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Finale Abstimmung Klimaschutz in der Schifffahrt: Internationale Regelung soll CO2-Emissionen senken

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(Foto: picture alliance / CHROMORANGE)

Ob Containerschiffe, Tanker oder Autofrachter: Die internationale Schifffahrt ist nicht nur unentbehrlich für die weltweiten Handelsströme, sondern stößt auch erhebliche Mengen Treibhausgase aus, die den Klimawandel weiter anheizen. Künftig soll eine Bepreisung der CO2-Emissionen dafür sorgen, dass die Schiffe verstärkt auf weniger klimaschädliche Kraftstoffe umgerüstet werden. Bei der Internationalen Seeschifffahrts-Organisation (IMO) in London, einer Sonderorganisation der Vereinten Nationen, steht in dieser Woche die finale Abstimmung dazu an.

Auf die neuen Regeln, die ab 2027 greifen sollen, hatte sich die IMO grundsätzlich bereits im April festgelegt. Sie betreffen große Schiffe mit mehr als 5000 Tonnen (bezogen auf die sogenannte Bruttoraumzahl), die nach Angaben der IMO 85 Prozent der gesamten CO2-Emissionen der internationalen Schifffahrt verursachen. Diese wiederum ist für fast drei Prozent aller weltweiten Treibhausgase verantwortlich - und rangiert damit sogar vor dem Anteil großer Industrienationen wie beispielsweise Deutschland.

Um diese Treibhausgasemissionen zu senken und bis 2050 perspektivisch auf Null zu reduzieren, sollen in der internationalen Schifffahrt künftig Kraftstoffe eingesetzt werden, bei deren Verbrennung weniger Treibhausgase in die Atmosphäre gelangen. Wenn die Schiffe dabei unterhalb einer vorgegebenen Schwelle liegen, etwa weil sie bereits auf alternative Kraftstoffe setzen, sollen sie von dem neuen System profitieren. Umgekehrt werden sie zur Kasse gebeten, wenn sie oberhalb des von der IMO gesteckten Pfades liegen.

Konkret werden bei einer Verfehlung des von der IMO festgelegten Leitziels im Zeitraum von 2028 bis 2030 zunächst 100 Dollar (derzeit rund 86 Euro) pro Tonne ausgestoßener CO2-Äquivalente fällig; reißen die Schiffe gar das sogenannte "Base Target" (Basisziel), sind es 380 Dollar je Tonne Treibhausgas. Wird das Leitziel dagegen übererfüllt, generieren die Schiffe damit Zertifikate, die dann mit denjenigen Schiffen, die das Basisziel verfehlen, gehandelt werden können.

Die Innerhalb dieses Systems eingenommenen Gelder sollen dann über den sogenannten IMO-Netto-Null-Fonds (IMO Net-Zero Fund) auch für die Erforschung neuer Kraftstoffe und Technologie verwendet werden und außerdem die Auswirkungen für finanzschwächere Länder und kleinere Inselstaaten abmildern, die überproportional unter der Erderwärmung leiden. Schätzungen zufolge könnte sich das Volumen des Fonds auf jährlich zehn bis zwölf Milliarden Dollar belaufen.

Bei der Abstimmung im April hatte es eine deutliche Mehrheit für die neuen Vorgaben gegeben: 63 Staaten sprachen sich für das CO2-Preissystem aus, darunter neben China, Indien, Japan und Brasilien auch die Europäische Union. 16 Staaten stimmten dagegen, darunter große Ölproduzenten wie Saudi-Arabien, Russland und die Vereinigten Arabischen Emirate.

Die USA, die am Freitag zudem mit Sanktionen und anderen Strafmaßnahmen gegen Länder drohten, die für das Rahmenwerk stimmen, hatten im April nicht an der Abstimmung teilgenommen. Die pazifischen Inselstaaten enthielten sich, da sie den Vorschlag für unzureichend halten, um die Schifffahrt bis 2050 CO2-neutral zu machen.

Für nicht ausreichend zur Eindämmung der menschengemachten Erderwärmung halten auch Umweltschützer die derzeitigen Reduktionsvorgaben. Gleichwohl stößt das Vorhaben eines international bindenden Vertrags ebenso wie das CO2-Bepreisungssystem verbreitet auf Zustimmung.

Sollte der Umweltausschuss der IMO das Vorhaben auf seiner am Dienstag beginnenden Sondersitzung billigen und das Maßnahmenpaket damit die letzte Hürde nehmen, dann wäre dies "ein historischer Durchbruch für Multilateralismus und Klimaschutz zugleich", sagte etwa am Montag Experte Lukas Leppert von der Umweltschutzorganisation Nabu. "Die Schifffahrt darf kein blinder Fleck im Klimaschutz bleiben", forderte er.

Der Verband Deutscher Reeder setzt insbesondere darauf, dass es statt eines Nebeneinanders regionaler Vorgaben künftig einheitliche globale Regeln geben könnte. "Wer echten Fortschritt will, braucht weltweite Regeln", erklärte Hauptgeschäftsführer Martin Kröger im Vorfeld der Abstimmung. "Nur globale Vorgaben schaffen Planungssicherheit, faire Wettbewerbsbedingungen und bringen den Klimaschutz wirklich voran."

Das Ergebnis des IMO-Umweltausschusses soll nun voraussichtlich am Freitag bekanntgegeben werden. Nötig für eine Annahme ist eine Zweidrittelmehrheit, die im April klar erreicht worden war; ein Vetorecht einzelner Mitglieder gibt es nicht.

Quelle: ntv.de, AFP

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