Mit Killerinstinkt, EM-Glück und Merkel Löws Team will Granit-Griechen knacken
22.06.2012, 13:38 Uhr
Nicht nur die Übermacht der Perser hat sich bereits vor 2500 Jahren die Zähne an den Hellenen ausgebissen. Wunder gibt es immer wieder - hoffen zumindest die Griechen.
(Foto: picture-alliance / dpa/dpaweb)
Deutschland spielt heute im Viertelfinale der EM gegen Griechenland, schiefgehen kann dabei nichts. Kanzlerin Merkel sitzt ja in Danzig auf der Tribüne. Thomas Müller freut sich wie Bolle und Sami Khedira ist sogar ein Fan von ihr. Ansonsten erwartet Bundestrainer Löw einen "Kampf auf Biegen und Brechen". Mit Deutschland als Sieger.
Sport hat ja nichts mit Politik zu tun, sagen die Sportler, aber wenn die deutschen Fußballer heute im Viertelfinale der Europameisterschaft gegen Griechenland spielen (20.45 Uhr / n-tv.de-Liveticker), scheint das doch so zu sein. Angela Merkel zum Beispiel, Bundeskanzlerin und, wie Mittelfeldspieler Mesut Özil zu berichten wusste, eine "coole Person", wird im Danziger Bernsteinstadion auf der Tribüne sitzen und der DFB-Elf die Daumen drücken. Eingeladen hat sie der polnische Ministerpräsident Donald Tusk.
Und auf der Tribüne könnte sie in Zeiten des rigiden Sparkurses den neuen griechischen Regierungschef Antonis Samaras treffen. "Ich würde mich von meiner Seite aus freuen, wenn er auch nach Danzig käme", ließ Merkel verlauten. Vielleicht erzählt sie ihm dann, wie das so war, am Nachmittag vor dem Anpfiff, als sie sich in Rom mit Italiens Regierungschef Mario Monti, dem spanischen Ministerpräsidenten Mariano Rajoy und Frankreichs Präsidenten François Hollande traf, um über die europäische Schuldenkrise zu beraten. Oder die Bundeskanzlerin fragt Antonis Samaras, warum sie in Griechenland so unbeliebt ist. Vielleicht reden sie aber auch über Fußball. Soll ja verbinden. Joachim Löw jedenfalls sagt: "Die Politik bleibt heute außen vor." Ist ja auch nicht sein Job als Bundestrainer.
"Sind auf die Griechen gut vorbereitet"
Für ihn und seine Mannschaft geht es darum, gegen vermutlich sehr defensive Griechen das Halbfinale zu erreichen, das am kommenden Donnerstag in Warschau stattfindet. Und Joachim Löw gibt sich so ruhig und optimistisch, wie er es nicht erst seit Turnierbeginn konsequent tut. "Wenn wir unsere innere Stärke zeigen und an unsere Qualitäten glauben, bin ich überzeugt, dass wir als Sieger vom Platz gehen. Dann sind wir stark genug. Wir sind auf die Griechen gut vorbereitet." Ansonsten erwartet er "einen Kampf auf Biegen und Brechen".
Aufstellungen
Deutschland: Neuer - Boateng, Hummels, Badstuber, Lahm - Khedira, Schweinsteiger - Reus, Özil, Schürrle - Klose
Griechenland: Sifakis - Torosidis, Sokratis, Kyriakos Papadopoulos, Tzavellas - Katsouranis, Maniatis - Salpingidis, Makos, Samaras - Gekas
Schiedsrichter: Skomina (Slowenien)
Schon nach dem letzten Gruppenspiel gegen Dänemark im ukrainischen Lemberg hatte der Bundestrainer den Gegner als hartnäckige Meister der Effizienz geadelt. "Die Griechen haben im Laufe des Turniers drei Torchancen gehabt und daraus drei Tore gemacht." Ansonsten hat er Respekt vor der Defensive. "Da beißt man auf Granit." Gestern in Danzig sagte er dann noch das, was jeder Trainer in so einer Situation sagt: "Wir werden eines nicht tun: sie unterschätzen."
Deswegen wird Joachim Löw im Viertelfinale vermutlich auch seine Offensive ändern. Zumindest wird Miroslav Klose wohl für Mario Gomez spielen. Auch eine Neubesetzung der Außenpositionen liegt im Bereich des möglichen. Hier könnte der Gladbacher Marco Reus für Thomas Müller und der Leverkusener André Schürrle für Lukas Podolski stürmen.
"Philosophie, nach vorne zu spielen, bleibt"
In der Zentrale soll Spielmacher Mesut Özil aber endlich explodieren, wie auch immer das aussehen mag. Der Bundestrainer hat es jedenfalls angekündigt. Und Mario Gomez möchte als Mittelstürmer das machen, was er bei diesem Turnier bereits dreimal gemacht hat, nämlich ein Tor schießen. Er und seine Kollegen sollen, wie es der Bundestrainer formulierte, bei den Chancen "Killerinstinkt zeigen. Wir müssen im letzten Drittel viel laufen, Tempo machen. Wir werden Mittel und Wege finden". Eines aber stehe fest: "Die Philosophie, nach vorne zu spielen, bleibt unverändert."
Bastian Schweinsteiger glaubt gar, "dass es nur an uns liegt, ob wir gewinnen oder nicht". Er hat, sagt er zumindest, ein gutes Gefühl. Für das Spiel heute. Aber auch, dass die deutsche Mannschaft gar Europameister wird. Er spürt, "dass da was entsteht", und hat "einen großen Drang in mir, ein perfektes Spiel zu liefern. Ich hoffe, dass wir dem gegen Griechenland nahekommen". Auch Sami Khedira verschwendet "keinen Gedanken daran, dass etwas schiefgehen kann". Und er freut sich, dass Angela Merkel auf der Tribüne sitzt. "Wir sind auch ein Fan von ihr. Sie scheint Glück zu bringen. Das hat sie schon ein paar Mal bewiesen. Sie gibt uns ein gutes Gefühl. Ihr Besuch zeigt, dass wir ein Land sind."
Auch Thomas Müller ist ganz aus dem Häuschen: "Das ist toll, dass auch von der politischen Ebene Unterstützung kommt." Aber sonst hat Sport nichts mit Politik zu tun.
Quelle: ntv.de