Analyse der Bertelsmann Stiftung Alternde Gesellschaft erhöht Druck auf deutsche Staatsfinanzen
18.11.2021, 10:14 UhrDie Alterung der Gesellschaft erhöht einer Studie zufolge den Druck auf die Staatsfinanzen in Deutschland. Diese seien ohne Reformen langfristig nicht tragbar, heißt es am Donnerstag in einer Analyse des Bochumer Sozial- und Finanzexperten Martin Werding für die Bertelsmann Stiftung.
Derzeit machten die Beitragssätze der Sozialversicherungen 39,8 Prozent der beitragspflichtigen Einkommen aus. Ohne Reformen drohe dieser Anteil bis 2035 auf 47,9 Prozent zu steigen. Mit dem Übergang der Baby-Boomer-Generation in die Rente verschlechtere sich das Verhältnis von Beitragszahlern und Rentnern. Noch stünden 100 Menschen im erwerbsfähigen Alter 35 Rentnern oder Pensionären gegenüber. Bis 2035 seien es 48 Rentnerinnen und Rentner.
"Die Alterung der Bevölkerung wird zu einer gefährlichen Belastungsprobe für Staatsfinanzen und Sozialsysteme", sagte Andreas Esche, Experte der Bertelsmann Stiftung. "Die Veränderungen kommen schleichend und verschleiern den Zeitdruck für notwendige Reformen." Wegen höherer Abgaben dürften die Bruttolöhne und damit die Arbeitskosten insgesamt stark steigen. Dies könnte dann trotz Fachkräftemangels zu einer sinkenden Nachfrage nach vor allem ungelernten Arbeitskräften führen. In der Folge könnte die Arbeitslosigkeit deutlich steigen und so für schwindende Einnahmen für alle Zweige der Sozialversicherung sorgen. Letztlich dürfte die Staatsverschuldung von rund 66,7 Prozent der Wirtschaftskraft bis 2035 auf 71,5 Prozent klettern.
Um gegenzusteuern plädiert die Bertelsmann Stiftung für mehr Zuwanderung von Fachkräften und einen leichteren Zugang für Frauen zum Arbeitsmarkt - etwa durch bessere Betreuungsmöglichkeiten von Kindern. "Die Anhebung des Renteneintrittsalters stellt einen weiteren Hebel dar, indem zumindest ein Teil der gestiegenen Lebenserwartung in eine verlängerte Erwerbsphase übersetzt wird."
Quelle: ntv.de, RTS