen das Schriftstück zugesandt worden. "Aufgrund der sich abzeichnenden Probleme" zwischen Kiriasis und dem Verband sei sie "ultimativ aufgefordert worden", den Vertrag bis zum vergangenen Donnerstagabend vorzulegen. Dies sei nicht geschehen.
Daher hat der Verein den Verkauf an die JBSF in die Wege geleitet, der Verband brachte die nötige Summe mit der finanziellen Hilfe der jamaikanischen Brauerei Red Stripe auf. "Es existiert ein unterschriebener Kaufvertrag", hieß es in der Mitteilung. Der Bob sei momentan noch Eigentum der BSC Winterberg Marketing GmbH, gehe aber mit Zahlung des Kaufpreises an die JBSF über.
"Sie war niemals obdachlos"
Zuvor hatte der jamaikanische Chef de Mission schwere Vorwürfe erhoben. "Sie verbreitet eine Menge Lügen", sagte Leo Campbell in einem Interview mit der "Welt" über Kiriasis. Die hatte der Zeitung berichtet, sie sei obdachlos durch Pyeongchang geirrt. "Sie war zum Beispiel niemals obdachlos. Als sie sich entschloss, hinzuschmeißen, half ihr der Verband, aus dem olympischen Dorf auszuziehen, indem wir ihr ein Auto und Umzugshelfer für ihre Ausrüstung zur Verfügung stellten. Dann mieteten wir ihr ein Fünf-Sterne-Studio-Apartment mit Zugang zum Spa-Bereich an. Wir bezahlen dafür immer noch jede Nacht 450 Dollar. Die Schlüssel hat sie immer noch", erklärte Campbell.
Kiriasis, die auch die kanadische Olympiasiegerin Kaillie Humphries privat als Bahntrainerin betreut, sprach zudem von einer entzogenen Akkreditierung. Auch das sieht der Verband anders. Campbell sagte: "Wir hatten ihre Akkreditierung auch nur abgeändert, was ihr aber immer noch Zugang zur Bahn erlaubt hätte. Gesperrt haben wir sie erst, nachdem Kiriasis mit den Medien gesprochen hatte. Das war der Grund."
Quelle: ntv.de, ara/sid/dpa