Das wird für Olympia wichtig Wo schlummern die deutschen Gold-Hoffnungen?

Das Gold der Begierde: Um diese Medaille geht es bei den Spielen.

Das Gold der Begierde: Um diese Medaille geht es bei den Spielen.

(Foto: AP)

329 Mal Gold, Silber und Bronze - die Olympischen Spiele starten, knapp 11.000 Sportler sind dabei. Auch von den 427 Deutschen plus 44 Ersatzathleten haben einige gute Medaillenchancen. Wer sind sie, wo gibt es sie im TV zu sehen und wie sieht es in Paris aus? Alles Wichtige zu den Titelkämpfen in Paris, Frankreich - und auf Tahiti.

Worum geht's?

Knapp 11.000 Athletinnen und Athleten aus 206 Nationen sowie dem Refugee-Team, in dem Geflüchtete vereint sind, kämpfen in 32 Sportarten um Gold, Silber und Bronze. Insgesamt gibt es 329 Entscheidungen. Einige Teamsportarten sowie die Bogenschützen, Fußballerinnen und Fußballer sowie Rugby-Spieler legten schon in den zwei Tagen vor dem offiziellen Beginn an diesem Freitag los. Der letzte Wettkampftag ist der 11. August.

Wie groß sind Deutschlands Medaillenhoffnungen?

Schlechter als in Tokio sollte es bitte nicht werden. Gerade einmal zehn Goldmedaillen bedeuteten vor drei Jahren nur Platz neun im Medaillenspiegel - und das schlechteste Ergebnis seit der Wiedervereinigung. Zum Vergleich: 2016 waren es noch 17 Olympiasiege. Die Hoffnungen sind da, dass es in Paris mit einem zahlenmäßig ähnlich großen Aufgebot (470 Sportlerinnen und Sportler) wie in Atlanta 1996 (465) wieder bergauf geht. Allein in den Mannschaftssportarten sind die Aussichten aufgrund der vielen qualifizierten deutschen Teams etwa im Basketball und Handball oder im Hockey und Volleyball glänzend.

Nach seinem deutschen Rekord im Zehnkampf gilt Leo Neugebauer als aussichtsreicher Gold-Kandidat, Weitspringerin Malaika Mihambo würde ihren Olympiasieg von 2021 in Tokio gern wiederholen und auch Speerwerfer Julian Weber hat Chancen bei den Leichtathleten. Edelmetall wird zudem von den Reitern um Dressur-Doppelolympiasiegerin Jessica von Bredow-Werndl und dem dreifachen Olympiasieger in der Vielseitigkeit, Michael Jung, erwartet, auch die Ruderer mit Oliver Zeidler und die Kanuten peilen Medaillen an. In den Teamsportarten träumt neben den beiden Hockeyteams auch Basketball-Weltmeister Deutschland von einem Coup - genau wie die Fußballerinnen. Alexander Zverev würde gern sein zweites Mal Gold mitnehmen, ebenso wie Schwimmer Florian Wellbrock. Auch für Lukas Märtens, Angelina Köhler und Leonie Beck scheinen Schwimm-Medaillen möglich.

Wer sind die größten Stars der Spiele?

Vor allem die US-Basketballer reisen mit einem beeindruckenden Aufgebot internationaler Größen an. LeBron James, Stephen Curry und Kevin Durant peilen Gold an. Nicht weniger prominent geht es beim Tennis zu: Novak Djokovic und Rafael Nadal wollen den nächsten Coup von Tokio-Olympiasieger Alexander Zverev verhindern. Großes Star-Potenzial bringen auch Ausnahme-Turnerin Simone Biles aus den USA, Marathon-Ikone Eliud Kipchoge aus Kenia, US-Sprintstar Noah Lyles oder die amerikanische Schwimmerin Katie Ledecky mit. Fußball-Legende Marta ist mit den Brasilianerinnen noch einmal dabei, der deutsche Tischtennis-Altmeister Timo Boll ist vor allem auch in China ein gefeierter Held.

Welche Sportarten sind neu dabei?

Erstmals werden Medaillen im Breakdance vergeben, wo sogenannte B-Boys und B-Girls in Tanz-Duellen gegeneinander antreten. Neu sind auch die Disziplinen Kitesurfen im Segeln und die Marathon-Staffel im Gehen. Im Sportklettern besteht der Kombinations-Wettbewerb nur noch aus Bouldern und Lead. Speed wird zu einer eigenen Disziplin. Ebenfalls werden eine neue Gewichtsklasse beim Frauenboxen, Extrem-Kajak und ein Mixed-Event beim Schießen eingeführt. Baseball, 50 Kilometer Gehen oder Karate sind nicht mehr im Programm. Bei den Gewichthebern wird es einige Disziplinen weniger geben.

Wo finden die Wettkämpfe statt?

Der überwiegende Teil der Wettkampfstätten befindet sich im Großraum Paris, teilweise vor malerischen Kulissen. Beachvolleyball wird im Schatten des Eiffelturms gespielt, die Reiter und modernen Fünfkämpfer sind in den Gärten des Schloss Versailles gefordert. Handballer und Basketballer absolvieren Teile ihrer Wettkämpfe in einem umgebauten Stadion in Lille, das olympische Fußballturnier steigt im ganzen Land von Nizza bis Nantes. Und gesurft wird "am anderen Ende der Welt" in Französisch-Polynesien vor der Küste Tahitis - 16.000 Kilometer entfernt von Paris.

Dürfen Russen teilnehmen?

Russen und Belarussen dürfen aufgrund des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine nur unter neutraler Flagge starten. Ihre Nationalhymne wird nicht gespielt, nationale Symbole und Fahnen sind für sie ebenso untersagt. Teams bleiben ausgesperrt. Nicht ausgeschlossen ist, dass Ukrainer und Russen in Wettkämpfen aufeinandertreffen, was die Sommerspiele zweifellos politisieren würde. Für eine Zulassung dürfen die russischen Athleten keine Verbindung zur Armee und den Sicherheitsorganen haben und nicht aktiv ihre Unterstützung für den Krieg in der Ukraine gezeigt haben. Für die Prüfung der Zulassungsbedingungen hat das Internationale Olympische Komitee eine dreiköpfige Kommission eingerichtet. Insgesamt haben nur wenige Sportler aus beiden Ländern die Starterlaubnis für Paris erhalten.

Allerdings berichtet kurz vor dem Start der Spiele die Menschenrechtsorganisation Global Rights Compliance, dass 10 der 15 als "neutral" deklarierten Sportlerinnen und Sportler aus Russland gegen die Auflagen des IOC verstoßen haben: Sie hätten den Angriffskrieg auf die Ukraine unterstützt, oder seien mit dem Militär verbunden. Trotz "klarer Beweise für Verstöße" habe das IOC nicht im Einklang mit den eigenen Regeln gehandelt und die Tennisspieler, Radsportler, Kanuten, Trampolinturner und Schwimmer eingeladen, schrieben die Anwälte von Global Rights Compliance.

Wie sieht die Sicherheitslage aus?

Die terroristische Bedrohung bleibt in Frankreich "extrem hoch", wie Innenminister Gérald Darmanin bestätigt hatte. Frankreich hatte im März die höchste Terrorwarnstufe ausgerufen. Ende Mai vereitelten Ermittler Pläne für einen islamistischen Terroranschlag auf ein Fußballspiel während der Olympischen Spiele. Weitere Festnahmen in Zusammenhang mit möglichen Terrorplänen hatte es Anfang Juli gegeben. Etwa 70.000 Sicherheitskräfte sollen rund um Olympia zum Einsatz kommen, darunter rund 35.000 Polizisten und 15.000 Soldaten. Andere Länder wie Deutschland schicken ebenfalls Personal nach Frankreich.

Die Eröffnungsfeier stellt die Behörden diesmal vor besondere Herausforderungen. Die Spiele werden nicht im Stadion, sondern in der Innenstadt auf der Seine eröffnet. Überhaupt bedeuten die Spiele für die Einwohner viele Einschränkungen, viele Straßen sind nur noch mit Bescheinigungen passierbar. Mit dem Sieg des neuen Linksbündnisses bei der Wahl ist zumindest die Sorge verflogen, dass es zu anhaltenden Krawallen und Unruhen in Frankreich bis hinein in die Zeit der Olympischen Spiele kommt.

Welche TV-Sender und Livestreams zeigen die Wettkämpfe?

Die Sommerspiele werden in der ARD, im ZDF und bei Eurosport gezeigt. Das Zweite beginnt bereits am 25. Juli mit dem ersten Übertragungstag vom Fußballturnier der Frauen. Die ARD ist am Freitag mit der Eröffnungsfeier und am Samstag mit dem ersten Wettkampftag dran. Danach wechseln sich die beiden Sender täglich ab und bieten zusammen 240 Stunden in ihren Hauptprogrammen, die Übertragungen starten jeweils gegen 7.30 Uhr und enden um Mitternacht. In den Mediatheken der Sender ist das Programm noch größer: Auf bis zu zehn parallelen Livestreams zeigen sie knapp 1500 Stunden Olympia, verpasste Entscheidungen sind hinterher auch "on demand", also zeitversetzt, abrufbar. Eurosport verspricht sogar ein 24-Stunden-Programm. Die kostenpflichtige Streamingplattform Discovery+ zeigt mehr als 3800 Stunden Live-Sport mit allen 329 Medaillenentscheidungen.

Gibt es noch Tickets für die Spiele?

Verbraucherschützer warnen Kurzentschlossene eindringlich vor dem Kauf von Tickets direkt vor Ort von Einzelpersonen, da Betrüger versuchen würden, so Geld zu machen. Empfohlen wird, Tickets ausschließlich auf der offiziellen Olympia-Verkaufswebsite oder auf der offiziellen Wiederverkaufswebsite zu erwerben. Auf dieser können seit Mitte Mai bereits gekaufte Karten an Interessierte weiterverkauft werden. Für viele Wettbewerbe sind die Tickets bereits weitestgehend oder vollständig vergriffen. Wer doch noch in Frankreich dabei sein will, braucht deswegen neben dem nötigen Geld auch Glück. Die günstigsten Eintrittskarten für Qualifikationswettbewerbe gab es ursprünglich für 24 Euro, für die teuersten Karten waren 980 Euro pro Person veranschlagt.

Quelle: ntv.de, ara/dpa/sid

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