Apple-Konkurrenz beim MWC Die iPhone-Gegner stehen bereit
29.01.2015, 12:37 Uhr
Auf dem MWC in Barcelona treten die iPhone-Konkurrenten an.
(Foto: kwe)
Apple bricht mit seinen iPhones alle Verkaufsrekorde, doch die Konkurrenz schläft nicht: Beim Mobile World Congress zeigen Samsung, HTC und andere ihre neuen Topmodelle. Doch ist darunter auch ein echter iPhone-Killer?
Wenn Anfang März der Mobile World Congress (MWC) in Barcelona startet, wird Apple wie jedes Jahr nicht dabei sein. Der MWC gilt als wichtigste Mobilfunkmesse des Jahres, andere namhafte Smartphone-Hersteller nutzen das Branchentreffen jedoch als Bühne für ihre neuen Flaggschiffe. Mit einem neuen iPhone ist zwar erst im Herbst zu rechnen, doch auf dem MWC zeigt die Konkurrenz aus dem Android-Lager, mit welchen Mitteln sie die Vorherrschaft des iPhones auf dem Smartphone-Markt angreifen wollen.
Galaxy S6: Samsungs Neuanfang?
Die größte Aufmerksamkeit des MWC bekommt wie immer Samsung. Die Gewinne sind zuletzt zwar gesunken, dennoch verkauft kein Hersteller derzeit mehr Smartphones, die Galaxy-S-Reihe setzt Branchenstandards für die Android-Plattform. Entsprechend gespannt wird das Galaxy S6 erwartet, das voraussichtlich auf dem MWC vorgestellt wird, vermutlich am 2. März. Mit Informationen zum nächsten Top-Modell hält sich Samsung bislang zurück, doch die Gerüchte weisen alle in eine ähnliche Richtung: Das S6 könnte einen Neuanfang für Samsungs Premium-Linie markieren. Im Gespräch sind ein Gehäuse aus hochwertigen Materialien wie Aluminium und Glas statt wie bisher aus Kunststoff, ein fest verbauter Akku und der Verzicht auf einen microSD-Steckplatz. Damit würde sich Samsung gleich von drei bislang gültigen Standards verabschieden, doch mit Modellen wie dem Galaxy Alpha, dem Note Edge und der A-Serie hat Samsung gezeigt, dass es offen für Veränderungen ist.
Außerdem im Gespräch: Eine radikale Schlankheitskur für die als überladen und speicherhungrig geltende Benutzeroberfläche TouchWiz, eine zweite S6-Version mit abgerundeten Displayseiten, ähnlich dem Galaxy Note Edge, und ein verbesserter Fingerabdruck-Scanner. Wie viel davon Wunschdenken ist und wie weit Samsung tatsächlich bereit ist, sich auch in seiner Flaggschiff-Reihe zu verjüngen und bisherige Grundsätze zu überdenken, wird bis zum Ende offen bleiben. Auch bei den Vorgängern des S6 traf nicht alles so ein, wie es im Vorfeld vermutet wurde. Die Koreaner schafften es bislang immer, sich Überraschungen für die Präsentation aufzubewahren.
HTC One M9: Glas und Metall
Mit Spannung wird auch die Präsentation von HTCs neuem Spitzenmodell erwartet: Im vergangenen Jahr kamen die Taiwaner ohne Highlight zur Messe, das One M8 wurde erst ein paar Wochen später vorgestellt. Dieses Jahr aber könnte HTC für einen der MWC-Höhepunkte sorgen. Für den 1. März ist eine Veranstaltung angesetzt, in deren Rahmen möglicherweise das One M9 gezeigt wird. HTCs Oberklasse hat in den Augen vieler Kritiker das, was Samsung bislang fehlt: hochwertige Materialwahl und edles Design. Die Smartphones im Alu-Mantel wurden nicht zuletzt deshalb in der Vergangenheit als echte Android-Alternativen zum iPhone gehandelt.
Bisherigen Informationen zufolge soll das neue One mit dem Codenamen "Hima" den hohen Standard halten, bei gleicher Displaygröße aber kompakter werden als noch sein Vorgänger, was unter anderem durch schmalere Displayränder erreicht werden soll. Am Aluminiumgehäuse wird laut "HTC Source" festgehalten, die Front soll dieses Mal aber komplett aus Glas bestehen und die Stereolautsprecher dezent hinter schmalen Schlitzen ober- und unterhalb des Displays verschwinden, ähnlich wie beim von HTC gefertigten Google-Tablet Nexus 9. Das bestätigt auch ein über Twitter veröffentlichtes Bild des bekannten Leakers Evan Blass, auf dem neben dem M9 eventuell auch ein größeres M9 Plus zu sehen sein ist. Bei der Kamera könnte HTC wieder einen neuen Weg einschlagen. Mit dem ersten One kamen die besonders lichtempfindlichen Ultrapixel, mit dem zweiten One die Dual-Kamera – beides interessante Neuerungen, die aber weder bei Kritikern noch bei Käufern den gewünschten positiven Effekt hatten. Einem Benchmark-Ergebnis zufolge, das "Nowhereelse" veröffentlicht hat, bekommt beim neuen One jetzt nur die Frontkamera einen Ultrapixel-Sensor, während die Hauptkamera mit einem gewöhnlichen 20-Megapixel-Sensor ausgestattet wird.
Huawei Mate 7 Compact
Wenn es nach dem Aussehen geht, kam bislang kaum ein großer Hersteller dem iPhone so nah wie Huawei mit dem Ascend P6 und dem Ascend P7. Was manche als schamlose Kopie empfanden, war für andere schlicht gelungenes Design. Huaweis Flaggschiff-Reihe kann in Sachen Leistung zwar nicht ganz mit der Android-Champions-League mithalten, doch im Preis-Leistungs-Vergleich belegen die China-Smartphones stets die oberen Plätze. Highlights des im Mai 2014 vorgestellten P7 waren das Gehäuse aus Glas mit Aluminiumrahmen und eine 8-Megapixel-Frontkamera. Im Herbst schob Huawei das Ascend Mate 7 nach, das durchweg positive Kritiken bekam und schnell als eines der besten Geräte seiner Größenklasse gehandelt wurde. Ein gutes Display im kompakten Gehäuse aus Aluminium, ein durchdacht umgesetzter Fingerabdruck-Scanner und ein starker Akku für einen vergleichsweise niedrigen Preis – so konnte Huawei die Kritiker überzeugen.
Für den MWC werden derzeit zwei mögliche Huawei-Neuvorstellungen gehandelt. Mit dem Mate 7 Compact könnten die Chinesen laut "HDBlog" eine etwas kleinere Variante des 7-Zoll-Phablets vorstellen. Erste Fotos bei Twitter zeigen das vermeintliche Kompakte bereits, das mit einem 5,5-Zoll-Display immer noch Phablet-Größe hat. Weitere Informationen gibt es bislang nicht, doch auch vom potenziellen Nachfolger des P7 sind schon Fotos aufgetaucht. Das P8 soll ein 5,2 Zoll großes Display mit sehr schmalen Rändern haben und aus hochwertigen Materialien gefertigt sein. Gerüchten zufolge könnte es einen Rahmen aus Aluminium und eine Rückseite aus Keramik haben, eine Kombination, die es so bisher noch nicht gab. Das P8 wird nach Berichten von "Phonearena" und "Techradar" wahrscheinlich am 15. April in London vorgestellt.
Sony, Oppo, Xiaomi, ZTE - und kein Windows-Flaggschiff
Auf die Kombination aus Glas und Aluminium setzt auch Sony bei seinen Spitzenmodellen. Der japanische Hersteller, der zuletzt im Halbjahrestakt neue Premium-Geräte auf den Markt brachte, könnte sich in diesem Jahr etwas mehr Zeit nehmen – das Xperia Z4 wird laut "Xperiablog" nicht auf dem MWC präsentiert, stattdessen ist von einer Vorstellung im Mai die Rede. Was zu erwarten ist, scheint aber weitgehend klar. Für das Z4 wird Sony voraussichtlich am bekannten Design festhalten: Vorder- und Rückseite sind aus Glas, ein Aluminiumrahmen umfasst das Gehäuse. Beim Xperia Z3 war er leicht gewölbt – ähnlich wie beim iPhone 6 und 6 Plus.
Neben Huawei, das mit seinen Smartphone-Verkäufen auf dem Weltmarkt inzwischen hinter Samsung und Apple an dritter Stelle steht, lohnt sich auch noch ein Blick auf die chinesischen Hersteller Oppo, Xiaomi und ZTE. Oppos Oberklasse "Find" vereint Top-Technik, gute Verarbeitung und innovative Software-Features zu günstigen Preisen, die experimentellen N1 und N3 hatten eine berührungsempfindliche Rückseite und eine nach vorne drehbare Kamera, das R5 ist ein flaches und schickes Design-Gerät. In Europa sind die Smartphones bislang nur über den Online-Shop von Oppo zu bekommen und sind zudem nicht mehr ganz taufrisch. Auf dem MWC könnte Oppo vielleicht Nachfolger-Modelle zeigen.
iPhone-Klon für 300 Dollar
Ähnliches gilt für Xiaomi: Der chinesische Smartphone-Gigant ist in seinem Heimatland äußerst erfolgreich und feiert regelmäßig Verkaufsrekorde, doch einen Sprung nach Europa hat Xiaomi noch nicht geplant. Bislang sind die Smartphones nur in inoffiziellen Online-Shops zu bekommen. Erst kürzlich erteilte Hugo Barra, Xiaomi-Vizepräsident und ehemaliger Vizechef von Googles Android-Abteilung, der Hoffnung auf eine baldige Europa-Expansion im Gespräch mit der "BBC" eine Absage. Geräte wie das kürzlich vorgestellte Mi Note oder das aktuelle Top-Smartphone Mi4 können aber schon jetzt mit den Premium-Modellen der etablierten Hersteller mithalten. Das Mi Note, ein edles 5,7-Zoll-Phablet, wird mitunter als Konkurrent für das iPhone 6 Plus gehandelt.
Am nächsten dran am iPhone ist aber ein neues Gerät von ZTE. Der chinesische Hersteller ist in Deutschland ein eher unbeschriebenes Blatt, doch wer ein Smartphone im Apple-Look will, ohne gleich 700 Euro oder mehr auszugeben, ist mit dem Blade S6 am besten bedient. Das 5,5-Zoll-Phablet lässt mit seinem Aluminiumgehäuse, der Kamera in der linken oberen Ecke und dem mittig platzierten Home-Button unterhalb des Displays ziemlich deutlich erkennen, wer beim Design Pate gestanden hat: das iPhone 6 Plus. Laut ZTE soll das Blade S6 auch nach Deutschland kommen, der Verkaufspreis unter 300 Euro liegen.
Wer statt Android lieber auf Windows Phone setzt, darf in den MWC keine großen Hoffnungen stecken: Ein neues Flaggschiff für Microsofts mobiles Betriebssystem wird es auf der Messe voraussichtlich noch nicht zu sehen geben. Microsoft arbeitet aktuell mit Hochdruck an der Fertigstellung von Windows 10. Die Software soll alle Plattformen vereinen und auf Smartphones, Tablets und Computern laufen. Ein neues Spitzenmodell aus Lumia-Reihe wird wahrscheinlich zeitgleich zur Veröffentlichung von Windows 10 erscheinen.
Quelle: ntv.de, jwa