Radsport brutal in Rio Schwere Stürze überschatten Frauenrennen
08.08.2016, 01:29 Uhr
Annemiek van Vleuten - hier noch im Peloton.
(Foto: REUTERS)
Auch das Straßenrennen der Frauen beeinflussen schwere Stürze. Die Niederländerin van Vleuten kommt in Führung liegend zu Fall. Sie kracht mit dem Rücken auf einen Bordstein.
Der Horror-Sturz von Annemiek van Vleuten raubte Millionen Olympia-Fans an den TV-Schirmen den Atem. Die Niederländerin raste beim Straßenrennen zur Copacabana auf Goldkurs liegend die Abfahrt von der berüchtigten Vista Chinesa hinunter, als plötzlich ihr Hinterrad wegrutschte. Van Vleuten stürzte über den Lenker und krachte mit dem Rücken auf die Bordsteinkante. Dort blieb sie zunächst regungslos liegen.
Der Sturz war derart furchteinflößend, dass die Szene nicht in Zeitlupe wiederholt wurde. Erst nach bangen Minuten der Ungewissheit kam die zunächst zögerliche Entwarnung: Van Vleuten zog sich bei ihrem Sturz drei Knochenabsplitterungen an der Lendenwirbel und eine schwere Gehirnerschütterung zugezogen. Die 33-Jährige sei bei Bewusstsein, könne sprechen und sei trotz ihrer Lage klar im Kopf, teilte der niederländische Radsport-Verband (KNWU) mit. Van Vleuten müsse noch 24 Stunden auf der Intensivstation bleiben.
Während Millionen Fans in aller Welt noch um van Vleuten zitterten, jubelte im Ziel deren Teamkollegin Anna van der Breggen über ihren Olympiasieg. "Ich habe sie liegen gesehen und war sehr geschockt", berichtete sie, "aber dann kam Emma Johansson und sagte: 'Los, wir machen das für Annemiek!' Das hat mir geholfen, den Schalter umzulegen."
Deutsche reiben sich auf

Emma Johansson (SWE), Anna van der Breggen (NED), Elisa Longo Borghini (ITA): Silber, Gold, Bronze beim olympischen Straßenradrennen der Frauen.
(Foto: REUTERS)
Van der Breggen triumphierte nach 136,9 Kilometern im Sprint einer kleinen Gruppe vor der Schwedin Emma Johansson und der Italienerin Elisa Longo Borghini.
Die deutschen Fahrerinnen spielten in der entscheidenden Phase keine Rolle. Als beste Fahrerin fuhr Lisa Brennauer mit fast fünf Minuten Rückstand als 19. über den Zielstrich. Dabei hatten Worrack und Co. stundenlang keine Fluchtgruppe verpasst. Schon zu Beginn des schweren achteinhalb Kilometer langen und durchschnittlich 5,7 Prozent steilen Schlussanstiegs erübrigten sich die deutschen Medaillenhoffnungen.
Von Claudia Lichtenberg, der Giro-Siegerin von 2009, war nichts zu sehen. Die Kletterspezialistin war aber nicht die einzige Top-Fahrerin, die abreißen lassen musste. Auch London-Olympiasiegerin Vos und Mitfavoritin Lizzie Armitstead, um die es im Vorfeld wegen verpasster Dopingkontrollen Wirbel gegeben hatte, mussten früh abreißen lassen.
Hoffen auf die Einzelzeitfahren
Damit ist der Bund Deutscher Radfahrer, der im Frauen-Straßenrennen die erste Medaille seit 2004 angestrebt hatte, am Auftakt-Wochenende leer ausgegangen. Am Samstag hatte Emanuel Buchmann (Ravensburg) beim Sieg des Belgiers Greg van Avermaet einen achtbaren 14. Platz belegt.
Am Samstag war der italienische Kapitän Vincenzo Nibali auf Medaillenkurs liegend zu Fall gekommen und hatte einen Schlüsselbeinbruch erlitten, ebenso erging es dem Kolumbianer Sergio Henao, der sich das Becken brach. Dazu trug der Australier Richie Porte einen Schulterblattbruch davon. Das nutzte van Avermaet zum Sieg vor dem Dänen Jakob Fuglsang und dem Polen Rafal Majka. Die Deutschen blieben von schweren Stürzen verschont, spielten aber auch sonst keine Rolle.
Weiter geht es im Radsport am Mittwoch mit den Einzelzeitfahren der Männer und Frauen. Der dreimalige Zeitfahr-Weltmeister Tony Martin rechnet sich aufgrund der schweren Strecke aber allenfalls Chancen auf Bronze aus.
Quelle: ntv.de, bad/dpa/sid