Fast 195.000 Betroffene 2018 Jeder siebte Erwerbsminderungsrentner auf Sozialhilfe angewiesen
02.06.2020, 12:02 UhrIn Deutschland ist einem Bericht zufolge jeder siebte Erwerbsminderungsrentner zusätzlich auf Sozialhilfe angewiesen.
Die Zahl der Betroffenen stieg seit 2005 von knapp 78.000 auf fast 195.000 im Jahr 2018, wie die "Neue Osnabrücker Zeitung" am Dienstag aus einer Antwort des Bundesarbeitsministeriums auf eine Linken-Anfrage berichtete. Aktuellere Zahlen hat das Ministerium demnach noch nicht.

Eine Frau zählt die Münzen in ihrer Hand. Foto: Sebastian Willnow/dpa-Zentralbild/dpa/Symbolbild
(Foto: Sebastian Willnow/dpa-Zentralbild/dpa/Symbolbild)
2005 erhielten dem Bericht zufolge nur 6,4 Prozent der Erwerbsminderungsrentner zusätzlich Grundsicherung, um über die Runden zu kommen. Bis 2015 hatte sich die Quote demnach auf 15,4 fast verdreifacht, 2018 lag sie immer noch bei 15 Prozent. Bei voller Erwerbsminderung erhielten Rentner 2018 monatlich 776 Euro. Seit 2011 war der Betrag stetig leicht angestiegen - um insgesamt 76 Euro binnen sieben Jahren, wie aus der Antwort dem Bericht zufolge weiter hervorgeht. Zwar wurde die Erwerbsminderungsrente 2019 reformiert. Von höheren Bezügen profitieren aber nur Neurentner.
"Auch der moderate Anstieg der Erwerbsminderungsrente in den letzten Jahren kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass die durchschnittliche Rente noch immer unter der Grundsicherungsschwelle liegt", sagte die Linken-Abgeordnete Sabine Zimmermann der Zeitung. "Sie reicht schlicht nicht zum Leben." Das könne auch den Ehepartner in Armut stürzen, "der mit seinem Einkommen einstehen muss, bevor die Grundsicherung greift".
Zimmermann forderte "eine grundlegende Kehrtwende in der Rentenpolitik". Das Rentenniveau müsse wieder auf 53 Prozent erhöht, die Abschläge bei Erwerbsminderungsrenten müssten abgeschafft werden. "Krankheit ist ein Schicksal, das nicht noch zusätzlich bestraft werden darf", betonte die Linken-Politikerin. "Ebenso wichtig ist: Verbesserungen bei der Zurechnungszeit müssen auch denen zugutekommen, die schon eine Rente beziehen."
Quelle: ntv.de, AFP